Street Legal

Street Legal
Studioalbum von Bob Dylan

Veröffent-
lichung(en)

15. Juni 1978

Label(s) Columbia Records

Format(e)

LP

Genre(s)

Rock

Titel (Anzahl)

9

Länge

50:18 Minuten

Besetzung Bob Dylan – Gesang, Gitarre
  • Billy Cross (lead e-git)
  • Stephen Soles (r-git, background-voc)
  • Alan Pasqua (key)
  • Jerry Scheff (b)
  • Ian Wallace (dr)
  • Bobbye Hall (perc)
  • Steve Douglas (sax)
  • Steve Madaio (tr; auf Is Your Love in Vain?)
  • David Mansfield (vio, mand)
  • Carolyn Dennis (back-voc)
  • Jo Ann Harris (back-voc)
  • Helena Springs (back-voc)

Produktion

Don DeVito

Studio(s)

25. April – 1. Mai 1978, Rundown Studios in Santa Monica, Kalifornien

Chronologie
Desire
(1976)
Street Legal Slow Train Coming
(1979)

Street Legal ist das 18. Studioalbum des US-amerikanischen Songwriters Bob Dylan. 1978 erschienen, steht es chronologisch zwischen dem Vorgänger Desire (1976) und dem 1979 erschienenen Folgealbum Slow Train Coming. Verglichen mit den Vorgänger-Studioalben – insbesondere dem von der Kritik teils enthusiastisch gelobten Vorgänger Desire – erhielt Street Legal enttäuschende Kritiken. Bekannte Stücke sind die beiden Singleauskoppelungen Changing of the Guards und Baby, Stop Crying sowie die Ballade Señor (Tales of Yankee Power). Biografisch steht Street Legal am Beginn von Dylans stark christlich geprägter Periode Ende der 1970er, welche sich insbesondere auf die drei Anschlussalben stark prägend auswirkte.

Inhalte und Hintergründe

Street Legal entstand vor dem Hintergrund einer privat wie künstlerisch vielfältig angespannten Situation. Privat trug Dylan immer noch an den Folgen der Scheidung von seiner Ex-Frau Sara im Vorjahr sowie den damit einhergehenden Auseinandersetzungen um das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder. Künstlerisch stand Dylan Mitte der 1970er zwar im Zenit seiner Karriere. Angesichts der kreativ fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Formation The Band und zahlreichen anderen Musikern sowie dem hochgelobten 1976er-Album Desire, welches als Highlight das auch kommerziell erfolgreiche Protestlied Hurricane enthielt, waren die Erwartungen bei Kritikern wie bei Publikum und Anhängern indes entsprechend hoch. Nachdem der Sänger im Vorjahr wenig in der Öffentlichkeit präsent war, verlegte er 1978 den Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf die Ausweitung des Tourkonzepts der Rolling Thunder Revue auf Europa, Japan und andere Regionen. Die Aufnahmen zu Street Legal erfolgten quasi als Zwischenstopp – nach 22 Konzerten in Japan zu Jahresbeginn und einer mit 91 Auftritten ebenfalls stark strapaziösen Tour in Europa im Verlauf der zweiten Jahreshälfte – mit Deutschlandpremieren Ende Juni 1978 in der Dortmunder Westfalenhalle sowie der Berliner Deutschlandhalle.[1]

Die Aufnahmesessions zu Street Legal fanden in einem zeitlich stark komprimierten Rahmen statt: zwischen dem 25. April und dem 2. Mai 1978. Aufnahmeort waren die Rundown Studios in Santa Monica, Kalifornien. Produzent war Don DeVito – ein Aufnahmeprofi, der bereits zahlreiche andere Pop- und Rock-Größen produziert hatte. Stilistisch waren die neuen Stücke deutlich von Gospel- und Spiritual-Anklängen geprägt – ein Aspekt, der unter anderem auch dadurch zutage trat, dass an den Aufnahmen ein Background-Chor mit drei Background-Sängerinnen mitwirkte. Die Kompositionen stammten ausnahmslos von Dylan selbst. Die Texte der insgesamt 9 Lieder beschäftigten sich teils stark mit der zurückliegenden Trennung. We Better Talk This Over nimmt direkt Bezug auf die zurückliegende Scheidung. Mit der beendeten Beziehung auseinandersetzen sich auch True Love Tends to Forget und No Time to Think – ein Walzer und mit über acht Minuten das längste Stück der Platte. Where Are You Tonight? (Journey Through Dark Heat) ist ein von surrealistischen Metaphern geprägtes Stück über die Frage, was man im Leben sein beziehungsweise darstellen möchte. Mit dem Thema Liebe beschäftigen sich auch das blueslastige Stück New Pony sowie die spiritual-beeinflusste Ballade Is Your Love in Vain? Mit starkem Backgroundchor-Einsatz warten auch die beiden Single-Auskoppelungen Changing of the Guards und Baby, Stop Crying auf. Changing of the Guards, das Eröffnungsstück der Platte, beschreibt eine mit bildhaften Anspielungen reiche Szenerie ähnlich wie Lewis Carrolls Geschichte Alice im Wunderland. Baby, Stop Crying ist ein Trost-Lied. Als wahren Adressaten sahen Kritiker des Albums allerdings weniger das im Lied beschriebene Mädchen, sondern vielmehr Dylan selbst. Señor (Tales of Yankee Power) schließlich, eine ebenfalls stark gospellastige, vom Tempo her getragen-langsame Ballade, thematisiert die Fragen eines Jüngers an seinen Meister, wohin seine Reise eigentlich gehen solle.[1]

Rezeption und Kritik

Ein wesentlicher Kritikpunkt an Street Legal betraf die unausgereifte, handwerklich zum Teil nachlässig umgesetzte Präsentation der neuen Songs. Dylan selbst räumte die Berechtigung dieser Kritik rückblickend ein. Als Entschuldigungsgrund führte er die damals gesetzten Tournee-Prioritäten auf: „Wir haben eine Woche gebraucht, um ‚Street Legal‘ zu machen. In der nächsten Woche haben wir es abgemischt und die Woche darauf herausgebracht. Wenn wir das nicht so schnell hingekriegt hätten, hätten wir überhaupt keine Platte gemacht, denn wir waren auf dem Sprung, wollten wieder auf Tournee gehen.“ Als eines der eher schwachen Dylan-Studioalben bewertet Street Legal auch der deutsche Dylan-Autor Olaf Benzinger. Benzingers Zwischenfazit im Rahmen seiner Darstellung von Dylans Gesamt-Oeuvre: „Sicher ist ‚Street Legal‘ das schwächste Album dieser Schaffensphase, und mildernde Umstände wie die kolossal anstrengende Tournee sowie die mentale Erschöpfung Dylans nach der endgültigen Trennung von Sara greifen nur bedingt.“[2]

Unterschiedlich bewertet wurde Street Legal seitens namhafter Kritiker des US-amerikanischen Musikmagazins Rolling Stone. Dylan-Experte Greil Marcus schrieb für das Magazin ebenfalls eine stark kritische Rezension mit dem Tenor, dass Street Legal musikalisch lediglich Ideen und Stilelemente anderer Songs und Künstler wiederverwerte.[3] Allerdings führte Marcus in seiner Rezension die konträre Beurteilung seines Kollegen Dave Mersh auf. Anders als Marcus bewertete dieser Street Legal als gelungen und sogar überdurchschnittlich „joyfull“. In Bezug auf Dylans Gesamtoeuvre ist die Tendenz trotzdem die, Street Legal als eher schwaches Album oder zumindest widerspruchsvoll einzuordnen.[4] Aufgrund der stark unterschiedlich ausfallenden Urteile listet die Musik-Webseite stereogum.com Street Legal auf Platz 3 der 10 umstrittensten Dylan-Alben – direkt nach Infidels (Platz 2) und vor Oh Mercy (Platz 4).[5]

Outtakes und Coverversionen

Im Unterschied zu den meisten anderen Studioalben von Bob Dylan gibt es – zumindest bislang – keine Outtakes; das im Zug der Sessions entstandene Aufnahmematerial wurde entweder auf Street Legal selbst oder überhaupt nicht veröffentlicht. In der Originalfassung unveröffentlicht sind bislang drei Aufnahmen. Zwei davon – Coming from the Heart und Walk Out in the Rain – wurden zwischenzeitlich von Michel Montecrossa und Eric Clapton eingespielt. Die Street-Legal-Produktion selbst wurde für die CD-Veröffentlichung 1999 von Don DeVito neu abgemischt. Eine noch bessere Klangbalance weist die 2003 erschienene SACD-Version auf.[1]

Von Bob Dylan selbst wurde das Street-Legal-Songmaterial unterschiedlich behandelt. Changing of the Guards etwa war lediglich im Rahmen der 1978-Tour Teil des Programms. Als Coverversion spielten den Song unter anderem Patti Smith, die Alternative-Rock-Band The Gaslight Anthem, Frank Black und Michel Montecrossa ein. Señor (Tales of Yankee Power) wurde unter anderem von den Folk-Musikern Tim O’Brien und Richard Shindell gecovert. Darüber hinaus fanden Fremdinterpretationen des Stücks Verwendung in den beiden Dylan-Filmen Masked and Anonymous (von Jerry Garcia) und I’m Not There (von Calexico & Willie Nelson). Is Your Love in Vain? gibt es in Versionen von Barb Jungr und dem Dylan-Coverinterpreten Michel Montecrossa. Where Are You Tonight? (Journey Through Dark Heat) wurde von der australischen Rockband Zimmermen neu eingespielt, New Pony von dem deutschen Singer-Songwriter und Rockmusiker Tom Liwa.[1][6]

Eine Live Version von Is your Love in Vain findet sich auf dem Album At Budokan.

Titelliste

Seite 1

  1. Changing of the Guards – 6:41 (7:04 Remix von 1999)
  2. New Pony – 4:28
  3. No Time to Think – 8:19
  4. Baby Stop Crying – 5:19

Seite 2

  1. Is Your Love in Vain? – 4:30
  2. Señor (Tales of Yankee Power) – 5:42
  3. True Love Tends to Forget – 4:14
  4. We Better Talk This Over – 4:04
  5. Where Are You Tonight? (Journey Through Dark Heat) – 6:16

Einzelnachweise

  1. a b c d Olaf Benzinger: Bob Dylan. Die Geschichte seiner Musik. Aktualisierte Neuauflage, dtv, München 2006/2011, ISBN 978-3-423-34673-3; S. 177 ff.
  2. Olaf Benzinger: Bob Dylan. Die Geschichte seiner Musik. Aktualisierte Neuauflage, dtv, München 2006/2011, ISBN 978-3-423-34673-3; S. 182
  3. Bob Dylan: Street Legal, Greil Marcus, Rolling Stone, 24. August 1978
  4. Bob Dylan: Street Legal, Stephen Thomas Erlewine, allmusic.com, aufgerufen am 1. Januar 2014
  5. The 10 Best More-Obscure Bob Dylan Albums: Street Legal (1978), Timothy Bracy/Elizabeth Bracy, stereogum.com, 12. September 2012
  6. laut Angaben im iTunes Store, abgefragt am 31. Dezember 2013

Literatur

  • Olaf Benzinger: Bob Dylan. Die Geschichte seiner Musik. Aktualisierte Neuauflage, dtv, München 2006/2011, ISBN 978-3-423-34673-3
  • Bob Dylan: Chronicles, Volume One. Autobiographisches Werk. Simon & Schuster, New York 2004, ISBN 978-0-7434-7864-9 (englisch; deutsch von Kathrin Passig und Gerhard Henschel, Hoffmann und Campe, Hamburg 2004, ISBN 978-3-455-09385-8; Kiepenheuer und Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-04052-4).

Weblinks

VD
Bob Dylan
Studioalben

Bob Dylan • The Freewheelin’ Bob DylanThe Times They Are a-Changin’Another Side of Bob DylanBringing It All Back HomeHighway 61 RevisitedBlonde on BlondeJohn Wesley HardingNashville SkylineSelf Portrait • New Morning • Pat Garrett & Billy the KidDylan – A Fool Such as IPlanet WavesBlood on the TracksThe Basement Tapes • Desire • Street Legal • Slow Train Coming • Saved • Shot of Love • InfidelsEmpire BurlesqueKnocked Out Loaded • Down in the Groove • Oh MercyUnder the Red SkyGood as I Been to YouWorld Gone WrongTime Out of MindLove and Theft • Modern Times • Together Through Life • Christmas in the Heart • Tempest • Shadows in the Night • Fallen Angels • Triplicate • Rough and Rowdy Ways

Livealben

Before the Flood • Hard Rain • At Budokan • Real Live • Dylan & The Dead • The 30th Anniversary Concert Celebration • MTV Unplugged • Live 1961–2000: Thirty-Nine Years of Great Concert Performances • Live at the Gaslight 1962 • Live at Carnegie Hall 1963 • In Concert – Brandeis University 1963 • The 1966 Live Recordings • Bob Dylan – The Rolling Thunder Revue: The 1975 Live Recordings

Kompilationsalben

Bob Dylan’s Greatest Hits • Bob Dylan’s Greatest Hits Vol. II • Dylan – A Fool Such as IThe Basement Tapes • Masterpieces • Biograph • Bob Dylan’s Greatest Hits Volume 3 • The Best of Bob Dylan (1997) • The Best of Bob Dylan, Vol. 2 • The Essential Bob Dylan • Bob Dylan: The Collection • The Best of Bob Dylan (2005) • Blues • Dylan • The Original Mono Recordings • The 50th Anniversary Collection • Bob Dylan: The Complete Album Collection Vol. One • The 50th Anniversary Collection 1963 • The 50th Anniversary Collection 1964

The Bootleg Series

The Bootleg Series Volumes 1–3 (Rare & Unreleased) 1961–1991Volume 4: The Royal Albert Hall concert • Vol. 5: Bob Dylan Live 1975, The Rolling Thunder Revue • Vol. 6: Bob Dylan Live 1964, Concert at Philharmonic Hall • Vol. 7: No Direction Home: The Soundtrack • Vol. 8: Tell Tale Signs: Rare and Unreleased 1989–2006 • Vol. 9: The Witmark Demos: 1962–1964 • Vol. 10: Another Self Portrait (1969–1971) • Vol. 11: The Basement Tapes Complete • Vol. 12: The Cutting Edge 1965–1966 • Vol. 13: Trouble No More 1979–1981 • Vol. 14: More Blood, More Tracks • Vol. 15: Travelin’ Thru, 1967–1969 • The Bootleg Series Vol. 16: Springtime in New York 1980–1985

Bootlegs

From Newport to the Ancient Empty Street in L. A. • Great White Wonder

Konzerttouren

England Tour (1965) • World Tour (1966) • Tour with The Band (1974) • Rolling Thunder Revue (1975–1976) • World Tour (1978) • Gospel Tour (1979–1980) • World Tour (1981) • European Tour (1984) • True Confessions Tour (1986) • Tour with the Grateful Dead (1987) • Temples in Flames Tour (1987)

Filme und Soundtracks

Dont Look BackEat the Document • Renaldo and Clara • Hard to Handle • The 30th Anniversary Concert Celebration • Masked and AnonymousNo Direction HomeI’m Not There • 65 Revisited • The Other Side of the Mirror: Bob Dylan Live at the Newport Folk Festival 1963–1965 • Trouble No More – A Musical Film • Rolling Thunder Revue • Pat Garrett jagt Billy the Kid • Hearts of Fire

Bands

The BandTraveling Wilburys