Kunst der Fingerfertigkeit

Schüler Beethovens, Lehrer Liszts, überaus produktiver Verfasser (nicht nur) von Klavieretüden: Carl Czerny

Die Kunst der Fingerfertigkeit (ital. L’arte di render agili le dita; frz. L’art de délier les doigts; engl. The Art of Finger Dexterity) Op. 740 von Carl Czerny (1791–1857) ist eine Sammlung von Klavierübungen.

Kurzeinführung

Diese Übungen wurden von dem Wiener Komponisten und Pianisten Czerny komponiert, der ein Schüler von Ludwig van Beethoven (und auch Clementi, Hummel und Salieri) war und ein Lehrer von Franz Liszt und Sigismund Thalberg. Czerny schrieb über tausend Kompositionen. Einige seiner Etüdensammlungen, etwa die „Schule der Geläufigkeit“ (Op. 299) und die „Kunst der Fingerfertigkeit“ (Op. 740), sind bekannt als pädagogische Werke und trugen wesentlich zur Entwicklung der Klaviertechnik bei. Czerny war einer der ersten Komponisten, die die Bezeichnung Etüde als Titel wählten. Czerny ist auch der Verfasser einer umfangreichen, etwa 1838 erschienenen Klavierschule Op. 500 („Vollständige theoretisch-practische Pianoforte-Schule, von dem ersten Anfange bis zur höchsten Ausbildung fortschreitend[1]“).

Sein Opus 740, das zuerst bei Peters erschien, besteht aus 50 Studien, die speziell darauf ausgerichtet sind, verschiedene Aspekte der Klaviertechnik zu entwickeln. Die Stücke decken eine Vielzahl von technischen Herausforderungen ab, wie Skalen, Arpeggien, Akkordfortschreitungen, Fingerunabhängigkeit und andere fortgeschrittene Techniken. Diese Sammlung wird oft von fortgeschrittenen Klavierschülern verwendet, um ihre Fähigkeiten und ihre Fingerfertigkeit zu verbessern. Die Stücke variieren im Schwierigkeitsgrad, was sie zu einer wertvollen Ressource für Klavierspieler verschiedener Stufen macht.

Inhaltsübersicht

INHALTSÜBERSICHT


Ihr Inhalt ist:[2]

Heft 1:
Beweglichkeit der Finger bei ruhiger Hand
Das Untersetzen des Daumens
Deutliche Geläufigkeit
Leichte Beweglichkeit im ruhigen Staccato
Gleichheit in Doppelläufen
Deutlichkeit in gebrochenen Akkorden
Fingerwechsel auf einer Taste
Leichte Beweglichkeit der linken Hand.

Heft 2:
Zartes Hüpfen und Abstoßen
Terzen-Übung
Gewandtheit im Fingerwechsel
Geschmeidigkeit der linken Hand
Die möglichste Geläufigkeit
Akkordpassagen
Spannungen bei großer Kraft
Fingerwechsel in schneller Bewegung.

Heft 3:
Schnelle Moll-Skalen
Das Überschlagen bei ruhiger Hand und sanftem Anschlag
Spannungen bei ruhiger Hand
Doppeloktaven
Gleiche Bewegung beider Hände
Triller-Übung
Leichter Anschlag der linken Finger
Der Daumen auf Obertasten bei völlig ruhiger Haltung der Hand.

Heft 4:
Geläufige Deutlichkeit
Die möglichste Schnelligkeit in Akkordpassagen
Unabhängigkeit der Finger
Mordent-Übungen
Beförderung des festen Anschlags
Zur Übung des Daumens beim Untersetzen
Das gleichmäßige Aufheben der Finger.

Heft 5:
Leichte Hand bei Oktavsprüngen
Terzentriller
Fingerwechsel auf einer Taste
Leichter Arm bei geschmeidigen Figuren
Kraftvolle Deutlichkeit
Geschmeidiges Aufheben beider Hände
Terzen-Übung
Leichtes Abstoßen der Akkorde
Beweglichkeit der Finger der linken Hand.

Heft 6:
Übung der Doppelmordente
Gewandheit im Untersetzen des Daumens
Der leichteste Anschlag bei möglichster Beweglichkeit der Finger
Gebundene Melodien bei gebrochenen Akkorden
Bravour in Anschlag und Bewegung
Zarter und deutlicher Anschlag bei gebrochenen Akkorden
Triller-Übung
Oktaven mit Bravour
Bravour im Anschlag und im Tempo.

Verschiedenes

Der Komponist Jakob Ludwig Bruhns (1852–1923) komponierte 50 Stücke zu Carl Czernys Kunst der Fingerfertigkeit.

Von Czerny stammt auch die Vorschule der Fingerfertigkeit für Klavier op. 636.

Literatur

  • Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur: Klaviermusik zu zwei Händen. 1985
  • Gerhard Rühm: Die Kunst der Fingerfertigkeit. Hommage á Carl Czerny. Zell am See: Galerie Zell am See 1991. Ohne ISBN.
  • Grete Wehmeyer: Carl Czerny und die Einzelhaft am Klavier oder Die Kunst der Fingerfertigkeit. Bärenreiter Verlag, Kassel 1983, ISBN 978-3-7618-0699-9
  • Jakob Ludwig Bruhns: Fünfzig Stücke zu Carl Czerny’s Kunst der Fingerfertigkeit: als Zweites Klavier oder zum Solovortrag. Berlin: Schlesinger [1897], Heft 1–6 (Digitalisate: 1, 2, 3, 4, 5, 6)

Weblinks

  • Klangbeispiel (mit Noten)
  • Die Kunst der Fingerfertigkeit : 50 Studien im brillanten Style für das Piano-Forte mit beigefügtem Fingersatze zur höheren Ausbildung des Pianisten ; in 6 Heften ; 740stes Werk = L’art de délier les doigts
  • Carl Czerny (Complete works)

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Digitalisat (engl.) - Klangbeispiele (mit Noten): 1, 2, 3
  2. Die Kunst der Fingerfertigkeit