Johann Dominik Mahlknecht

Porträt des Künstlers am Museum Ferdinandeum von Antonio Spagnoli (1884)[1]
Bronzestatue, darstellend Terpsichore, Kopie aus dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, am Kirchplatz seines Geburtsortes
Madonna J. D. Mahlknechts in der Pfarrkirche St. Ulrich in Gröden
Der Hl. Franziskus von Sales an der rechten Außenwand der Kirche La Madeleine (Paris)

Johann Dominik Mahlknecht (* 1793 in Überwasser in St. Ulrich in Gröden, Gemeinde Kastelruth; † 1876 in Paris) war ein französischer Bildhauer Tiroler Herkunft. Er ist in Frankreich hauptsächlich unter dem Namen Dominig bzw. Dominique Molknecht, Molchneht oder Molchnecht bekannt.

Biographie

Johann Dominik Mahlknecht wanderte in jungen Jahren nach Frankreich aus, wurde dort zu einem der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit und schließlich zum „Staatskünstler“ ernannt. Mahlknecht starb in Paris im Jahr 1876.

Es wird fälschlicherweise behauptet, dass Mahlknecht ein Schüler Canovas gewesen sei. 1810 wanderte er in den Diensten des Schwarzwälder Händlers Andre Mölzer nach Frankreich aus. In Lyon bei der Grödner Kaufmannsfamilie Sanoner vorübergehend aufgenommen und auch finanziell von dieser unterstützt, zog er für sieben Monate nach Le Mans, wo ihn ein namentlich nicht näher bekannter Landsmann weiter ausbildete. Ab 1812 ließ sich Mahlknecht in Nantes nieder. Er wirkte dort wahrscheinlich in der Werkstatt von Joseph Debay (1779–1863) und wurde schon mit 20 Jahren ein selbständiger und bekannter Künstler. 1826 wurde Mahlknecht zum „Bildhauer Seiner Königlichen Hoheit“ ernannt und ihm vom Innenministerium ein Atelier am Quai D’Orsay Nr. 9 in Paris zur Verfügung gestellt. Zwei seiner bekanntesten Schüler waren Amédée René Ménard und Jean-Baptiste Barré.

Der französische Staat beauftragte 1840 33 verschiedene Künstler, die 33 überlebensgroßen Statuen, die die Außenwände der Kirche La Madeleine (Paris) abwechselnd mit den 52 Säulen des Peristiliums schmücken, auszuführen. Diese Vielfalt der Stile namhafter Künstler und die Abfolge von männlichen und weiblichen Heiligen bereitet den Besucher auf den monumentalen Charakter des Kircheninneren vor. Mahlknecht schuf den Hl. Franziskus von Sales, der an der rechten Außenwand der Kirche, als achter Heiliger, zwischen den Heiligen Adelheid und Helene steht.

1859 schrieb ein Kritiker des Bothen für Tirol und Vorarlberg zur Terpsichore Mahlknechts: „Wenn ein Grieche aus der antiken Zeit herüber käme, der würde in der Malknecht’schen Statue wohl keine Terpsichore erkennen, überhaupt erst dann ein Urteil sich bilden können, wenn er Paris und in Paris ein Ballett gesehen hätte. Für eine Muse ist sie zu unedel, zu leidenschaftlich und zu ausdruckslos, ... Mahlknecht hat seine Terpsichore nicht an der Antike studiert, sondern sie ganz dem sensualistischen Geschmacke der modernen Pariser angepaßt. Diese Oberflächlichkeit in der Auffassung ist es, gegen die wir uns mißbilligend aussprechen müssen, ohne die bedeutenden Anlagen des Künstlers zu bezweifeln, wir müssen sogar, um gerecht zu sein, anerkennen, daß diese Statue mit einem Aufwande künstlerischer Fähigkeit und Fertigkeit gemacht ist, die einer edleren Sache werth wären“ (Bothe für Tirol und Vorarlberg 124 (1859) 536).

Weitere Werke

  • Heilige Philomena, Marmor 165 cm. Paris, Eglise Saint Germain-l'Auxerrois
  • Statuen der Evangelisten, die J. D. Mahlknecht um 1859 der Pfarrkirche St. Ulrich in Gröden in seinem Geburtsort schenkte.
  • Matthäus mit dem Engel
    Matthäus mit dem Engel
  • Lukas mit dem Stier
    Lukas mit dem Stier
  • Markus mit dem Löwen
    Markus mit dem Löwen
  • Johannes mit dem Adler
    Johannes mit dem Adler
Heilige Philomena mit den Attributen Märtyrerpalme, Peitsche, Anker und Pfeile, Gipsstatue im Museum Gherdëina

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Mahlknecht, auch Mallknecht, Dominik. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 16. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1867, S. 278–282 (Digitalisat).
  • Rudolf Müller: Mahlknecht, Dominik. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 94–96.
  • Egg: Mahlknecht Johann Dominik. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 413.
  • Eugen Trapp: Dominik Mahlknecht 1793–1876. Ein Grödner als französischer Staatskünstler. Monographie und kritischer Katalog. Verlag: Istitut Ladin Micura de Rü, San Martin de Tor 1991.
  • François Pupil: Eglise de la Madeleine. L’histoire d’une paroisse. Paroisse de la Madeleine, Paris 2000.

Weblinks

Commons: Johann Dominik Mahlknecht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Johann Dominik Mahlknecht im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Johann Dominik Mahlknecht im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
  • Katalog von 43 Werken des Künstlers in den Archives Nationales - abgerufen am 26. August 2011

Einzelnachweise

  1. Ellen Hastaba: Programm mit Zufall und Abstrichen – gesamttirolisch ausgerichtet: Die Fassade des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Band 83 (2003), S. 63–94 (PDF; 224 kB)
Normdaten (Person): GND: 119057964 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no98065257 | VIAF: 32798213 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Mahlknecht, Johann Dominik
ALTERNATIVNAMEN Molknecht; Molchneht; Dominig; Dominique
KURZBESCHREIBUNG französischer Bildhauer
GEBURTSDATUM 1793
GEBURTSORT Überwasser bei St. Ulrich in Gröden
STERBEDATUM 1876
STERBEORT Paris