Markus Hilgert

Markus Hilgert, 2020

Markus Hilgert (* 11. August 1969 in Koblenz) ist ein deutscher Altorientalist, Kulturmanager und Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.

Ausbildung und beruflicher Werdegang

Hilgert erwarb 1989 das Abitur an der Fürst-Johann-Ludwig-Schule in Hadamar und war von 1976 bis 1990 aktives Mitglied der Limburger Domsingknaben. Nach dem Grundwehrdienst studierte Hilgert von 1990 bis 1996 Altorientalistik, Semitistik, Vergleichende Religionswissenschaft und Vorderasiatische Archäologie an den Universitäten Marburg, München und Chicago. 1999 wurde er an der Universität Marburg im Fach Altorientalistik promoviert.

Von 1998 bis 2001 war Hilgert Wissenschaftlicher Mitarbeiter, danach bis 2004 Wissenschaftlicher Assistent (C 1) sowie von 2004 bis 2007 Oberassistent (C 2) am Lehrstuhl für Altorientalistik der Universität Jena, wo er sich 2004 habilitierte und ab 2006 Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft war. Von April 2007 bis Februar 2014 war Hilgert Professor (W 3) für Assyriologie mit Schwerpunkt Sumerologie an der Universität Heidelberg. Von 2009 bis 2013 war zudem Hilgert Wissenschaftlicher Leiter der Uruk-Warka-Sammlung Heidelberg. Gast- beziehungsweise Vertretungsprofessuren führten Hilgert 2001 an die University of Chicago, 2003 an die Universität Leipzig, 2005 an die Staatliche Russische Universität für die Geisteswissenschaften Moskau, im Wintersemester 2006/07 an die Universität Freiburg sowie 2013 an die Scuola Superiore der Universität Catania.

Von 2011 bis 2014 war Hilgert Sprecher des von ihm initiierten geisteswissenschaftlichen Sonderforschungsbereichs 933 Materiale Textkulturen. Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften an der Universität Heidelberg.[1] Theoretische Grundlage ist der von Hilgert 2010 eingeführte kulturwissenschaftliche Ansatz der Text-Anthropologie. Von 2012 bis 2013 war Hilgert Sprecher des Research Council Cultural Dynamics in Globalised Worlds für die Geisteswissenschaften an der Universität Heidelberg. Außerdem war er Initiator und Gründungskoordinator des Heidelberg Zentrum Kulturelles Erbe / Heidelberg Center Cultural Heritage, das 2013 an der Universität Heidelberg gegründet wurde.

Vom 1. März 2014 bis 31. Mai 2018 war Hilgert Direktor des Vorderasiatischen Museums im Pergamonmuseum der Staatlichen Museen zu BerlinPreußischer Kulturbesitz und koordinierte im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz das nationale Verbundvorhaben „museum4punkt0 - Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“ von 2017 bis 2018.[2] Am 7. Dezember 2017 wurde Hilgert in der Nachfolge von Isabel Pfeiffer-Poensgen vom Stiftungsrat der Kulturstiftung der Länder zum Generalsekretär gewählt[3] und trat sein Amt am 1. Juni 2018 an.[4] Nachfolgerin als Leiterin des Vorderasiatischen Museums wurde Barbara Helwing.

Auszeichnungen

Hilgert war von 1990 bis 1999 Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes in der Grund- und Promotionsförderung. Von 1990 bis 1995 war er außerdem Stipendiat der Stiftung Dey des Bistums Limburg. 2005 wurde ihm durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein Heisenberg-Stipendium zugesprochen.

1988 wurde Hilgert mit dem Sonderpreis der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für den Gesamtsieg beim Landeswettbewerb Alte Sprachen des Hessischen Altphilologenverbandes ausgezeichnet. Seine wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten wurden mit dem Dissertationspreis der Universität Marburg (2001) sowie mit dem Habilitationspreis der Universität Jena (2006) bedacht. 2011 erhielt Hilgert den Jahrespreis der Universität Heidelberg.

Hilgert ist Honorarprofessor an der Universität Heidelberg (seit 2014), an der Universität Marburg (seit 2015) sowie an der Freien Universität Berlin (seit 2017).

Engagement und Mitgliedschaften (Auswahl)

Hilgerts ehrenamtliches Engagement umfasst verschiedene Aufgaben und Funktionen auf den Gebieten Wissenschaft und Kultur. So war Hilgert von 2009 bis 2015 Vorsitzender der Deutschen Orient-Gesellschaft und von 2013 bis 2015 Vorsitzender der von der baden-württembergischen Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Theresia Bauer eingesetzten Expertenkommission zur „Situation der 'Kleinen Fächer' in Baden-Württemberg“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Dem auf Empfehlung dieser Expertenkommission eingesetzten „Zukunftsrat Kleine Fächer“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gehörte Hilgert von 2015 bis 2017 als Stellvertretender Vorsitzender und von 2017 bis 2019 als Vorsitzender an.

2016 wurde Hilgert zum National Correspondent des Internationalen Komitees vom Blauen Schild für Deutschland bestellt und 2017 zum Gründungspräsident von Blue Shield Deutschland gewählt. Dieses Amt legte er nach seiner Wahl zum Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder nieder.

Seit 2018 ist Hilgert Mitglied im Vorstand der Deutschen UNESCO-Kommission, der er seit 2016 angehört. Hilgert ist außerdem seit 2019 Mitglied im Aufsichtsrat des WIR!-Bündnisses „Land-Innovation-Lausitz“[5] und seit 2020 Mitglied im Culture Advisory Council des „Consortium for research data on material and immaterial cultural heritage“ (NFDI4Culture).[6]

Vor dem Hintergrund der Hochwasserkatastrophe in Deutschland initiierte Hilgert im Sommer 2021 die Notfallallianz Kultur, ein gesamtstaatliches Bündnis für Kultur in Krisen und Notfällen.[7]

Weitere ehrenamtliche Funktionen waren bzw. sind:

Schriften (Auswahl)

Wissenschaftliche Werke

  • Cuneiform Texts from the Ur III Period in the Oriental Institute, Volume 1: Drehem Administrative Documents from the Reign of Šulgi. Oriental Institute Publications 115. Oriental Institute, Chicago 1998. ISBN 1-885923-07-4
  • Akkadisch in der Ur-III-Zeit. Rhema-Verlag, Münster 2002. ISBN 3-930454-32-7 (= Dissertation).
  • Cuneiform Texts from the Ur III Period in the Oriental Institute, Volume 2: Drehem Administrative Documents from the Reign of Amar-Suena. Oriental Institute Publications 121. Oriental Institute, Chicago 2003. ISBN 1-885923-24-4
  • Von „Listenwissenschaft“ und „epistemischen Dingen“. Konzeptuelle Annäherungen an altorientalische Wissenspraktiken. In: Journal for General Philosophy of Science 40, 2009, S. 277–309.
  • Herausgeber: Altorientalistik im 21. Jahrhundert: Selbstverständnis, Herausforderungen, Ziele. (= Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 142). Deutsche Orient-Gesellschaft, Berlin 2010. ISSN 0342-118X
  • „Text-Anthropologie“: Die Erforschung von Materialität und Präsenz des Geschriebenen als hermeneutische Strategie, in: Markus Hilgert (Hrsg.): Altorientalistik im 21. Jahrhundert: Selbstverständnis, Herausforderungen, Ziele, (= Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 142), 2010, S. 85–124.
  • Materializing Culture - Culturizing Material. On the Status, Responsibilities and Function of Cultural Property Repositories within the Framework of a „Transformative Scholarship“. Middle East – Topics & Arguments 3, 2014, S. 30–39.
  • Von der ‚Ambivalenz der Dinge‘ zur Objekt-Politik. Objektepistemologien im Spannungsfeld von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik, in: Markus Hilgert, Henrike Simon and Kerstin P. Hofmann (Eds.): Objektepistemologien. Zur Vermessung eines transdisziplinären Forschungsraums, Berlin: Edition Topoi, 2018, 9–31
  • mit Henrike Simon, Kerstin P. Hofmann (Eds.): Objektepistemologien. Zur Vermessung eines transdisziplinären Forschungsraums, Berlin: Edition Topoi, 2018.
  • mit Birthe Hemeier: Transparenz – Provenienz – Verbraucherschutz. Fakten und Handlungsempfehlungen zum Handel mit antiken Kulturgütern in Deutschland. Ergebnisse des BMBF-Verbundprojekts »Verfahren zur Erhellung des Dunkelfeldes als Grundlage für Kriminalitätsbekämpfung und -prävention am Beispiel antiker Kulturgüter« (ILLICID), Berlin: Kulturstiftung der Länder, 2020. ISBN 978-3-00-064933-2.

Publizistische Beiträge

  • Es sind auch unsere Wurzeln. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. März 2015.
  • Das Zerstörungswerk hat viele Väter in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15. März 2015, S. 56.
  • Auf jeden Fall geklaut? – Warum Provenienzforschung in archäologischen Museen alternativlos ist. Museumskunde 2015/2, 31‒36.
  • Garanten einer handlungsfähigen Gesellschaft. Zur politischen und kulturellen Relevanz Kleiner Fächer. Politik & Kultur Nr. 2/2016, 1‒2.
  • Wir sind nicht hilflos. Ein 12 Punkte Programm für einen nachhaltigen Kulturgutschutz. In: Olaf Zimmermann – Theo Geißler, Altes Zeug. Beiträge zur Diskussion zum nachhaltigen Kulturgutschutz, 2016, 44–47.
  • Vom Sammeln zum Schützen. Ein neues Leitbild für archäologische Museen. Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz 51/2015 (2016), 191‒213.
  • Cultural Diversity through Sustainable Heritage. On the Role of Archaeological Museums as Public Expert Institutions for Heritage Research, in: K. Almquist – L. Belfrage: Cultural Heritage at Risk. The Role of Museums in War and Conflict (2016), 85‒105.
  • Die digitale Transformation des Kulturgutschutzes: 3D-Digitalisierung von Kulturgütern als Teil einer Strategie zum Erhalt des Kulturerbes der Menschheit. Kulturpolitische Mitteilungen 156 I/2017: Europäisches Kulturerbe in einer globalisierten Welt, S. 50–52.
  • Why Culture Matters: Fostering Identity Through Cultural Heritage. The Globalist vom 5. November 2017.
  • Unter Vandalen. Süddeutsche Zeitung, 19. April 2018.
  • Migration - Integration, eine alte neue Aufgabe. Rede von Professor Dr. Markus Hilgert auf der Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration am 29. Mai 2018. Deutscher Kulturrat, Texte zur Kulturpolitik.
  • Gesellschaftlichen Wandel mitgestalten. Zu den Aufgaben kulturerhaltender Einrichtungen im Rahmen der digitalen Transformation. Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 65, Heft 4 (2018), 195‒202.
  • Heilen, was zerbrochen ist. Die Rückgabe der Familienbibel und Peitsche Hendrik Witboois. Politik und Kultur Nr. 04/2019.
  • Krisen mitdenken. Notfallvorsorge als Aspekt nachhaltiger Kulturpolitik. Politik und Kultur Nr. 09/2021.
  • Neue Sicht auf die Dinge. Der veränderte Umgang Deutschlands mit dem Kulturgut anderer Staaten. Politik und Kultur Nr. 12/2021–01/2022.
  • mit Ronald Grätz (Eds.): Innen - Außen. Perspektiven einer integrierten Kulturpolitik. Göttingen: Steidl, 2021. ISBN 978-3-95829-972-6
  • Digitalisierung und Demokratisierung - die Neuerfindung der Kultur. Strategic Intervention Paper. Berlin: Global Ideas Center, 2022.
  • Digitalization and Democratization - the Reinvention of Culture. Strategic Intervention Paper. Berlin: Global Ideas Center, 2022.
  • Wie wollen wir leben? Ein Aufruf zu mehr Resilienz in der Kultur. Politik und Kultur Nr. 07–08/2023.

Weblinks

Commons: Markus Hilgert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Markus Hilgert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Homepage Kulturstiftung der Länder: Vorstand. Abgerufen am 27. Juli 2020.
  • Rolf Brockschmidt: Archäologie und Textwissenschaft: Frühes Lesen auf der Agora, Tagesspiegel vom 19. September 2013
  • Heribert Vogt: Heidelberger Assyriologe wechselt auf die Berliner Museumsinsel (Memento vom 27. Januar 2014 im Internet Archive), Rhein-Neckar-Zeitung vom 13. Januar 2014
  • Rolf Brockschmidt, Rüdiger Schaper: An den Ufern von Babylon, Tagesspiegel vom 17. März 2014
  • Das Zerstörungswerk hat viele Väter. Interview mit Tilman Spreckelsen. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. März 2015
  • Rede zu 30 Jahre Kulturstiftung der Länder
  • Kulturstiftungs-Chef Markus Hilgert: Wo bleibt die digitale Moderne? bei Deutschlandfunk Kultur vom 13. November 2021

Einzelnachweise

  1. Materiale Textkulturen - Sonderforschungsbereich 933 an der Universität Heidelberg | Aktuelles. Abgerufen am 27. Juni 2020. 
  2. „museum4punkt0“ startet: Ideenlabor für digitale Anwendungen in deutschen Museen - Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Abgerufen am 18. November 2018. 
  3. Homepage Kulturstiftung der Länder: Entscheidung des Stiftungsrats: Markus Hilgert wird neuer Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, abgerufen am 7. Dezember 2017
  4. Amtsantritt. 1. Juni 2018, abgerufen am 8. Juni 2018. 
  5. Mitglieder des Konsortialrats, auf land-innovation-lausitz.de, abgerufen am 11. Mai 2021
  6. The Consortium NFDI4Culture, auf nfdi4culture.de
  7. Notfallallianz Kultur. Abgerufen am 18. September 2022. 
  8. François Hollande obtient 76 millions d’euros pour le sauvetage du patrimoine en péril, auf lemonde.fr
  9. Finance and Resources Committee. Abgerufen am 27. Juni 2020 (amerikanisches Englisch). 
  10. Stiftungsbeirat. Abgerufen am 8. Dezember 2018 (deutsch). 
  11. Stiftungsrat beruft Prof. Dr. Markus Hilgert zum Mitglied im Kuratorium. Abgerufen am 8. Juni 2018. 
  12. Jury. Abgerufen am 8. Juni 2018. 
  13. Professor Dr Markus Hilgert. In: Arcadia Fund. 9. Februar 2018, archiviert vom Original am 30. Juli 2019; abgerufen am 23. März 2022 (britisches Englisch). 

Friedrich Delitzsch (1899–1918) | Otto Weber (1918–1928) | Walter Andrae (1928–1951) | Gerhard Rudolf Meyer (1951–1977) | Liane Jakob-Rost (1978–1990) | Evelyn Klengel-Brandt (1990–1997) | Beate Salje (1998–2014) | Markus Hilgert (2014–2018) | Lutz Martin (2018–2019, kommissarisch) | Barbara Helwing (seit 2019)

Stellvertretende: Evelyn Klengel-Brandt (1978–1990) | Ralf-Bernhard Wartke (1990–2014) | Lutz Martin (2014–2019) | Nadja Cholidis (seit 2019)

Normdaten (Person): GND: 142699748 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n98078789 | VIAF: 51920441 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Hilgert, Markus
KURZBESCHREIBUNG deutscher Altorientalist
GEBURTSDATUM 11. August 1969
GEBURTSORT Koblenz