Pinball Wizard

Pinball Wizard
The Who
Veröffentlichung 1969
Länge 3:01
Genre(s) Rockmusik
Autor(en) Pete Townshend
Coverversion
1975 Elton John

Pinball Wizard (englisch; „Flipper-Magier“) ist ein Song der britischen Rockgruppe The Who aus dem Jahr 1969, den deren Gitarrist Pete Townshend geschrieben hat. Er ist Bestandteil der Rockoper Tommy, bei deren gleichnamiger Verfilmung Elton John die Rolle und den Gesang übernahm.

Entstehung

Pete Townshend konzipierte Tommy als Rockoper, die sowohl inhaltlich durch eine dramaturgisch durchkomponierte Handlung als auch musikalisch durch das Wiederaufgreifen bestimmter Themen einem Gesamtkonzept folgt. Die ursprünglich der Mod-Kultur entstammende Rockgruppe The Who und ihr kreativer Kopf Townshend versuchten mit dem Album, sich als internationale Pop-Größen zu etablieren, indem sie ihre Musik genre- und medienübergreifend gestalteten. Es spielte unter der Leitung von Kit Lambert am 7. Februar 1969 Townshend an der E- und an der Westerngitarre, John Entwistle am Bass, Keith Moon am Schlagzeug. Roger Daltrey übernahm den Gesang und wurde teilweise von Townshend unterstützt.

Laut Townshend entstand Pinball Wizard als Versuch, den Musikjournalisten Nik Cohn zu einer besseren Kritik für das Album Tommy zu bewegen. Cohn hatte nach dem Anhören einer Vorabversion das Album zwar als ziemlich gut, aber zu todernst und humorlos bezeichnet. Die Figur des Tommy als Guru erschien ihm außerdem überholt. Townshend versuchte, dem wenig begeisterten Cohn zu erklären, dass Tommy mehr eine Art göttlicher Musiker sei, der Schwingungen als Musik wahrnimmt. Cohn meinte, er würde dem Album vier von fünf Sternen geben. Schließlich fragte Townshend, der wusste, dass Cohn ein Flipper-Fan war und gerade an einem Roman über eine junge Flipper-Spielerin arbeitete, wie die Sache aussähe, wenn Tommy ein Flipper-Champion wäre und er deshalb so viele Anhänger hätte. Cohn antwortete, dass es dann fünf Sterne und einen Extraball geben würde. Am nächsten Tag schrieb Townshend das Stück und nahm eine Demoversion in seinem Heimstudio auf. Um die Gesamtgeschichte schlüssig zu halten, wurde bei einigen Liedern der Text angepasst, um auf das Flipper-Thema zu verweisen.[1]

Musikalischer Aufbau

Der Song verweist mit einem auf der Westerngitarre eingespielten Intro auf das Eingangstück der Rockoper Overture. Durch einen akustischen Wechsel zwischen den beiden Kanälen wird ein Stereo-Effekt erzeugt. Im zweiten Intro-Teil erklingt ein vom Rhythmusgitarristen gespielter Groove, wobei ein Akzent jeweils um drei Sechzehntelnoten verschoben wird.[2] Intro und erste Strophe beginnen auf einem tonalen Zentrum in H, welches in einer Sequenz um drei Ganztöne und über einen Halbtonschritt auf die Dominante Fis absteigt. Alle Stufen werden zuerst mit Quartvorhalt (sus4) angeschlagen und dann in Dur aufgelöst. Die die Powerchords im Refrain-Teil (Chorus) unterstützende E-Gitarre erzeugt durch ihren kurzen Wechsel von der Untersekunde auf den Grundton eine pompöse Gestik. Bass und Gesang setzen parallel ein. Die E-Gitarre übernimmt in der folgenden, instrumentalen Bridge über den Akkorden H, A, D und E die dominante Rolle und festigt den rockigen Höreindruck. Der nach Wiederholung der Kombination aus Strophe und Bridge einsetzende Refrain spielt drei Mal die Kadenz über Dominante, Subdominante und Tonika, wechselt dann aber zwischen G und D. Eine weitere Bridge greift D auf und kündigt so einen Wechsel des harmonischen Zentrums des Songs von H auf D an: Der nochmals auf Hsus beginnenden dritten Strophe und dem Refrain folgt die vierte Strophe in D-Dur, bevor der Song auf einem kurzen, die zweite Bridge andeutenden Outro, ausfadet.[3]

Inhalt

Der Ich-Erzähler stellt sich als begeisterter Flipper-Spieler vor, der seit seiner Kindheit spielt und es zu großer Fertigkeit am Automaten gebracht hat. Nun ist er erstaunt über Tommy, der als Taubblinder das Spiel besser zu beherrschen scheint, als er selbst. Er beschreibt Tommys Eigenheiten beim Spiel, seine konzentrierte Ruhe und seine scheinbare Verbundenheit mit der Maschine. Auch Tommys Anhängerschaft, die ihn wie einen Messias verehrt, kommt zur Sprache. In der Bridge wechselt der Song aus der Erzähl- in eine Dialogform, in der das Frage-und-Antwort-Spiel zweier Vokalisten (im Original Daltrey und Townshend) dem Erstaunen zusätzliche Authentizität verleiht. Die Unterlegenheit des Erzählers wird eindeutig festgestellt, und Tommy als der wahre Pinball-Wizard erkannt.[3]

Veröffentlichungen

Pinball Wizard wurde am 7. März 1969 im Vereinigten Königreich auf Track Record 59262 als Single zusammen mit Keith Moons Instrumentalkomposition Dogs, Part Two veröffentlicht. In den USA erfolgte die Ausgabe auf Decca Records unter der Nummer 732465. Es folgte in beiden Ländern das Konzeptalbum Tommy als Doppel-LP, deren dritter Track auf der dritten Seite Pinball Wizard ist.

Coverversionen

Ken Russell adaptierte 1975 die Geschichte von Tommy im gleichnamigen Film, für den Elton John die Rolle des Pinball Wizards übernahm. Während die anderen Stücke des Musikfilms von den The-Who-Musikern und einigen bekannten Studiomusikern eingespielt wurden, nutzte Elton John seine eigene Band mit Ray Cooper als Perkussionisten, Davey Johnstone an den Gitarren, Dee Murray am Bass und Nigel Olsson am Schlagzeug. Das Intro der Westerngitarre und die dominante Gitarrenbegleitung der Strophen ersetzte der Pianist John durch sein eigenes Klavierspiel. Aus dem zugehörigen Soundtrack wurde Pinball Wizard als Single ausgekoppelt und erreichte Platz sieben der amerikanischen Charts. Mindestens 22 weitere Coverversionen sind bekannt, darunter die Aufnahmen von Rod Stewart und Petula Clark sowie Live-Versionen von Genesis und den Kaiser Chiefs.[4]

Bedeutung, Kritik und Erfolg

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Singles[5]
Pinball Wizard
  UK 4 22.03.1969 (13 Wo.)
  US 19 24.05.1969 (11 Wo.)
  DE 25 03.05.1969 (2 Wo.)
Pinball Wizard (Elton John)
  US 7 1975 (7 Wo.)

Pete Townshend urteilte über Pinball Wizard, es sei das unbeholfenste Stück, das er je geschrieben habe.[6] Dennoch handelt es sich um eines der bekanntesten Stücke der Band, deren künstlerischer Fokus allerdings nicht auf dem Format Single, sondern auf dem Album als Gesamtkunstwerk lag. Die Kanonisierung der Rockmusik folgt dieser Eigeneinschätzung und bespricht oftmals die Rockoper als Ganzes.[3]

Weblinks

  • Christopher Jost: Pinball Wizard im Songlexikon

Einzelnachweise

  1. Pete Townshend: Who I Am. HarperCollins, London 2012, ISBN 978-0-00-746603-0, S. 161–162.
  2. Wieland Harms: The Unplugged Guitar Book 2. Gerig, 1996, ISBN 3-87252-250-7, S. 63–69 (The Who. Pinball Wizard).
  3. a b c Christofer Jost: Pinball Wizard (The Who). In: Michael Fischer, Fernand Hörner, Christofer Jost (Hrsg.): Songlexikon. Encyclopedia of Songs. (www.songlexikon.de 08/2012, revised 07/2014).
  4. Coverinfo.de
  5. Charts DE Charts UK Charts US
  6. Richard Barnes: Deaf, Dumb and Blind kid. Liner Notes auf dem Album Tommy (remastered)
Studioalben
Livealben
  • Live at Leeds
  • Who’s Last
  • Join Together
  • Live at the Isle of Wight Festival 1970
  • BBC Sessions
  • Live at the Royal Albert Hall
  • Live at Hull 1970
  • Quadrophenia: Live in London
  • Live in Hyde Park
  • Live at the Fillmore East 1968
  • A Quick Live One
  • The Who with Orchestra: Live at Wembley
  • Blues to the Bush
  • Live from Toronto
  • View from a Backstage Pass
  • Greatest Hits Live
  • Tommy – Live at the Royal Albert Hall
Kompilationen
  • Magic Bus: The Who on Tour
  • The Who & The Jimi Hendrix Experience
  • Meaty Beaty Big and Bouncy
  • A Quick One / The Who Sell Out
  • Odds & Sods
  • Tommy (OST)
  • The Story of The Who
  • The Kids Are Alright (OST)
  • Quadrophenia (OST)
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  • The Who Collection
  • Who’s Better, Who’s Best
  • Thirty Years of Maximum R&B
  • My Generation: The Very Best of the Who
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  • Then and Now
  • Greatest Hits
  • Greatest Hits & More
  • The Studio Albums
  • The Who Hits 50!
  • Essential
  • Direct Hits
  • The Who / The Strawberry Alarm Clock
  • Tommy, Pt. 1
  • Backtrack 1
  • Backtrack 2
  • Backtrack 3
  • Backtrack 4
  • Backtrack 5
  • Backtrack 6
  • Backtrack 7
  • Backtrack 8
  • Backtrack 9
  • Backtrack 10
  • Backtrack 11
  • Backtrack 12
  • Backtrack 13
  • Backtrack 14
  • Golden Double Album
  • Tommy, Pt. 2
  • Perfect Collection
  • Magic Bus / My Generation
  • Phases
  • Rarities Volume I & Volume II
  • The Singles
  • Two’s Missing
  • 20th Century Masters – The Best of The Who (Verkäufe: + 1.000.000, US: Platin)
  • Amazing Journey: The Story of The Who (OST)
  • Icon
  • Icon II
  • Pinball Wizards – The Collection (UK: Gold)
  • Maximum As & Bs
  • The 1st Singles Box
  • Special Box Set
  • Paper Sleeve Box
  • My Generation
EPs
  • Wire & Glass – Six Songs from a Mini-Opera
  • Ready Steady Who
  • Pictures of Lily / I’m a Boy / Happy Jack/ Substitute
  • Tommy
  • The Who
  • Won’t Get Fooled Again
Videoalben
  • Amazing Journey: The Story of The Who
  • Live in Hyde Park
  • Live in Texas ’75
  • Live At The Isle Of Wight Festival 2004
  • Tommy: Live At The Royal Albert Hall 2017
  • The Kids Are Alright
  • Who’s Better, Who’s Best
  • The Who Live feat. ‘Tommy’
  • Thirty Years of Maximum R&B Live
  • Live at the Isle of Wight Festival 1970
  • Classic Albums: The Who – Who’s Next
  • The Who & Special Guests: Live at the Royal Albert Hall
  • The Who Special Edition EP
  • Live in Boston
  • Tommy and Quadrophenia Live
  • The Vegas Job
  • Retrospectives
  • The Who at Kilburn: 1977
  • Maximum R&B Live
Singles
  • I Can’t Explain
  • Anyway, Anyhow, Anywhere
  • My Generation
  • Substitute
  • A Legal Matter
  • The Kids Are Alright
  • I’m a Boy
  • Happy Jack
  • Pictures of Lily
  • The Last Time
  • I Can See for Miles
  • Call Me Lightning
  • Dogs
  • Magic Bus
  • Pinball Wizard
  • I’m Free
  • The Seeker
  • Summertime Blues
  • See Me, Feel Me
  • Won’t Get Fooled Again
  • Let’s See Action
  • Baba O’Riley
  • Behind Blue Eyes
  • Join Together
  • Relay
  • 5:15
  • Love Reign o’er Me
    Weitere Lieder: Christmas
  • The Real Me
  • Long Live Rock
  • Squeeze Box
  • Who Are You
  • You Better You Bet
  • Don’t Let Go the Coat
  • Athena
  • Eminence Front
  • Baba O’Riley/See Me, Feel Me/My Generation (Live)
  • Zoot Suit / I’m the Face
  • La-La-La-Lies / The Good’s Gone
  • Postcard / Put the Money Down
  • Slip Kid / Dreaming from the Waist
  • Trick of the Light / 905
  • It’s Hard / Dangerous
  • You Better You Bet (live) / Don’t Let Go the Coat
  • Twist and Shout / I Can’t Explain
  • Real Good Looking Boy / Old Red Wine
  • It’s Not Enough / Tea & Theatre
  • Be Lucky