Grundherr von Altenthann und Weiherhaus

Das Wappen der Grundherr

Die Grundherr von Altenthann und Weiherhaus (auch: Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus) sind eine der ältesten Patrizierfamilien der Freien Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1265. Die Grundherr waren ab 1340, mit kurzen Unterbrechungen, bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre 1806, im „Inneren Rat“ vertreten und gehörten nach dem „Tanzstatut“ zu den zwanzig alten ratsfähigen Geschlechtern.

Der 1472 erworbene Herrensitz Weiherhaus und der 1765 erworbene Nürnberger Glockenhof sind bis heute im Besitz der 1857 errichteten Familienstiftung.

Geschichte

Der Ursprung der Grundherr ist vermutlich auf eine Reichsministerialenfamilie in der Nürnberger Umgebung zurückzuführen. Sie hatten schon frühen Besitz im Aischgrund. Seit 1340 gehören sie zum Nürnberger Patriziat.

Zu Wohlstand gelangten die Grundherr durch den Fernhandel mit Tüchern aus Flandern (Tournai) und mit Geld- und Darlehensgeschäften für die Wittelsbacher. Im Laufe der Jahrhunderte waren sie an Handelsgeschäften der Mendel und Behaim beteiligt und hatten Geschäftskontakte mit der Stromerschen Handelsgesellschaft und den Rummel.

Der erste Ratsherr der Familie, Heinrich I. Grundherr († 1351), war in erster Ehe mit Gerhaus Lesemeister und in zweiter ab 1319 mit der reichen Erbin Kunigunde Gletzelmann († 1344) verheiratet. Dies ermöglichte ihm den Ankauf von Lehen im Nürnberger Umland. In der Stadt gehörte ihm das Haus zum Goldenen Schild. Er wurde Großbankier der Wittelsbacher und wird in einem Atemzug mit dem reichen Patrizier und Stifter Konrad Groß genannt. Sein Sohn, der Ratsherr Michael I. Grundherr († 1388) stiftete im Gedächtnis an seine Eltern das Grundherr-Fenster in der Sebaldskirche.[1]

Später, als viele Patrizierfamilien, nach dem Vorbild des Adels, ihre Familiennamen um Ortsbezeichnungen erweiterten, nannten sich die Grundherr nach ihren 1472 und 1535 erworbenen Landsitzen „von Altenthann und Weiherhaus“. 1547 wurde der Zusatz durch Kaiser Karl V.[2] als Adelstitel anerkannt. Nach 1813 wurden sie als Edle in den bayerischen Adel immatrikuliert. Die Herrensitze Weiherhaus bei Feucht und Glockenhof in Nürnberg sind bis heute im Besitz der Grundherr'schen Familienstiftung.

Besitzungen (Auszug)

Herrensitz Weiherhaus bei Feucht
Herrensitz Glockenhof in Nürnberg

Im Besitz der Familie (aktuell der 1857 errichteten Grundherr'schen Familienstiftung) befinden sich:

  • seit 1472 der Herrensitz Weiherhaus bei Feucht
  • seit 1765 der Herrensitz Glockenhof (Glockenhofstraße 47, in Nürnberg)

Ehemalige Besitzungen (Auszug)

Das Nürnberger Stammhaus war seit dem 14. Jahrhundert bis 1501 und von 1610 bis 1853 das „Haus zum goldenen Schild“ (Schildgasse 23)[3], in dem beim Reichstag von November 1355 bis zum Januar 1356 die ersten 23 Artikel der Goldenen Bulle geschrieben wurden.
Weiterhin besaßen sie:

  • die Nürnberger Anwesen Rathausplatz 4 und Maxplatz 14
  • 1342–1836 3 Güter und 2 Seldengüter in Boxdorf
  • 1396–? einen Reichslehenbesitz in Muggenhof
  • ?–? das Schloss Schwaig
  • 1435– nach 1800 Grundbesitz in Kleingeschaidt
  • 1535–? ihre namengebende Grundherrschaft Altenthann (mit Kirchenpatronat bis 2000)
  • 1535–1843 den Herrensitz Gauchsmühle (1744 das barocke Haus erbaut)
  • 1550–1565 die Burg Prackenfels
  • 1739–1832 das Schloss Malmsbach
  • 1765–1835 die Grundherrschaft Glockenhof, der Herrensitz (Glockenhofstraße 47) bis heute im Besitz der Grundherrischen Familienstiftung
  • ?–? das Jagdschloss Stettenberg (fraglich)
  • ?–? ein Gut in Kleinreuth hinter der Veste und St. Leonhard

Bekannte Familienmitglieder

  • Adolf von Grundherr (1848–1908), deutscher Maler, Zeichner und Entwerfer
  • Friedrich Karl Alexander Grundherr von Altenthann und Weiherhaus (1818–1908), Gründer der Firma „Grundherr & Hertel, Droguerie- und Farbwaren en gros“, 1862–1879 Assessor am Nürnberger Handelsappellationsgericht, ab 1868 Marktvorsteher, ab 1878 Vorstand der Handels- und Gewerbekammer Mittelfranken, ab 1880 Kommerzienrat, 1884 Mitbegründer der Nürnberger Lebensversicherungs AG
  • Karl von Grundherr zu Altenthan und Weyherhaus (1869–1940), bayerischer Generalmajor
  • Werner von Grundherr zu Altenthann und Weiherhaus (1888–1962), bis 1952 Botschafter in Griechenland[4][5]
  • Ulrich Grundherr († 1434), Senator 1399, Septemvir 1426
    Ulrich Grundherr († 1434), Senator 1399, Septemvir 1426
  • Leonhard Grundherr (1563–1624), Richter, Losunger
    Leonhard Grundherr (1563–1624), Richter, Losunger
  • Ulrich Grundherr (1570–1654), Geheimer Rat und Schultheiß
    Ulrich Grundherr (1570–1654), Geheimer Rat und Schultheiß
  • Leonhard Grundherr (1597–1656), Ratsherr, Kirch- und Findelpfleger
    Leonhard Grundherr (1597–1656), Ratsherr, Kirch- und Findelpfleger
  • Carl Sigmund Grundherr von Altenthann und Weyherhauß (1646–1705), Ratsherr
    Carl Sigmund Grundherr von Altenthann und Weyherhauß (1646–1705), Ratsherr

Wappen

Schembartlauf von 1520 mit Wappen Grundherr/Kämmerer/Pömer

In Rot ein goldgekrönter, rotbezungter halber silberner Löwe.

  • Grundherr-Epitaph in der Frauenkirche
    Grundherr-Epitaph in der Frauenkirche
  • Wappen des Carl Sigmund Ferdinand Grundherr, Pfleger der Landauerschen Zwölfbrüderstiftung
    Wappen des Carl Sigmund Ferdinand Grundherr, Pfleger der Landauerschen Zwölfbrüderstiftung
  • Wappen am Glockenhof
    Wappen am Glockenhof

Siehe auch

Literatur

  • Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. 2. ergänzte und erweiterte Auflage. Hofmann, Nürnberg 1989, ISBN 3-87191-088-0.
  • Michael Diefenbacher: Grundherr von Altenthann und Weiherhaus, Patrizierfamilie. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online). 

Weblinks

Commons: Grundherr von Altenthann und Weiherhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Wappen der Grundherr von Altenthann

Einzelnachweise

  1. Bernhard Peter, Gernot Ramsauer, Alex Hoffmann: Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1446, Grundherr-Fenster in der Sebaldskirche
  2. FEUCHT – Oliver Heinl 1999, S. 41
  3. Abbildung „Haus zum goldenen Schild“ (Schildgasse 23)
  4. Werner von Grundherr. In: DER SPIEGEL. Nr. 47 vom 21. November 1962, S. 132.
  5. Lebensdaten: * 22. Januar 1888 in Nürnberg; † 8. November 1962 in Weissenburg, nach: Werner von Grundherr zu Altenthann und Weierhaus im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Normdaten (Person): GND: 141245611 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 120852871 | Wikipedia-Personensuche