Hallenchor

Als Hallenchor bezeichnet man einen mehrschiffigen, meist dreischiffigen, Chor mit gleicher Höhe der einzelnen Schiffe. Führt das Seitenschiff der Halle als Chorumgang um den Chor herum, spricht man vom Hallenumgangschor. Der Binnenchor, das innere Chorpolygon, erhält sein Licht durch die Seitenschiffe bzw. durch den Chorumgang.

Geschichte

  • Notre-Dame la Grande in Poitiers, 1086 geweiht, roma­nisch, pseu­do­basilikal, mit niedrigem Kapellen­kranz
    Notre-Dame la Grande in Poitiers, 1086 geweiht, roma­nisch, pseu­do­basilikal, mit niedrigem Kapellen­kranz
  • Notre-Dame in Cunault bei Saumur, romanisch, ab 1100, Scheitelkapelle verloren
    Notre-Dame in Cunault bei Saumur, romanisch, ab 1100, Scheitelkapelle verloren
  • Dom zu Verden, hoch­go­tisch, 1290–1306, ohne Kapellen­kranz
    Dom zu Verden, hoch­go­tisch, 1290–1306, ohne Kapellen­kranz
  • Gmünder Münster, spät­go­tisch, 1351–1381, Gewölbe ab 1491, mit niedrigem Kapellen­kranz
    Gmünder Münster, spät­go­tisch, 1351–1381, Gewölbe ab 1491, mit niedrigem Kapellen­kranz

Hallenchöre wurden hauptsächlich in Verbindung mit Hallenkirchen vor allem in der deutschen Hochgotik und Spätgotik erbaut. Der erste deutsche Hallenumgangschor ist derjenige des Doms zu Verden (bei Bremen), dessen erste Bauphase von 1290 bis 1323 war. In Süddeutschland ist der Pionierbau das Heilig-Kreuz-Münster von Schwäbisch Gmünd (ab zirka 1320 erbaut).

Allerdings entstanden schon im 11. Jahrhundert in romanischen Kirchen Westfrankreichs pseudobasilikale Umgangschöre, bei denen die Kämpfer von Tonnengewölbe und Halbkuppel des Binnenchors auf der Höhe der Scheitel der Kreuzrippengewölbe des Umgangs lagen.

Bauweisen

Die genaue Ausgestaltung war unterschiedlich. Man kann grob in vier unterschiedliche Bauweisen unterscheiden:

  • Chorumgang ohne Kapellenkranz, äußeres Strebewerk aus Strebepfeilern.
  • Stadtkirche St. Jakobi in Chemnitz: mit Chorumgang, aber ohne Kapellenkranz
    Stadtkirche St. Jakobi in Chemnitz: mit Chorumgang, aber ohne Kapellenkranz
  • Chor­um­gang der Chemnitzer Stadt­kirche tangential
    Chor­um­gang der Chemnitzer Stadt­kirche tangential
  • In St. Nikolai (Spandau) setzen sich die Seitenschiffe in den Umgangschor fort.
    In St. Nikolai (Spandau) setzen sich die Seitenschiffe in den Umgangschor fort.
  • Hallenchor und niedriger Kapellenkranz bilden ein Mittelding aus Halle (drei gleich hohe Räume) und basilikalem Querschnitt mit Obergaden Die Strebepfeiler des Chorumgangs stehen auf den Trennwänden der Kapellen.

       Das Gmünder Münster:

  • Chorumgang mit niedrigem Kapellenkranz
    Chorumgang mit niedrigem Kapellenkranz
  • Binnenchor und Umgang gleich hoch, anschließende Kapellen unter den Obergaden
    Binnenchor und Umgang gleich hoch, anschließende Kapellen unter den Obergaden
  • Die Strebepfeiler an den Ecken des Kapellenkranzes, darüber Strebebepfeiler des Chorumgangs
    Die Strebepfeiler an den Ecken des Kapellenkranzes, darüber Strebebepfeiler des Chorumgangs
  • Die Kapellen oder darüber befindliche Emporen erreichen die Gewölbehöhe des Chorumgangs. Ihre Trennwände bilden ein inneres Strebewerk nach dem Prinzip des Saals, sodass auf ein äußeres Strebewerk verzichtet werden konnte.
  • Münchener Frauenkirche, Gewölbe am Triumphkreuz von links nach rechts: Kapelle, Umgang, Binnenchor, Umgang, Kapelle
    Münchener Frauenkirche, Gewölbe am Triumphkreuz von links nach rechts: Kapelle, Umgang, Binnenchor, Umgang, Kapelle
  • Frauenkirche von Südosten: Sargmauer um Hallenschiff und Umgangschor, Schlepp­dach über den wenig niedrigeren Kapellen
    Frauenkirche von Südosten: Sargmauer um Hallenschiff und Umgangschor, Schlepp­dach über den wenig niedrigeren Kapellen
  • Die Franziskanerkirche in Salzburg, ohne äußeres Strebewerk
    Die Franziskanerkirche in Salzburg, ohne äußeres Strebewerk
  • Franziskanerkirche in Salzburg, Hallenchor mit Kapellenkranz und Emporen
    Franziskanerkirche in Salzburg, Hallenchor mit Kapellenkranz und Emporen

Siehe auch

Literatur