Abgeschlossene Abbildung

Abgeschlossene Abbildungen werden im mathematischen Teilgebiet der Topologie betrachtet. Es handelt sich um Abbildungen zwischen zwei topologischen Räumen, die abgeschlossene Mengen wieder auf abgeschlossene Mengen abbilden.

Definition

Sei f : X Y {\displaystyle f\colon X\rightarrow Y} eine Abbildung zwischen den topologischen Räumen X {\displaystyle X} und Y {\displaystyle Y} . f {\displaystyle f} heißt abgeschlossen, wenn für jede abgeschlossene Menge A X {\displaystyle A\subset X} auch die Bildmenge f ( A ) Y {\displaystyle f(A)\subset Y} abgeschlossen ist.[1][2][3]

Beispiele

  • Jede stetige Abbildung f : [ a , b ] R {\displaystyle f\colon [a,b]\rightarrow \mathbb {R} } von einem beschränkten, abgeschlossenen Intervall in die reellen Zahlen ist abgeschlossen. Auf unbeschränkten Intervallen gilt das nicht, so ist zum Beispiel die stetige Arkustangens-Funktion a r c t a n : R R {\displaystyle \mathrm {arctan} \colon \mathbb {R} \rightarrow \mathbb {R} } nicht abgeschlossen, denn A = [ 0 , ) R {\displaystyle A=[0,\infty )\subset \mathbb {R} } ist abgeschlossen, aber die Bildmenge a r c t a n ( A ) = [ 0 , π 2 ) R {\displaystyle \textstyle \mathrm {arctan} (A)=[0,{\frac {\pi }{2}})\subset \mathbb {R} } ist nicht abgeschlossen.
  • Allgemeiner ist jede stetige Abbildung f : X Y {\displaystyle f\colon X\rightarrow Y} von einem kompakten Raum X {\displaystyle X} in einen Hausdorffraum Y {\displaystyle Y} abgeschlossen. Ist nämlich A X {\displaystyle A\subset X} abgeschlossen, so ist A {\displaystyle A} als abgeschlossene Teilmenge eines kompakten Raums kompakt und daher ist auch das Bild f ( A ) {\displaystyle f(A)} kompakt. Als kompakte Teilmenge eines Hausdorffraums ist f ( A ) {\displaystyle f(A)} abgeschlossen.
  • Homöomorphismen sind abgeschlossen. Genauer gilt, dass eine bijektive Abbildung f : X Y {\displaystyle f\colon X\rightarrow Y} zwischen topologischen Räumen genau dann ein Homöomorphismus ist, wenn f {\displaystyle f} stetig und abgeschlossen ist.[4][5]
  • Eigentliche Abbildungen sind abgeschlossen. Genauer ist eine stetige Abbildung f : X Y {\displaystyle f\colon X\rightarrow Y} genau dann eigentlich, wenn sie abgeschlossen ist und f 1 ( { y } ) X {\displaystyle f^{-1}(\{y\})\subset X} kompakt ist für jedes y f ( X ) {\displaystyle y\in f(X)} .[6]
  • Offene Abbildungen müssen nicht abgeschlossen sein. Die Abbildung f : R 2 R , ( s , t ) s {\displaystyle f\colon \mathbb {R} ^{2}\to \mathbb {R} ,\,(s,t)\mapsto s} ist offen, die Bildmenge der abgeschlossenen Menge { ( s , t ) : s 0 , s t 1 } {\displaystyle \{(s,t)\colon s\geq 0,st\geq 1\}} ist die nicht-abgeschlossene Menge ( 0 , ) {\displaystyle (0,\infty )} .[7] Umgekehrt müssen abgeschlossene Abbildungen nicht offen sein, wie das Beispiel einer konstanten Abbildung zeigt.

Eigenschaften

  • Kompositionen abgeschlossener Abbildungen sind wieder abgeschlossen.
  • Sei f : X Y {\displaystyle f\colon X\rightarrow Y} eine abgeschlossene Abbildung, B Y {\displaystyle B\subset Y} und es sei f 1 ( B ) X {\displaystyle f^{-1}(B)\subset X} offen. Dann ist B {\displaystyle B} offen.[8]
  • Eine Abbildung f : X Y {\displaystyle f\colon X\rightarrow Y} zwischen topologischen Räumen ist genau dann abgeschlossen, falls f ( A ¯ ) f ( A ) ¯ {\displaystyle f({\overline {A}})\supset {\overline {f(A)}}} für alle Teilmengen A X {\displaystyle A\subset X} .[9]

Abgrenzung

In der Funktionalanalysis betrachtet man sogenannte abgeschlossene Operatoren T : X Y {\displaystyle T\colon X\rightarrow Y} zwischen topologischen Vektorräumen X {\displaystyle X} und Y {\displaystyle Y} , das sind solche linearen Operatoren, deren Graph eine abgeschlossene Menge im Produktraum X × Y {\displaystyle X\times Y} ist. Das darf nicht mit dem oben betrachteten Begriff der abgeschlossenen Abbildung zwischen topologischen Räumen verwechselt werden. So ist zum Beispiel die Inklusionsabbildung ι : 1 {\displaystyle \iota \colon \ell ^{1}\rightarrow \ell ^{\infty }} der Folgenräume mit ihren üblichen Normtopologien als stetiger, linearer Operator sicher abgeschlossen, aber es handelt sich nicht um eine abgeschlossene Abbildung zwischen den zugehörigen topologischen Räumen, denn A = 1 1 {\displaystyle A=\ell ^{1}\subset \ell ^{1}} ist abgeschlossen, aber das Bild ι ( A ) {\displaystyle \iota (A)\subset \ell ^{\infty }} ist nicht abgeschlossen.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Franz: Topologie I. Walter de Gruyter, 1973, ISBN 3-11-004117-0, S. 37.
  2. Boto von Querenburg: Mengentheoretische Topologie. 3. Auflage. Springer, Berlin 2001, ISBN 3-540-67790-9, Definition 2.26.
  3. H. J. Kowalsky: Topologische Räume. Springer-Verlag, 1961, ISBN 978-3-0348-6907-2, Definition 17b.
  4. Wolfgang Franz: Topologie I. Walter de Gruyter, 1973, ISBN 3-11-004117-0, Satz 5.7.
  5. Boto von Querenburg: Mengentheoretische Topologie. 3. Auflage. Springer, Berlin 2001, ISBN 3-540-67790-9, Satz 2.28.
  6. Erich Ossa: Topologie. Verlag Vieweg+Teubner, ISBN 3-8348-0874-1, Satz 2.4.20.
  7. Dirk Werner: Funktionalanalysis. 6. Auflage. Springer-Verlag, 2007, ISBN 978-3-540-72533-6, hinter Definition IV.3.1.
  8. H. J. Kowalsky: Topologische Räume. Springer-Verlag, 1961, ISBN 978-3-0348-6907-2, Satz 17.9.
  9. H. J. Kowalsky: Topologische Räume. Springer-Verlag, 1961, ISBN 978-3-0348-6907-2, Satz 17.8.