305-mm-Haubitze M1915

305-mm-Haubitze M1915


Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung 305-mm-Haubitze M1915
Entwickler/Hersteller Obuchow-Werk
Entwicklungsjahr 1914
Produktionsstart 1915
Stückzahl 42
Technische Daten
Kaliber 305 mm
Kaliberlänge 20
Gewicht in
Feuerstellung
63.900 kg
Kadenz 0,3 Schuss/min

Die 305-mm-Haubitze M1915 (russ. 305-мм гаубица образца 1915 года, GAU-Index 52-G-724) war eine schwere russische bzw. sowjetische Haubitze.

Geschichte

Die Haubitze wurde ursprünglich als Küstengeschütz im Auftrag des russischen Marineministeriums im Obuchow-Werk (russisch Обуховский завод) in Sankt Petersburg entwickelt, aber nach Fertigkonstruktion anschließend bei der russischen Armee als schweres Steilfeuergeschütz eingeführt. Nach erfolgreichen Tests wurde im Juli 1915 von der Hauptverwaltung für Artillerie entschieden, die 305-mm-Haubitze in Dienst zu stellen. Die erste Bestellung von acht Haubitzen für je 271.500 Rubel folgte am 13. August. Die zweite Bestellung vom 2. November umfasste vier Haubitzen und die dritte, vom 26. Januar 1916, 36 Haubitzen. Bis zum 1. November 1917 wurden davon 42 Haubitzen in Dienst gestellt. Außerdem bestellte die Hauptverwaltung für Artillerie zusätzlich im Jahr 1914 neun Stück der englischen Vickers-Haubitze 305 mm BL-12 sowie 7200 Granaten. Diese wurden zwischen 1915 und 1916 ausgeliefert.[1]

Einsatz

Die Haubitzen kamen während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) zum Einsatz.

Zu Beginn des Unternehmens Barbarossa, dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion, verfügte die Rote Armee über 34 305-mm-Haubitzen. Davon befanden sich 30 im Orjoler Militärbezirk und eine im Moskauer Militärbezirk, weitere drei Haubitzen befanden sich auf Testgeländen. Auch die sowjetische Marine besaß eigene 305-mm-Haubitzen; vier davon bildeten die Batterie Nr. 911 auf der Insel Russki. Im Februar 1942 wurden sie der Fernostfront übergeben und bildeten die 295. selbstständige Abteilung im befestigten Raum von Iman. In den Kriegsjahren 1942 und 1943 wurden sie sehr selten benutzt, unter anderem in der Nähe von Leningrad und Smolensk.[2]

Ihre Nutzung steigerte sich ab 1944, als die Fähigkeit der Sowjetunion zu Angriffsoperationen zunahm. Die Haubitzen wirkten gegen Befestigungen in Ostpreußen, unter anderem während der Schlacht um Königsberg, wo allein von der 329. selbstständigen Abteilung vom 3. bis zum 7. April 714 Granaten verschossen wurden.[3] Außerdem wurden sie im Juni 1944 erfolgreich gegen finnische Bunker eingesetzt; es wurden etwa 500 Granaten verschossen. Auch wurden die Haubitzen in der Schlacht um Berlin eingesetzt.[4]

Während der Operation Auguststurm im August/September 1945 in der Mandschurei beschoss die 295. selbstständige Abteilung japanische Truppen der Kwantung-Armee. Vom 8. bis zum 19. August wurden 866 Granaten verschossen.[5]

Die 305-mm-Haubitze M1915 blieb bis zum Ende der 1950er-Jahre im Dienst.[6]

Erhaltene Exemplare

305-mm-Haubitze M1915 im militärgeschichtlichen Museum St. Petersburg.

Das letzte vollständig erhaltene Exemplar befindet sich im Artilleriemuseum von Sankt Petersburg. Diese Haubitze gehörte zur 328. selbstständigen Abteilung.[7] Mit dieser Haubitze wurden vom 25. Juli 1944 bis zum 9. April 1945 125 Schüsse abgegeben. Sie befindet sich seit 1957 im Museum. Ein Rohr einer Haubitze ist zudem im Museum der polnischen Armee in Warschau ausgestellt.

Beschreibung

Aufstellung

Die M1915 war nicht teillastbar und konnte nur per Eisenbahntransport zur Feuerstellung bewegt werden. Diese befand sich in der Regel 200 bis 300 m von den Eisenbahngleisen entfernt und war mit diesen durch eine eigens dafür errichtete schmalspurige Feldbahn verbunden. Die Bettung bestand aus einer zwei Meter tiefen Grube. In diese Grube wurden sechs Schichten quadratischer Holzbalken zu je 23 cm Stärke verlegt, so dass ein Fundament mit einer Länge von 7,75 m und einer Breite von 6,4 m sowie einem Gewicht von 11,5 t entstand. Auf das Holzfundament wurde ein Fundamentrahmen aus Stahl mit einem Gewicht von 5242 kg montiert. Darauf wurde die Lafette (19.656 kg) mittels vier Hebegeräten gestellt. Schließlich wurde das Geschützrohr montiert.[8]

Munition

Speziell für die 305-mm-Haubitze wurde die Sprenggranate F-724 (russ.Ф-724) (GAU-Index 53-F-724) mit einer Kaliberlänge von 4,75 Kalibern und 376,7 kg Gesamtgewicht (davon 78,6 kg Sprengstoff) entwickelt. Es gab auch eine Gusseisen-Version der F-724. Als Munition konnten auch alle anderen 305-mm-Granaten eingesetzt werden, darunter die der englischen Vickers-Haubitze BL-12, der russischen 305-mm-L/52-Kanone M1907 (mit der halben Treibladung), sowie französische und japanische 305-mm-Granaten.[9] Diese Kompatibilität war für die Sowjetunion vorteilhaft, da die BL-12-Haubitzen im Ersten Weltkrieg kaum genutzt wurden und größere Mengen Munition vorhanden waren. Die Sprenggranate wurde während des Zweiten Weltkrieges mit der 305-mm-Haubitze M1915 bevorzugt eingesetzt.

Die Granate F-724 wurde ursprünglich als „Bombe“ bezeichnet und hatte die Bezeichnung 920-Pfund TNT-Stahlsprengbombe L 4.75, die Gusseisen-Version - 920-Pfund TNT-Gusseisenbombe L 3.5. Es existierte auch die leichtere 810-Pfund TNT-Stahlsprengbombe mit einer vergrößerten Reichweite, die in kleinen Mengen gebaut wurde (mit Pfund ist das russische Pfund gemeint (~ 0.4095 kg)).

Technische Daten

Rohr der 305-mm-Haubitze M1915 im Museum der polnischen Armee
Parameter Wert[10][11][12]
Kaliber 304,8 mm
Gewicht in Feuerstellung (mit Holzfundament) 64.783 kg
Gewicht des Verschlusses 672 kg
Kaliberlänge 20 Kaliber
Länge des gezogenen Rohrteils 4,693 m
Reichweite (mit F-724) 13.486 m
Mündungsgeschwindigkeit (mit F-724) 442 m/s
Kadenz (Schuss/Minute) 0,3
max. Richtbereich Höhe 60°
Richtbereich Seite 60°
Transport Eisenbahn
Mannschaft 25

Literatur

  • Die 2. Schwere Seeartillerieabteilung im Jahr 1916. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift «Zitadelle». Nr. 1, 2000, S. 69 – 79 (yandex.ru). 
  • Jewgeni Sacharowitsch Barsukow: Russische Artillerie im I. Weltkrieg. Band Nr.1. Verlag des Verteidigungsministeriums der UdSSR, Moskau 1938 (lib.ru). 
  • Alexej Alexejewitsch Manikowski: Militärversorgung der Russischen Armee während des Weltkrieges. Staatlicher Verlag für Militärliteratur, Moskau 1930 (grwar.ru). 

Weblinks

Commons: 305-mm-Haubitze M1915 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Diverse Fotos und Scans des Handbuchs der 305-mm-Haubitze M1915 aus dem Jahr 1930

Einzelnachweise

  1. IV. СНАБЖЕНИЕ ОРУДИЯМИ. In: grwar.ru. Abgerufen am 1. Oktober 2018 (russisch). 
  2. 331 отдельный артиллерийский дивизион особой мощности. In: scucin-avia.narod.ru. Abgerufen am 1. Oktober 2018 (russisch). 
  3. О.Ащеулов. Артиллерия Красной армии против укреплений Кёнигсберга. Журнал «Родина», №6,2011 год. С.50–51 (O.Aschtscheulow: Artillerie der Roten Armee gegen Befestigungen Königsberges. Zeitschrift «Rodina» von Juni 2011, S.50–51.)
  4. 322 отдельный артиллерийский дивизион особой мощности. In: scucin-avia.narod.ru. Abgerufen am 1. Oktober 2018 (russisch). 
  5. ЦАМО, Фонд 295 ОАД, оп. 433566с, д.1. Исторический формуляр 295 Отдельного Артиллерийского Гаубичного дивизиона большой мощности. Л.3. (Zentrales Archiv des Verteidigungsministeriums, Fond 295 OAD/433566c, Dokument Nr.1: Historisches Formblatt der 295. selbstständigen Artillerieabteilung großer Feuerkraft)
  6. A. Iwanow: Артиллерия СССР во Второй мировой войне (Artillerie der UdSSR im Zweiten Weltkrieg). Verlag OLMA, 2003, ISBN 978-5-7654-2731-6, S. 30 [1]
  7. Kataloge des Geschichtsmuseums der Artillerie. Katalog des materiellen Teils der russischen Artillerie. Leningrad 1961, S. 252.
  8. Москва: Руководство службы при 305-мм гаубице образца 1915 г. Артилл. управл. РККА, 1930. (Moskau. Anleitung zur 305-mm-Haubitze M1915. Verlag der Artillerieverwaltung der Roten Armee, 1930.) Zeichnung 92 und 93.
  9. «Техника и вооружение»,№3,1997. А. Широкорад. Отечественная береговая артиллерия. Гаубицы в береговой обороне. Die Militärzeitschrift «Technik und Bewaffnung». Nr.3 für 1997. A.Schirokorad. Heimische Küstenartillerie. Haubitzen bei der Küstenverteidigung.Online
  10. A. Iwanow: Артиллерия СССР во Второй мировой войне (Artillerie der UdSSR im Zweiten Weltkrieg). Verlag OLMA, 2003, ISBN 978-5-7654-2731-6, S. 29–30 [2]
  11. Москва: Руководство службы при 305-мм гаубице образца 1915 г. Артилл. управл. РККА, 1930. (Moskau. Anleitung zur 305-mm-Haubitze M1915. Verlag der Artillerieverwaltung der Roten Armee, 1930.) Tabelle technische Daten, S. 149.
  12. Franz Kosar: Artillerie im 20. Jahrhundert. Bernard und Graefe Verlag, 2004, ISBN 3-7637-6249-3, Teil 3, S. 246.
Flugabwehr

37-mm-Maxim-Kanone • 40-mm-Vickers-Kanone Mk 247-mm-Hotchkiss-Schnellfeuerkanone • 3-Zoll-(76-mm)-Flugabwehrkanone M1914/15 (Lender-Kanone)

Leichte
Granat- und Minenwerfer

47-mm-Lichonin-Granatwerfer • Bombenwerfer System Aasen • 89-mm-Granatwerfer der Ischora-Werke • 9-cm-Bombenwerfer Typ G. R.

Schwere
Granat- und Minenwerfer

240-mm-Grabenmörser

Infanteriegeschütze

37-mm-Grabenkanone M1915 (Rosenberg-Grabenkanone) • 37-mm-McLean-Automatische Kanone M1917 • 3-Zoll-(76-mm)-Sturmabwehrkanone M19103-Zoll-(76-mm)-Kurzkanone M1913

Gebirgsgeschütze

3-Zoll-(76-mm)-Gebirgskanone M1904 • 3-Zoll-(76-mm)-Gebirgskanone M1909

Leichte Feldgeschütze

3-Zoll-(76-mm)-Feldkanone M19003-Zoll-(76-mm)-Feldkanone M1902 • 4-Pfünder-(87-mm)-leichte Feldkanone M1877 • 48-Linien-(122-mm)-Haubitze M1904 • 48-Linien-(122-mm)-Haubitze M1909 • 48-Linien-(122-mm)-Haubitze M1910

Mittlere und schwere
Geschütze

42-Linien-(107-mm)-Batteriekanone M187742-Linien-(107-mm)-Festungs- und Belagerungskanone M1877 • 42-Linien-(107-mm)-schwere Feldkanone M1910 • 6-Zoll-(152-mm)-Kanone M1877 • 6-Zoll-(152-mm)-Belagerungskanone M1904 • 6-Zoll-(152-mm)-Belagerungskanone M1910 • 6-Zoll-(152-mm)-Feldmörser M1885 • 6-Zoll-(152-mm)-Festungshaubitze M1909 • 6-Zoll-(152-mm)-Feldhaubitze M1910 • 6-Zoll-Haubitze M1915 • 200-mm-japanische Haubitze M1912 • 8-Zoll-(203-mm)-Haubitze M1877 • 8-Zoll-(203-mm)-Haubitze M1913 • 8-Zoll-Haubitze M1916

Schwerste Geschütze

9-Zoll-(229 mm)-Mörser M1877 • 9,2-Zoll-Haubitze • 11-Zoll-(280-mm)-Kanone M1887 • 11-Zoll-(280-mm)-Mörser M1877 • 280-mm-Schneider-Mörser M1914/15 • 12-Zoll-(305-mm)-Haubitze M1915 • 12-Zoll-Vickers-Haubitze • 406/12-Obuchow-Haubitze (Prototyp)

Küsten- und
Festungsartillerie

120/45-Canet-Kanone M1892 • 6″/35-Marinekanone M1877152/45-Canet-Kanone M18926″/50-Kanone M1908

Sowjetunion 1923 Artillerie der Roten Armee in der Zwischenkriegszeit und im Zweiten Weltkrieg(Kategorieübersicht)
Flugabwehr
(Liste)

Automatische 25-mm-Flugabwehrkanone M1940 (72-K) • Automatische 37-mm-Flugabwehrkanone M1939 (61-K) • 76-mm-Flugabwehrkanone M1914/15 • 76-mm-Flugabwehrkanone M1931 (3-K) • 76-mm-Flugabwehrkanone M1938 • 85-mm-Flugabwehrkanone M1939 (52-K) • 85-mm-Flugabwehrkanone M1944

Panzerabwehr

37-mm-Panzerabwehrkanone M1930 (1-K) • 37-mm-Luftlandekanone M1944 (TschK-M1) • 45-mm-Panzerabwehrkanone M1932 (19-K) • 45-mm-Panzerabwehrkanone M1937 (53-K) • 45-mm-Panzerabwehrkanone M1942 (M-42) • 57-mm-Panzerabwehrkanone M1943 (SiS-2) • 100-mm-Feldkanone M1944 (BS-3) • 125-mm-Ampullenwerfer M1941

Rückstoßfreie
Geschütze

76-mm-Kurtschewski-Bataillonsgeschütz BPK-76

Kompanie-, Bataillons-
Regimentsgranatwerfer

37-mm-Spatengranatwerfer BM-37 • 50-mm-Kompaniegranatwerfer RM-38 und RM-40 • 50-mm-Kompaniegranatwerfer RM-41 • 82-mm-Bataillonsgranatwerfer BM-37, BM-41 und BM-43 • 107-mm-Gebirgs-Regimentsgranatwerfer GWPM-38 • 120-mm-Regimentsgranatwerfer PM-38, PM-41 und PM-43

Schwere Granatwerfer

160-mm-Granatwerfer M1943 (MT-13)

Bataillons- und
Regimentsgeschütze
(Infanteriegeschütze)

45-mm-Bataillonshaubitze M1929 • 76-mm-Regimentskanone M1927 • 76-mm-Regimentskanone M1943 (OB-25)

Gebirgsgeschütze

76-mm-Gebirgskanone M190976-mm-Gebirgskanone M1938

Divisionsgeschütze

76-mm-Divisionskanone M1902/3076-mm-Divisionskanone M1933 • 76-mm-Divisionskanone M1936 (F-22) • 76-mm-Divisionskanone M1939 (USW) • 76-mm-Divisionskanone M1942 (SiS-3) • 85-mm-Divisionskanone D-44 • 107-mm-Divisionskanone M1940 (M-60) • 122-mm-Haubitze M1909/37122-mm-Haubitze M1910/30 • 122-mm-Haubitze M1938 (M-30) • 152-mm-Mörser M1931 (NM)

Korps- und
Armeegeschütze

107-mm-Kanone M1910/30 • 122-mm-Kanone M1931 (A-19) • 122-mm-Kanone M1931/37 (A-19) • 152-mm-Haubitze M1909/30152-mm-Haubitze M1910/37 • 152-mm-Haubitze M1938 (M-10) • 152-mm-Haubitze M1943 (D-1) • 152-mm-Kanone M1910/30152-mm-Kanone M1910/34 • 152-mm-Kanonenhaubitze M1937 (ML-20)

Schwerste Geschütze

152-mm-Kanone M1935 (Br-2) • 203-mm-Haubitze M1929 • 203-mm-Haubitze M1931 (B-4) • 210-mm-Kanone M1939 (Br-17) • 280-mm-Schneider-Mörser M1914/15280-mm-Mörser M1939 (Br-5) • 305-mm-Haubitze M1915 • 305-mm-Haubitze M1939 (Br-18)

Eisenbahngeschütze
(internationale Liste)

TM-1-180TM-2-12TM-3-12 (305-mm-Eisenbahnartilleriegeschütz M1938)TM-1-14

Küstenartillerie
(internationale Liste)

130-mm-Marinekanone M1935 (B-13)152/45-Canet-Kanone M189212″/52-Kanone M1907

Raketenartillerie

Mehrfachraketenwerfer BM-8-24, BM-8-36 und BM-8-48Mehrfachraketenwerfer BM-13 und BM-13N • Schwerer Raketenwerfer M-30 • Schwerer Raketenwerfer BM-31-12