Kanga

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Kanga (Begriffsklärung) aufgeführt.
Kanga aus Tansania, 2011

Die Kanga (von Swahili kanga ‚Perlhuhn‘)[1], auch Le(s)so (von portugiesisch lenço ‚Halstuch‘) genannt, ist ein Kleidungsstück aus bedruckter Baumwolle, das in der Gegend der Afrikanischen Großen Seen getragen wird.

Beschreibung

Das Motiv des 1,10 Meter breiten und anderthalb Meter langen Stückes Stoff besteht meist aus einer Bordüre (Swahili pindo) und einem Mittelteil (mji) mit einem Sprichwort (ujumbe oder jina) in Swahili oder Lingala in einem eigenen Rahmen. Kangas werden im Doppelpack (doti) verkauft[1], so dass sie verarbeitet und als Set getragen werden können.

Durch den äußeren Rahmen sind Muster und Größe begrenzt. Das unterscheidet die Kanga von der Kitenge, die als Meterware verkauft wird.

Geschichte

Frau in Kanga (in Siyu auf Pate, Kenia)

Kangas entstanden an der ostafrikanischen Küste in der Mitte des 19. Jahrhunderts, über ihren Ursprung gibt es unterschiedliche Theorien.

Kangas könnten auf ungebleichte Baumwollstoffe zurückgehen, die im 19. Jahrhundert aus den USA nach Sansibar exportiert wurden. Dort waren sie als merikani bekannt, ein Swahili-Nomen, das vom Adjektiv American abstammt. Versklavte Männer trugen es als Rock, versklavte Frauen als Wickelkleid.[2] Einige Frauen färbten die Stoffe mit regionalen Indigofarben dunkelblau oder schwarz. Diese gefärbten merikani wurden kaniki genannt.[3] Weil Kaniki mit Sklaverei in Verbindung gebracht wurden, waren sie unpopulär. Um sie aufzuwerten, verzierten ehemals versklavte Frauen daraufhin ihre merikani mit Mustern in Reservetechnik, Textildruck oder Malereien. Nach der Abschaffung der Sklaverei in Sansibar 1897 wurden Kangas zu einem Symbol der Selbstermächtigung und des Reichtums.

Verschiedene Kanga auf einem Verkaufsständer, Tansania, 2015

Eine andere Theorie besagt, die Kanga gehe auf quadratische Halstücher (portugiesisch lenços) zurück, die portugiesische Händler aus Indien und Arabien an die ostafrikanische Küste brachten. In Mombasa hätten Frauen angefangen, jeweils sechs dieser Tücher zusammenzunähen, so dass ein rechteckiges Muster der Form 3x2 entstand.[1]

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Kangas überwiegend in Indien, Asien und Europa entworfen und hergestellt. Seit den 1950er Jahren werden Kangas auch in Morogoro in Tansania (u. a. MeTL Group Textile Company), in Kenia (u. a. Rivatex, Thika Cloth Mills Ltd) und anderen Ländern des afrikanischen Kontinents hergestellt.[1]

Verwendung

Kangas können als Rock, Kleid oder zum Tragen von Kindern auf dem Rücken verwendet werden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, eine Kanga zu falten und zu verwenden.

Kangas werden in Ostafrika, besonders in Tansania und Kenia getragen, vor allem von Frauen. Männer tragen Kangas zu Hause und zum Schlafen.[1]

Weblinks

Commons: Kanga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Kanga & Kitenge: Cloth and Culture in East Africa auf der Seite des Erie Art Museum (Archivlink, englisch)

Literatur

  • Beck, Rose Marie: Ambiguous signs: the role of the 'kanga' as a medium of communication, Afrikanistische Arbeitspapiere, 68, 2001, S. 157–169. (Archivlink, PDF; 1,1 MB)
  • Hanby, Jeanette & David Bygott: Kangas – 101 Uses, HariaStamp Publishers, 2006, ISBN 9966-7146-0-X.
  • Linnebuhr, E.: Kanga: popular cloths with messages. In: Werner Graebner: Sokomoko: Popular Culture in East Africa. Rodopi, 1992, S. 81–90.
  • Yahya-Othman, Saida: If the cap fits: 'kanga' names and women's voice in Swahili society, Afrikanistische Arbeitspapiere, 51, 1997, S. 135–149. (Archivlink, PDF; 1,2 MB)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Jeannette Hanby, David Bygott, Hassan O. Ali, Kassim O. Ali: The History of Kanga. In: glcom.com. Abgerufen am 4. März 2023 (englisch). 
  2. Jeremy Prestholdt: Domesticating the world: African consumerism and the genealogies of globalization. University of California Press, Berkeley 2008, ISBN 978-0-520-25423-7 (englisch). 
  3. Laura Fair: Pastimes and Politics: Culture, Community, and Identity in Post-Abolition Urban Zanzibar, 1890-1945. Ohio University Press, Athens 2001, ISBN 978-0-8214-1384-5 (englisch).