Doob-Dynkin-Lemma

Das Doob-Dynkin-Lemma ist eine nach den Mathematikern Joseph L. Doob und Eugene Dynkin benannte Aussage aus der Wahrscheinlichkeitstheorie, die eine funktionale Beziehung zwischen zwei Zufallsgrößen herstellt.

Seien X {\displaystyle X} und Y {\displaystyle Y} zwei Abbildungen Ω R n {\displaystyle \Omega \rightarrow \mathbb {R} ^{n}} . In Anwendungen ist Ω {\displaystyle \Omega } in der Regel ein Wahrscheinlichkeitsraum und X {\displaystyle X} und Y {\displaystyle Y} sind darauf definierte Zufallsgrößen. In der Wahrscheinlichkeitstheorie stellt sich die Frage, wann man Y {\displaystyle Y} bereits aus X {\displaystyle X} berechnen kann, das heißt, wann es eine Borel-messbare Funktion h : R n R n {\displaystyle h:\mathbb {R} ^{n}\rightarrow \mathbb {R} ^{n}} gibt, so dass Y = h X {\displaystyle Y=h\circ X} .

Ist nun A {\displaystyle {\mathcal {A}}} eine σ-Algebra auf Ω {\displaystyle \Omega } und ist X {\displaystyle X} A {\displaystyle {\mathcal {A}}} -messbar, so ergibt sich als notwendige Bedingung für die Existenz einer messbaren Funktion h : R n R n {\displaystyle h:\mathbb {R} ^{n}\rightarrow \mathbb {R} ^{n}} mit Y = h X {\displaystyle Y=h\circ X} , dass auch Y {\displaystyle Y} A {\displaystyle {\mathcal {A}}} -messbar sein muss, denn die Verkettung messbarer Funktionen ist wieder messbar. Diese Bedingung ist am stärksten, wenn man A {\displaystyle {\mathcal {A}}} so klein wie möglich wählt, das heißt wenn

A = σ ( X ) := { X 1 ( B ) ; B R n B o r e l m e n g e } {\displaystyle {\mathcal {A}}=\sigma (X):=\{X^{-1}(B);\,B\subset \mathbb {R} ^{n}\,{\rm {Borelmenge}}\}} ,

die sogenannte von X {\displaystyle X} erzeugte σ-Algebra ist. Dass diese Bedingung dann sogar hinreichend ist, besagt gerade das

Doob-Dynkin-Lemma: Für zwei Abbildungen X , Y : Ω R n {\displaystyle X,Y:\Omega \rightarrow \mathbb {R} ^{n}} sind folgende Aussagen äquivalent:

  1. Es gibt eine Borel-messbare Funktion h : R n R n {\displaystyle h:\mathbb {R} ^{n}\rightarrow \mathbb {R} ^{n}} mit Y = h X {\displaystyle Y=h\circ X} .
  2. Y {\displaystyle Y} ist σ ( X ) {\displaystyle \sigma (X)} -messbar.

Dadurch wird verständlich, dass man σ-Algebren als Träger wahrscheinlichkeitstheoretischer Informationen ansieht. Ist Y {\displaystyle Y} bezüglich der von X {\displaystyle X} erzeugten σ-Algebra messbar, so kann Y {\displaystyle Y} keine Information enthalten, die nicht bereits in X {\displaystyle X} steckt, wie durch die erste Aussage präzisiert wird.

Quellen

  • A. Bobrowski: Functional analysis for probability and stochastic processes: an introduction, Cambridge University Press (2005), ISBN 0-521-83166-0
  • M. M. Rao, R. J. Swift: Probability Theory with Applications, Mathematics and Its Applications, Band 582, Springer-Verlag (2006), ISBN 0-387-27730-7