Antisymmetrische Relation

Eine antisymmetrische Relation, als gerichteter Graph dargestellt
Eine nicht antisymmetrische Relation, als gerichteter Graph dargestellt

Antisymmetrisch heißt eine zweistellige Relation R {\displaystyle R} auf einer Menge, wenn für beliebige Elemente x {\displaystyle x} und y {\displaystyle y} der Menge mit x R y {\displaystyle xRy} nicht zugleich die Umkehrung y R x {\displaystyle yRx} gelten kann, es sei denn, x {\displaystyle x} und y {\displaystyle y} sind gleich. Äquivalent formuliert gilt damit für beliebige Elemente x {\displaystyle x} und y {\displaystyle y} dieser Menge, dass aus x R y {\displaystyle xRy} und y R x {\displaystyle yRx} stets x = y {\displaystyle x=y} folgt.

Die Antisymmetrie ist eine der Voraussetzungen für eine Halbordnung.

Definition

Ist M {\displaystyle M} eine Menge und R M × M {\displaystyle R\subseteq M\times M} eine zweistellige Relation auf M {\displaystyle M} , dann heißt R {\displaystyle R} antisymmetrisch, wenn (unter Verwendung der Infixnotation) gilt:

x , y M : x R y y R x x = y {\displaystyle \forall x,y\in M:xRy\land yRx\Rightarrow x=y}

Sonderfall Asymmetrische Relation

Jede asymmetrische Relation ist auch eine antisymmetrische Relation.[1] Da für eine asymmetrische Relation R {\displaystyle R} auf M {\displaystyle M}

x , y M : x R y ¬ ( y R x ) {\displaystyle \forall x,y\in M:xRy\Rightarrow \neg (yRx)}

gilt, also für keines der geordneten Paare ( x , y ) {\displaystyle (x,y)} die Umkehrung zutrifft, ist die Prämisse x R y y R x {\displaystyle xRy\land yRx} der Definition der antisymmetrischen Relation stets falsch und nach dem logischen Prinzip Ex falso quodlibet somit die Aussage x , y M : x R y y R x x = y {\displaystyle \forall x,y\in M:xRy\land yRx\Rightarrow x=y} erfüllt. Die Asymmetrie ist eine der Voraussetzungen für eine (irreflexive) Striktordnung.

Beispiele

Antisymmetrisch sind die Relationen {\displaystyle \leq } und {\displaystyle \geq } auf den reellen Zahlen. Aus x y {\displaystyle x\leq y} und y x {\displaystyle y\leq x} folgt x = y {\displaystyle x=y} . Das Gleiche gilt für x y {\displaystyle x\geq y} und y x {\displaystyle y\geq x} .

Auch die Teilbarkeitsrelation {\displaystyle \mid } für natürliche Zahlen ist antisymmetrisch, denn aus a b {\displaystyle a\mid b} und b a {\displaystyle b\mid a} folgt a = b {\displaystyle a=b} . Die Teilbarkeit auf den ganzen Zahlen ist hingegen nicht antisymmetrisch, weil beispielsweise 3 3 {\displaystyle 3\mid -3} und 3 3 {\displaystyle -3\mid 3} gilt, obwohl 3 3 {\displaystyle -3\neq 3} .

Asymmetrische Relationen sind die Kleiner-Relation < {\displaystyle <} auf den reellen Zahlen und die Teilmengenbeziehung {\displaystyle \subset } zwischen Mengen. Verglichen mit {\displaystyle \leq } beziehungsweise {\displaystyle \subseteq } fehlt diesen Beziehungen die Reflexivität.

Darstellung als gerichteter Graph

Jede beliebige Relation R {\displaystyle R} auf einer Menge M {\displaystyle M} kann als gerichteter Graph aufgefasst werden (Beispiel siehe oben). Die Knoten des Graphen sind dabei die Elemente von M {\displaystyle M} . Vom Knoten a {\displaystyle a} zum Knoten b {\displaystyle b} wird genau dann eine gerichtete Kante (ein Pfeil a b {\displaystyle a\longrightarrow b} ) gezogen, wenn a R b {\displaystyle a\,R\,b} gilt.

Die Antisymmetrie von R {\displaystyle R} lässt sich im Graphen nun so charakterisieren: Wann immer es einen Pfeil a b {\displaystyle a\longrightarrow b} zwischen verschiedenen Knoten a {\displaystyle a} und b {\displaystyle b} des Graphen gibt, dann kann es nicht gleichzeitig einen Pfeil b a {\displaystyle b\longrightarrow a} geben. Schleifen a {\displaystyle {\stackrel {a}{\circlearrowright }}} brauchen also bei diesem Kriterium nicht untersucht zu werden.

Eigenschaften

  • Mit Hilfe der konversen Relation R 1 {\displaystyle R^{-1}} lässt sich die Antisymmetrie auch durch die folgende Bedingung charakterisieren:
    R R 1 I d M {\displaystyle R\cap R^{-1}\subseteq \mathrm {Id} _{M}}
Hierbei bezeichnet I d M {\displaystyle \mathrm {Id} _{M}} die identische Relation auf der Grundmenge M {\displaystyle M} , also die Menge aller Paare ( x , x ) {\displaystyle (x,x)} .
  • Sind die Relationen R {\displaystyle R} und S {\displaystyle S} antisymmetrisch, dann gilt dies auch für ihre Schnittmenge R S {\displaystyle R\cap S} . Diese Aussage lässt sich von zwei Relationen auf den Durchschnitt i I R i {\displaystyle \cap _{i\in I}R_{i}} einer beliebigen (nichtleeren) Familie von antisymmetrischen Relationen verallgemeinern.
  • Jede Teilmenge einer antisymmetrischen Relation ist wieder antisymmetrisch.

Weblinks

Wiktionary: antisymmetrisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ingmar Lehmann, Wolfgang Schulz: Mengen – Relationen – Funktionen. Eine anschauliche Einführung. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Teubner, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-8351-0162-3.