Sitsch

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Sitsch (Begriffsklärung) aufgeführt.

Die Sitsch (ukrainisch Січ, russisch Сечь, in deutsch oft auch Setsch, wissenschaftliche Transliteration Sič; deutsch wörtlich „Verhau, Verschlag“) steht für verschiedene befestigte Verwaltungszentren der Saporoger Kosaken, die in der heutigen Ukraine lagen. Die höchste Institution der Sitsch war die Sitschowa Rada, eine Art höchster Rat und Gerichtshof zugleich.[1]

Überblick der Niederlassungen

Lage der ersten Niederlassung bei Chortyzja

Die erste Saporoger Verwaltungsniederlassung befand sich bei Chortyzja, genauer auf einer Mala Chortyzja genannten Nachbarinsel. Im Laufe der Zeit wurde die Niederlassung mehrfach verlegt:

  • Sitsch Tomakiwka (etwa 1550er Jahre bis 1593 – bei Marhanez von Tataren zerstört)[2]
  • Sitsch Basawluk (1593–1638 – bei Kapuliwka)[3]
  • Mykytyn (1638–1652)[3]
  • Sitsch Tschortomlyk (1652–1709 – im Kachowkaer Stausee untergegangen)
  • Kamjanka (1709–1711 – bei Respublikanez, Region Cherson)
  • Oleschky (1711–1734 – Hetman in jener Zeit war Kost Hordijenko)
  • Nowa Sitsch (1734–1775 – beim Kachowkaer Stausee, wurde auf Beschluss von Katharina II. zerstört.)

Nach dem Ende des freien Kosakentums 1775 wurden die Siedlungen verlassen. Ein Teil der Kosaken zog weiter ins Donaudelta und begründete dort unter osmanischer Herrschaft die Donaukosaken, andere wurden auf Veranlassung der russischen Behörden vorwiegend im westlichen Kaukasusvorland (Kuban-Gebiet, heute Region Krasnodar) angesiedelt, wo eine Vielzahl von Stanizen entstand.[4]

Sitsch als Flottenstützpunkt

Da die Kosaken auch als Seefahrer aktiv waren (circa 16. bis 18. Jahrhundert), waren einige der Niederlassungen gleichzeitig Flottenstützpunkt. Auf Mala Chortyzja wurde 1737 eine Werft für Kriegsschiffe errichtet.

  • Rückseite der Marineflagge (1734–1775) der Kosaken (Vorderseite mit schwarzen Doppeladler und Sternen)
    Rückseite der Marineflagge (1734–1775) der Kosaken (Vorderseite mit schwarzen Doppeladler und Sternen)
  • Grigori Gagarin: Kosaken attackieren türkisches Schiff (1847)
    Grigori Gagarin: Kosaken attackieren türkisches Schiff (1847)
  • Kosakenbootstyp Tschaika („Möwe“), um 1660, nach Guillaume Le Vasseur
    Kosakenbootstyp Tschaika („Möwe“), um 1660, nach Guillaume Le Vasseur
  • Gedenkmünze für Hetman Sahaidatschnyj
    Gedenkmünze für Hetman Sahaidatschnyj

Die Kosaken unterhielten eine Flotte von „mehreren Dutzend“ Tschaikas (galeerenähnliche Schiffe) mit etwa folgenden Schiffsmaßen: Länge: etwa 60 Meter, Breite: 10 bis 12 Meter, Raumtiefe etwa 12 Meter.[3] Die Flaggenhistorie der heutigen ukrainischen Marine geht auf die historische Marine der Kosaken zurück.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Marine der Kosaken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Dan Berest, Запорозька Січ (Saporoger Sitsch, ukrainisch), Entwicklungsgeschichte der Saporoger Verwaltungszentren
  • Kosakenniederlassung Tomakiwka (Томаківська Січ, ukrainisch)
  • Kosakenniederlassung Basawluk (Базавлуцька та Микитинська Січі, ukrainisch)

Einzelnachweise

  1. Enzyklopädie der Ukraine, Band 4, 1993, Eintrag: Sichova Rada (englisch)
  2. Kosakenniederlassung Tomakiwka Томаківська Січ (ukrainisch)
  3. a b c Kosakenniederlassung Basawluk Базавлуцька та Микитинська Січі (ukrainisch)
  4. Geographisches Lexikon der polnischen Königreich und in anderen slawischen Ländern, Band X, Seite 478 (polnisch, eingesehen am 28. Januar 2011)