Paul Thalheimer

Signatur von Paul Thalheimer, 1932

Paul Thalheimer (* 25. Mai 1884 in Heilbronn; † 22. Dezember 1948 in Schrobenhausen) war ein deutscher Maler und Grafiker, der sich hauptsächlich mit religiösen Themen befasste.

Leben

Paul Thalheimer studierte von 1906 bis 1909 an der Kunstakademie Stuttgart bei Robert Poetzelberger und von 1908 bis 1912 an der Münchner Kunstakademie bei Peter von Halm und Ludwig von Herterich.[1] Nach dem Studium blieb er in München. Er wurde Mitglied der Münchener Secession und nahm teil an Kunstausstellungen, u. a. im Münchener Glaspalast. Er war auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst in München. 1928 wurde er zum Professor ernannt. Im gleichen Jahr war er auf der Biennale in Venedig mit einem Bild vertreten.[2]

1937, in der Zeit des Nationalsozialismus, wurden seine Werke als „entartete Kunst“ qualifiziert, zwei seiner Werk wurden in Münchner Museen beschlagnahmt und auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ zur Schau gestellt.[3] 1938/39 schuf Thalheimer in der Ludwigskirche Bad Dürkheim ein monumentales Altarbild, das die Kreuzigungsszene darstellt. Einer der neben Jesus gekreuzigten Verbrecher trägt ganz deutlich die Gesichtszüge von Adolf Hitler, einer der Zuschauer unter dem Kreuz Jesu ist dem Gauleiter Josef Bürckel nachempfunden. Damals blieben die Anspielungen des Künstlers offenbar unentdeckt, heute gehört das Bild zu den ganz besonderen Kunstschätzen der Region.[4][5]

Wohl noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs reiste Thalheimer in die USA, wo er in Los Angeles seine Studienkollegin aus München Nelbert Chouinard (1879–1969) traf. Dort malte der amerikanische Maler William Frederick Foster (1883–1953) in den 1940er Jahren ein Porträt Thalheimers.[6]

1953 fand in München eine Gedächtnisausstellung seiner Werke statt.[7]

  • St. Heinrich, Fürth, Hochaltarbild
    St. Heinrich, Fürth, Hochaltarbild
  • St. Katharina, Leimen, Chorausmalung
    St. Katharina, Leimen, Chorausmalung
  • Vertreibung aus dem Paradies, 1925
    Vertreibung aus dem Paradies, 1925
  • Farbholzschnitt Geißelung Christi, 1920
    Farbholzschnitt Geißelung Christi, 1920

Werk

Von Thalheimer stammen hauptsächlich Wandgemälde sowie Entwürfe für die Glasfenster katholischer Kirchen:

  • 1919 Neuburg in Württemberg, Katholische Kirche, Fresken
  • 1920 Ingolstadt, St. Antonius, Entwürfe für die Innenausmalung
  • 1925 Fürth, St. Heinrich, Hochaltarbild: Der hl. Heinrich gründet das Bistum Bamberg
  • 1927 Nürnberg-Mögeldorf, St. Karl Borromäus, Innenausmalung[10]
  • 1928 Gersthofen, St. Jakobus major, Fresken, 1940 entfernt
  • 1929 Haidmühle, St. Maximilian, Innenausmalung
  • 1930 Augsburg, St. Anton, fünf Glasgemälde mit Szenen aus dem Leben des Hl. Antonius von Padua im Chor
  • 1931 Pirmasens, St. Anton, Probefenster
  • 1932 Leimen (Pfalz), St. Katharina, Chorausmalung und Kirchenfenster
  • 1932 Ormesheim, St. Mauritius, Ausmalung des Chorraumes mit Szene aus dem Leben des Kirchenpatrons, 1981 überdeckt
  • 1934 Kaiserslautern, Gelöbniskirche Maria Schutz, Altarwandfresko
  • 1935 Frankenstein (Pfalz), Heiligste Dreifaltigkeit, Ausmalung und Kreuzweg[11]
  • 1936 Katzweiler, Mariä Himmelfahrt, Altarbild Mariä Himmelfahrt
  • 1936 Neustadt an der Weinstraße, St. Josef, Chorfresko[12]
  • 1938/39 Bad Dürkheim, Ludwigskirche, Kreuzigungsfresko
  • Hohenberg (Marktleugast), St. Josef, Glasfenster
  • Eichstätt, Lehrerseminar, Speisesaal, Fresko Quellwunder Moses

Thalheimer schuf zudem farbige Holzschnitte mit den Szenen des Leidenswegs Christi.

Literatur

  • Sebastian Staudhamer: Paul Thalheimer. In: Die Christliche Kunst 19, 1922, S. 132 (Abbildungen S. 119–132).
  • Thalheimer, Paul. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 32: Stephens–Theodotos. E. A. Seemann, Leipzig 1938, S. 579 (biblos.pk.edu.pl). 
  • Hans Judith: Paul Thalheimer. In: Das Münster 2, 1949, S. 378–379.
  • Thalheimer, Paul. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 432 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe). 
  • Paul Thalheimer. Der Leidensweg Christi. 6 mehrfarbige Kupferdrucke nach Holzschnitten aus dem Jahre 1920. Mit einem Begleitwort von Brigitte Roessler-Thalheimer. Graphikum Mock, München 1961.
  • Anke Elisabeth Sommer: Glasmalereien im Bistum Speyer. Leuchtende Zeugen christlichen Glaubens von der Romanik bis heute. Schnell & Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2696-5, S. 136.

Weblinks

Commons: Paul Thalheimer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Matrikelbuch Akademie München.
  2. Christoph Becker, Annette Lagler: Biennale Venedig. Der deutsche Beitrag 1895–1995. Cantz, Stuttgart 1995, S. 246.
  3. Beschlagnahmeinventar „Entartete Kunst“.
  4. Petra Depper-Koch: Kirchen der Pfalz: Viele Superlative, Die Rheinpfalz, 22. Dezember 2017; (Digitalansicht).
  5. Franz-Josef Wittkampf: Hitler in Kreuzigungsszene dargestellt, in: Der Pilger, Nr. 1, vom 8. Januar 2017.
  6. Will Foster, Portrait of Paul Thalheimer.
  7. Das Münster 6, 1953, S. 355; Der Kunsthandel 45, 1953, Nr. 12, S. 16.
  8. Gekreuzigter Verbrecher mit den Gesichtszügen Adolf Hitlers.
  9. Zuschauer mit den Gesichtszügen Josef Bürckels (Bürckel-Foto hier einkopiert).
  10. St. Karl Borromaus-Kirche Nürnberg.
  11. Website der Pfarrei Lambrecht. (Memento des Originals vom 15. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pfarrei-lambrecht.de
  12. Michael Janson: St. Josef. Abgerufen am 28. August 2020. 
Normdaten (Person): GND: 118756664 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 52485074 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Thalheimer, Paul
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Grafiker
GEBURTSDATUM 25. Mai 1884
GEBURTSORT Heilbronn
STERBEDATUM 22. Dezember 1948
STERBEORT Schrobenhausen