Bernhard Schweitzer

Bernhard Schweitzer (* 3. Oktober 1892 in Wesel; † 16. Juli 1966 in Tübingen) war ein deutscher Klassischer Archäologe. Er war Professor für Klassische Archäologie an den Universitäten Königsberg (1925–1932), Leipzig (1932–1948) und Tübingen (1948–1960). Zudem war er 1945/46 Rektor der Universität Leipzig.

Leben und Leistungen

Bernhard Schweitzer stammte aus einer badischen Offiziersfamilie. Er studierte von 1911 bis 1917 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Universität Berlin Klassische Archäologie und Klassische Philologie; promoviert wurde er 1917 am Archäologischen Institut in Heidelberg bei Friedrich von Duhn mit einer Arbeit über die „Untersuchungen zur Chronologie der geometrischen Stile in Griechenland I“. Bernhard Schweitzer habilitierte sich 1921 in Heidelberg und erhielt 1925 den Ruf als Ordinarius nach Königsberg/Pr., 1932 wurde er als Nachfolger von Herbert Koch nach Leipzig berufen. Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler. Schweitzer wurde nicht Mitglied der NSDAP, trat aber 1937 in die NS-Volkswohlfahrt ein.[1] 1945 wurde er erster Rektor der Universität Leipzig nach dem Kriegsende. Er trat 1948 die Nachfolge von Carl Watzinger in Tübingen an, wo er 1960 emeritiert wurde.

Schweitzer war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Institutionen, so gehörte er der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts an und war Ehrenmitglied des Amerikanischen Archäologischen Instituts. Zu seinen Schülern gehörten Rudolf Horn (Dissertation 1929), Reinhard Lullies (Dissertation im WS 1930/31), Werner Fuchs (Dissertation 1953), Jörg Schäfer (Dissertation 1955) und Gerhard Neumann (Dissertation 1960).

Schriften

  • Untersuchungen zur Chronologie der geometrischen Stile in Griechenland, I. G. Braunsche Hofbuchdruckerei, Karlsruhe in Baden [1917] OCLC 26840078 (Dissertation Heidelberg 1918, 80 Seiten).
  • Herakles. Aufsätze zur griechischen Religions- und Sagengeschichte, Mohr, Tübingen 1922, DNB 362345465 (Philosophische Habilitation Universität Heidelberg 1921, VII, 247 Seiten, 38 Abbildung und 12 Tafeln).
  • Der bildende Künstler und der Begriff des Künstlerischen in der Antike (Heidelberg 1925)
  • Xenokrates von Athen. Beiträge zur Geschichte der antiken Kunstforschung und Kunstanschauung (Königsberg 1932)
  • Studien zur Entstehung des Porträts bei den Griechen (Leipzig 1940)
  • Das Menschenbild der griechischen Plastik (Potsdam 1944)
  • Die Bildniskunst der römischen Republik (Leipzig 1948)
  • mit Jochen Briegleb: Die geometrische Kunst Griechenlands. Frühe Formenwelt im Zeitalter Homers, herausgegeben von Ulrich Hausmann, DuMont Schauberg, Köln 1969, DNB 458915939.
  • Zur Kunst der Antike I-II. Ausgewählte Schriften (Tübingen 1963)

Literatur

  • Werner Fuchs: Bernhard Schweitzer 1892–1966. In: Reinhard Lullies / Wolfgang Schiering (Hrsg.) Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache. von Zabern, Mainz 1988, S. 258–259, ISBN 3-8053-0971-6.
  • Ulrich Hausmann: Bernhard Schweitzer †. In: Gnomon 38 (1966), S. 844–847.
  • Stefanie Müller: Schweitzer, Bernhard. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Hanna Philipp, Ingeborg Scheibler: Schweitzer, Heinrich Eduard Stephan Bernhard Robert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 58 f. (Digitalisat).
  • Helga A. Welsh: Entnazifizierung und Wiedereröffnung der Universität Leipzig 1945–1946. Ein Bericht des damaligen Rektors Professor Bernhard Schweitzer, In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 33, 1985, Heft 2, S. 339–372. (online; PDF; 1,6 MB)

Weblinks

Anmerkungen

  1. Helga A. Welsh: Entnazifizierung und Wiedereröffnung der Universität Leipzig 1945–1946. Ein Bericht des damaligen Rektors Professor Bernhard Schweitzer, In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 33, 1985, Heft 2, S. 339–372: hier S. 339

Hugo Blümner (1875–1877) | Gustav Hirschfeld (1878–1895) | Otto Rossbach (1895–1925) | Bernhard Schweitzer (1925–1932) | Guido Kaschnitz von Weinberg (1932–1937) | Franz Messerschmidt (1938–1945)

Johannes Overbeck (1863–1895) | Franz Studniczka (1896–1929) | Herbert Koch (1929–1931) | Bernhard Schweitzer (1932–1948) | Eberhard Paul (1978–1997) | Hans-Ulrich Cain (1997–2017) | Katharina Meinecke (2021–2024, Junioprofessorin)

Inhaber der Professuren für Klassische Archäologie an der Universität Tübingen

Erste Professur (Lehrstuhl / W3): Conrad Bursian (1861–1864) | Adolf Michaelis (1865–1872) | Ludwig von Schwabe (1872–1908) | Ferdinand Noack (1908–1916) | Carl Watzinger (1916–1947) | Bernhard Schweitzer (1948–1960) | Ulrich Hausmann (1960–1983) | Werner Gauer (1983–2003) | Thomas Schäfer (2003–2021) | Cristina Murer (seit 2023)

Weitere Professuren: Gerhard Neumann (1978–1997) | Friedhelm Prayon (1988–2006) | Richard Posamentir (seit 2014)

Normdaten (Person): GND: 118760076 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n87110262 | VIAF: 32792381 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Schweitzer, Bernhard
KURZBESCHREIBUNG deutscher Archäologe
GEBURTSDATUM 3. Oktober 1892
GEBURTSORT Wesel
STERBEDATUM 16. Juli 1966
STERBEORT Tübingen