Otto Plasberg

Otto Plasberg (* 24. Oktober 1869 in Sobernheim; † 6. April 1924 in Hamburg) war ein deutscher klassischer Philologe, der als Professor in Rostock (1903–1909), Prag (1909–1911), Straßburg (1911–1918) und Hamburg (1919–1924) wirkte. Der Spezialist zum philosophischen Werk Ciceros ist besonders durch seine neue kritische Ausgabe verschiedener Cicero-Schriften bekannt.

Leben

Otto Plasberg besuchte das Progymnasium in Bad Kreuznach, wo sein Vater Carl Albert Plasberg (1840–1890)[1] Lehrer für Latein und Griechisch und Rektor war. Nach dem Abitur bezog Plasberg 1887 die Universität Heidelberg, um Klassische Philologie zu studieren. Sein hauptsächlicher Lehrer in Heidelberg war Erwin Rohde. Später wechselte Plasberg nach Bonn zu Franz Bücheler und Hermann Usener und nach Berlin, wo er als Stipendiat der Boeckh-Stiftung sein Studium bei Johannes Vahlen, Adolf Kirchhoff und Hermann Diels abschloss. 1892 wurde er mit der Dissertation De M. Tullii Ciceronis Hortensio dialogo („Der Dialog Hortensius des Marcus Tullius Cicero“) promoviert. Seine Opponenten waren Rudolf Helm und Walter Henze.

Nach dem Studium entwickelte sich Plasberg zum Spezialisten für Cicero. 1895 bearbeitete er die Preisaufgabe der Charlottenstiftung der Preußischen Akademie der Wissenschaften, die eine neue textkritische Bearbeitung, Prolegomena und Untersuchungen zur Authentizität und Komposition liefern sollte. Plasberg gewann den Preis und wurde mit der Neuausgabe der philosophischen Schriften Ciceros betraut, die die Akademie geplant hatte. Diese Aufgabe beschäftigte Plasberg den Rest seines Lebens. An der Universität Straßburg, an der er 1900 als Assistent angestellt wurde, habilitierte er sich 1901 mit einem Teil seiner Cicero-Arbeiten. Die Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhlinhaber Richard Reitzenstein brachte Plasberg einige wissenschaftliche Förderung. Er war auch an der Edition der Straßburger Papyri beteiligt.

Schon nach wenigen Jahren in Straßburg wurde Plasberg 1903 an die Universität Rostock berufen. Da es sich um eine Erstberufung handelte, erhielt er zunächst nur eine außerordentliche Professur. Kurz nach seiner Ernennung zum Ordinarius (1909) folgte er einem Ruf an die Universität Prag zum ordentlichen Professor für Klassische Philologie. 1911 kehrte er als Ordinarius nach Straßburg zurück, wo er mit Bruno Keil und Eduard Schwartz zusammenarbeitete. Gemeinsam mit Schwartz und allen anderen deutschen Hochschullehrern wurde Plasberg nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg aus Straßburg vertrieben und war einige Monate ohne Stellung. Im Mai 1919 erhielt er den Ruf der neugegründeten Universität Hamburg auf einen der beiden Lehrstühle für Klassische Philologie. Gemeinsam mit Karl Reinhardt und nach dessen Weggang mit Rudolf Pfeiffer baute er das dortige Philologische Seminar auf. Aber schon nach fünf Jahren starb Plasberg nach kurzer Krankheit.

Plasbergs Lebensarbeit war die Cicero-Ausgabe, die ab 1908 bei Teubner in Leipzig erschien. Bis zu seinem Tode veröffentlichte er mehrere Faszikel, in denen die Schriften Paradoxa Stoicorum, Academica, Timaeus, De natura deorum, De divinatione und De fato in neuen kritischen Ausgaben erschienen. In weiteren wissenschaftlichen Publikationen beschäftigte sich Plasberg mit dem Wortlaut und Sprachgebrauch bei Cicero. Sein wissenschaftlicher Nachlass befindet sich in Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.

Literatur

  • Klaus Alpers, Eva Horváth, Hans Kurig: Philologica Hamburgensia II. Altphilologen in Hamburg vom 17. bis 20. Jahrhundert, Herzberg 1990. Zweite Auflage, unveröffentlichtes Manuskript 1996, S. 1–3
  • Rudolf Helm: Otto Plasberg. In: Biographisches Jahrbuch für Altertumskunde, 44. Jahrgang (1924), S. 117–138

Weblinks

Wikisource: Otto Plasberg – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Personalbogen von Albert Plasberg in der Personalkartei der Gutachterstelle des BIL in der Archivdatenbank der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)
Inhaber der Lehrstühle für Klassische Philologie an der Universität Rostock

Erster Lehrstuhl (bis 1810 rätliche Professur der Griechischen Sprache): Johannes Posselius (der Ältere) (1553–1591) | Johannes Posselius (der Jüngere) (1593–1623) | Johann Huswedel (1623–1627) | Bernhard Taddel (1650–1656) | Christian Woldenberg (1657–1659) | Heinrich Müller (1659–1662) | Christian Kortholt (1663–1665) | Johann Mantzel (1674–1681) | Gottfried Weiss (1684–1693) | Johann Gottlieb Möller (1694–1696) | Jacob Burgmann (1699–1724) | Jakob Christoph Wolff (1725–1758) | Hermann Jacob Lasius (1764–1802) | Johann Christian Wilhelm Dahl (1802–1803) | Immanuel Gottlieb Huschke (1806–1828) | Gustav Christoph Sarpe (1815–1830) | Ludwig Bachmann (1833–1881) | Rudolf Helm (1907–1937) | Andreas Thierfelder (1938–1940) | Rudolf Helm (1947–1948) | Werner Hartke (1948–1955) | Franz Zimmermann (1961–1962) | Wolfgang Hering (1964–1986) | Gabriele Bockisch (1987–1991, Hochschuldozentin) | Wolfgang Bernard (seit 1994)

Zweiter Lehrstuhl: Franz Volkmar Fritzsche (1828–1887) | Eduard Schwartz (1887–1893) | Hans von Arnim (1893–1900) | Otto Kern (1900–1907) | Johannes Geffcken (1907–1933) | Kurt von Fritz (1933–1934) | Hans Diller (1937–1942) | Hermann Kleinknecht (1944–1951) | Werner Krenkel (1975–1993) | Jürgen Leonhardt (1994–1997) | Christiane Reitz (1999–2019) | Nicola Hömke (seit 2019)

Dritter Lehrstuhl (ab 1888 Extraordinariat): Richard Foerster (1875–1881) | Georg Kaibel (1882–1883) | Friedrich Leo (1883–1888) | Friedrich Marx (1888–1889) | Richard Reitzenstein (1889–1892) | Hans von Arnim (1893) | Erich Bethe (1893–1897) | Otto Kern (1897–1900) | Karl Kalbfleisch (1900–1903) | Otto Plasberg (1903–1909)

Erster Lehrstuhl: Georg Curtius (1849–1854) | Ludwig Lange (1855–1859) | Franz Hochegger (1859–1860) | Alfred Ludwig (1860–1871) | Gustav Linker (1871–1881) | Otto Keller (1881–1909) | Otto Plasberg (1909–1911) | Alfred Klotz (1911–1920) | Edgar Martini (1922–1932) | Maximilian Adler (1937–1939) | Viktor Stegemann (1943–1945)

Zweiter Lehrstuhl: Georg Bippart (1852–1883) | Carl Holzinger (1883–1921) | Siegfried Reiter (1922–1933)

Dritter Lehrstuhl: Jan Kvíčala (1861–1882) | Alois Rzach (1883–1923) | Theodor Hopfner (1923–1945)

Erster Lehrstuhl: Ulrich Köhler (1872–1876) | Rudolf Schöll (1876–1885) | Georg Kaibel (1886–1897) | Eduard Schwartz (1897–1902) | Bruno Keil (1902–1914) | Eduard Schwartz (1914–1918)

Zweiter Lehrstuhl: Wilhelm Studemund (1872–1885) | August Reifferscheid (1885–1887) | Friedrich Leo (1888–1889) | Adolph Kießling (1889–1893) | Richard Reitzenstein (1893–1911) | Otto Plasberg (1911–1918)

Erster Lehrstuhl: Karl Reinhardt (1919–1923) | Rudolf Pfeiffer (1923–1927) | Ernst Kapp (1927–1937) | Ulrich Knoche (1939–1968) | Otto Zwierlein (1971–1979)

Zweiter Lehrstuhl: Otto Plasberg (1919–1924) | Friedrich Klingner (1925–1930) | Bruno Snell (1931–1959) | Hartmut Erbse (1960–1965) | Winfried Bühler (1967–1989) | Dieter Harlfinger (1990–2005) | Christian Brockmann (seit 2007)

Dritter Lehrstuhl: Hans Joachim Mette (1964–1974) | Walther Ludwig (1976–1994) | Dorothee Gall (1999–2005) | Claudia Schindler (seit 2009)

Vierter Lehrstuhl: Joseph-Hans Kühn (1962–1975)

Normdaten (Person): GND: 116205822 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: nr97031283 | VIAF: 17313719 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Plasberg, Otto
ALTERNATIVNAMEN Plasberg, Carl Otto Johannes
KURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Philologe
GEBURTSDATUM 24. Oktober 1869
GEBURTSORT Sobernheim
STERBEDATUM 6. April 1924
STERBEORT Hamburg