Gerhoch von Reichersberg

Gerhoch von Reichersberg, Franz Winhauser, 1620, Reichersberg

Gerhoch von Reichersberg (* 1092/1093 in Polling; † 27. Juni 1169 in Reichersberg) war ein bayerischer Kirchenreformer, Theologe und Regularkanoniker.

Leben

Der Stand von Gerhochs Familie ist unklar, doch erhielten er und fünf namentlich bekannte Brüder eine ausreichende Ausbildung, um in den geistlichen Dienst einzutreten. Gerhoch studierte an der Domschule Hildesheim und konnte mit dieser Ausbildung gegen 1117 Domscholaster in Augsburg werden. Nach einem offenbar nicht sündenfreien Leben in Augsburg floh er 1120 in das Chorherrenstift Rottenbuch. Ab da war er ein entschiedener Verfechter der Lebensform der Regularkanoniker.

1126 bis 1132 weilte er unter dem Schutz Bischof Konrads I. von Regensburg in dessen Domstadt und in Cham. Allerdings zog er mit seiner kompromisslosen Position in Fragen der Kirchenreform und der priesterlichen Lebensform die Abneigung des Regensburger Klerus auf sich.

Auf Vermittlung Konrads wurde er 1132 von Erzbischof Konrad I. von Salzburg als Propst des Stiftes Reichersberg am Inn eingesetzt. Von hier aus setzte er seinen publizistischen Kampf um die Kirchenreform mit einer Vielzahl von Schriften fort. Da er eine strikt päpstliche Position vertrat, musste er es kurz vor seinem Tod ertragen, dass Kaiser Friedrich Barbarossa 1167 über sein Stift die Reichsacht verhängte und es in der Folge niedergebrannt wurde.

In seinen Werken bekämpfte er die moderne französische Theologie der Scholastik und zeichnete ein immer pessimistischer werdendes Bild der Kirche und der Erfolge des Antichrists. Zu seinen Quellen gehören Rupert von Deutz und Hildegard von Bingen.

Literatur

  • Friedrich Wilhelm BautzGERHOH von Reichersberg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 223–224 (Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive).
  • Peter Classen: Gerhoch von Reichersberg. Eine Biographie. Mit einem Anhang über die Quellen, ihre handschriftliche Aufbewahrung und ihre Chronologie. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1960.
  • Peter Classen: Gerhoch von Reichersberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 288 f. (Digitalisat).
  • Erich Meuthen: Gerho(c)h von Reichersberg. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 4. Artemis & Winkler, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-8904-2, Sp. 1320–1322. 
  • Karl Rehberger: Die Gründung des Stiftes Reichersberg und Propst Gerhoch. In: Land Oberösterreich (Hrsg.): 900 Jahre Stift Reichersberg. Augustiner Chorherren zwischen Passau und Salzburg. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1984, DNB 210505575, S. 81–91. 
  • Konrad Sturmhoefel: Der geschichtliche Inhalt von Gerhohs von Reichersberg I. Buche über die Erforschung des Antichrists. A. Edelmann, Leipzig 1887. (Abhandlung zu dem Jahresbericht der Thomasschule zu Leipzig 1887/88)
  • Konrad Sturmhoefel: Gerhoh von Reichersberg. Über die Sittenzustände der zeitgenössischen Geistlichkeit. A. Edelmann, Leipzig 1888. (zugleich Dissertation, Universität Leipzig, 1988).
  • Wilhelm WattenbachGerhoh von Reichersberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 783 f.

Siehe auch

Weblinks

  • Gerhochus Reicherspergensis im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“
Normdaten (Person): GND: 118690752 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n85289120 | VIAF: 21134221 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Gerhoch von Reichersberg
KURZBESCHREIBUNG bayerischer Kirchenreformer, Theologe und Regularkanoniker
GEBURTSDATUM 1092 oder 1093
GEBURTSORT Polling
STERBEDATUM 27. Juni 1169
STERBEORT Reichersberg