Albert Boßlet

XIV. Kreuzwegstation (Ausschnitt), in Schifferstadt, St. Laurentius von August Weckbecker. Bildmitte, der Architekt Albert Boßlet, rechts daneben, Bildhauer Weckbecker (Selbstporträt) dargestellt als "Zeugen" der Grablegung Christi.

Albert Boßlet (* 23. Januar 1880 in Frankenthal (Pfalz); † 28. Oktober 1957 in Würzburg) war ein deutscher Architekt. Stilistisch gilt er als Vertreter der sogenannten Heimatschutzarchitektur, trat vor allem auf dem Gebiet des katholischen Kirchenbaus hervor und schuf allein bis zum Zweiten Weltkrieg annähernd 100 katholische Kirchen.

Leben

Herz-Jesu-Kirche und Mariannhiller Pius-Seminar in Würzburg

Boßlet erhielt seine Ausbildung 1901–1903 am privaten Technikum Strelitz. Nach verschiedenen Stationen als Mitarbeiter in namhaften Architekturbüros in Köln, Saarbrücken und Stuttgart ließ er sich 1909 in Landau in der Pfalz als selbstständiger Architekt nieder. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Boßlet 1919–1925 als Referent für Wohnungsbau im bayerischen Innenministerium in München, zuletzt im Rang eines Landesbaurats. Im Rahmen dieser Tätigkeit machte er sich der 1919 zum Professor ernannte Boßlet Anfang der 1920er Jahre beim Wiederaufbau des durch eine Explosion im Werk der BASF zerstörten Oppau einen Namen. Ab 1925 übte er dann seinen Beruf wieder in selbstständiger Tätigkeit aus, zunächst in München und seit ca. 1928 in Würzburg. Nach Kriegsende gründete er 1945 zusammen mit seinem Neffen Erwin van Aaken eine Arbeitsgemeinschaft, die bis zu seinem Tode bestand.

Nach den Zerstörungen Würzburgs leitete Boßlet, gefolgt 1951 von dem Architekten Ignaz Schmitt (1902–1999), den Wiederaufbau von Gebäuden des Juliusspitals, so des Schwesternhauses an der Koellikerstraße, des Laborgebäudes und des östlichen Teils des sogenannten Fürstenbaus.[1]

1926 wurde Boßlet Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung Trifels München, der auch schon Erwin van Aaken angehörte.

Auszeichnungen

Vor 1939 wurde Albert Boßlet das Komturkreuz des Gregorius Ordens durch Pius XI. verliehen.[2]

Bauten (Auswahl)

Pfarrkirche St. Mariae Immaculata in Ludwigshafen
Pfarrkirche St. Hildegard in St. Ingbert
Herz-Jesu-Kirche in Aschaffenburg
Maria-Hilf-Kirche in Mannheim-Almenhof
St. Pius V. in Regensburg
Abteikirche der Zisterzienserabtei Itaporanga/São Paulo (Brasilien)
  • 1910: Kath. Pfarrkirche / Kapelle in Ramsen (Pfalz)
  • 1913: Kath. Pfarrkirche in Ballweiler
  • 1913: Kath. Pfarrkirche in Wackersdorf (Oberpfalz)
  • 1925–1926: Kath. Pfarrkirche St. Mariae Himmelfahrt in Landau-Queichheim
  • 1927: Pfarrkirche St. Laurentius in Schifferstadt
  • 1926–1928: Pfarrkirche St. Mariae Immaculata in Ludwigshafen am Rhein (in Zusammenarbeit mit Karl Lochner)
  • 1927: Seminar, Klerikat und Kirche St. Benedikt[3] in Würzburg (im Auftrag der Missionsbenediktiner der Abtei Münsterschwarzach).[4]
  • 1927–1928: Herz-Jesu-Kirche und Pius-Seminar (der Mariannhiller Missionare) in Würzburg
  • 1927–1929: Krankenhauskirche St. Pius V. in Regensburg
  • 1928–1929: Pfarrkirche St. Hildegard in St. Ingbert
  • 1929: Pfarrkirche Herz Jesu in Aschaffenburg
  • 1929: Pfarrkirche St. Josef in Aschaffenburg
  • 1929–1930: kath. Kirche St. Bonifaz in Ludwigshafen
  • 1930: Pfarrkirche St. Pirminius in Hornbach
  • 1930: Pfarrkirche St. Michael in Bechhofen (Pfalz)
  • 1931: Pfarrkirche der Unbefleckten Empfängnis Mariens in Weselberg (Pfalz)
  • 1931: Pfarrkirche St. Maria Geburt in Altenhain (Taunus)
  • 1931–1933: Pfarrkirche Christus König in Hauenstein (Pfalz)
  • 1932: Pfarrkirche St. Mauritius in Ormesheim, Saarpfalz-Kreis
  • 1933: Pfarrkirche St. Petrus in Zweibrücken-Ixheim
  • 1934: Pfarrkirche St. Barbara in Bexbach-Oberbexbach
  • 1935: Erweiterung der Seminarkirche St. Ludwig in Speyer (in Zusammenarbeit mit Ludwig Ihm)
  • 1933–1936: Pfarrkirche St. Ludwig in Frankenthal (Pfalz)
  • 1935–1938: Abteikirche Münsterschwarzach in Schwarzach am Main
  • 1936–1937: Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau in Würzburg
  • 1937–1939: Pfarrkirche St. Josef in Neidenfels
  • 1949–1950: Wiederaufbau der Heilig-Kreuz-Kirche in Zweibrücken
  • 1949–1952: St.-Marien-Kirche in Stambach
  • 1950–1952: Pfarrkirche und ehemalige Wallfahrtskirche Herz Mariä in Elmstein
  • 1951–1952: Pfarrkirche St. Bonifatius in Düren
  • 1951–1953: Pfarrkirche St. Josef in Giebelstadt (Unterfranken) (in Zusammenarbeit mit Erwin van Aaken)
  • 1953: Abteikirche Santa Cruz Itaporanga der Zisterzienser bei São Paulo/Brasilien[5]
  • 1954: Maria-Hilf-Kirche in Mannheim
  • 1955: Pfarrkirche St. Kilian in Unterschüpf (Baden)
  • 1956–1957: Pfarrkirche St. Maria in Fulda (in Zusammenarbeit mit Erwin van Aaken)
  • 1957: Herz-Jesu-Kirche in (Weinheim-) Oberflockenbach
  • 1958: Herz-Jesu-Kirche in Baden-Baden-Varnhalt

Literatur

  • Holger Brülls: Neue Dome. Wiederaufnahme romanischer Bauformen und antimoderne Kulturkritik im Kirchenbau der Weimarer Republik und der NS-Zeit. Verlag Bauwesen, Berlin 1994, ISBN 978-3-345-00560-2
  • Ulrich Coenen: Die katholische Pfarrkirche Herz-Jesu im Baden-Badener Stadtteil Varnhalt. Ein Spätwerk von Albert Boßlet. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden, Jg. 88 (2008), S. 355–364.
  • Clemens Jöckle: Albert Boßlet (1880–1957). Ein Kirchenbaumeister zwischen Historismus und Moderne. In: Jahrbuch des Vereins für Christliche Kunst in München, 19. Bd. (1993), S. 542–617.
  • Barbara Kahle: Deutsche Kirchenbaukunst des 20. Jahrhunderts. Darmstadt 1990.
  • Pascal A. M. Schmitt: BOSSLET, Albert Johann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 19, Bautz, Nordhausen 2001, ISBN 3-88309-089-1, Sp. 81–90 (Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive).
  • Luigi Monzo: Kirchen bauen im Dritten Reich. Die Inversion der kirchenbaulichen Erneuerungsdynamik am Beispiel der von Fritz Kempf entworfenen Kirche St. Canisius in Augsburg. In: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, Jg. 68 (2015), Heft 1 (April), S. 74–82.
  • Dominik Schindler: Der bekannte Unbekannte – Albert Boßlet als Pfälzer Kirchenbaumeister. Teil I: Wurzeln und Werden. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Bd. 73 (2021), S. 335–378.
  • Hugo Schnell: Albert Boßlet. Ein fränkischer Kirchenbaumeister. In: Das Münster, Jg. 3 (1950), S. 86–89.
  • Hugo Schnell: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Dokumentation, Darstellung, Deutung. Schnell und Steiner, München und Zürich, 1973, ISBN 3-7954-0400-2.

Weblinks

Commons: Albert Boßlet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Informationen zu Albert Boßlet

Einzelnachweise

  1. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 24–26 und 839.
  2. Vita Professor Albert Boßlet
  3. Inzwischen abgerissen: Haus Benedikt
  4. Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1225–1247; hier: S. 1238.
  5. Eberhard Bosslet . Art Berlin
Normdaten (Person): GND: 118659421 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2008079351 | VIAF: 25396070 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Boßlet, Albert
KURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt
GEBURTSDATUM 23. Januar 1880
GEBURTSORT Frankenthal (Pfalz)
STERBEDATUM 28. Oktober 1957
STERBEORT Würzburg