E. R. Nele

Mahnmal Die Rampe in Kassel
Skulptur Windsbraut auf dem Dalbergplatz in Frankfurt-Höchst
Skulptur Walking Man in Dortelweil (2001)

E. R. Nele, eigentlich: Eva Renée Nele Bode (* 17. März 1932 in Berlin; lebt in Frankfurt am Main) ist eine deutsche Bildhauerin, Grafikerin, Goldschmiedin, Schmuckkünstlerin und Designerin.

Leben und Werk

E. R. Nele ist die Tochter von Marie-Louise (1908–1989) und Arnold Bode (1900–1977), dem Begründer der documenta. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie im stark kriegszerstörten Kassel.

Nach Studienbeginn in Berlin studierte E. R. Nele von 1951 bis 1955 an der Central School of Arts and Crafts in London bei Richard Hamilton. In Berlin hielt sie sich häufig in einer Schweißerei auf und lernte vertiefend und ergänzend zu ihrem Studium den Umgang mit Eisen und Stahl. Nach dem Aufenthalt in London zog E. R. Nele nach Paris und lernte Kupfer-Tiefdruck im Studio Lacourière (1957 und 1958). Anschließend studierte sie an der Hochschule für Bildende Künste bei Hans Uhlmann.

Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre lebte E. R. Nele zunächst in München und anschließend in Zürich, seit 1965 lebt und arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in Frankfurt am Main. Ihr Atelier und ihre Werkstatt befinden sich im Gallus. Sie war auch als Dozentin tätig, mit Lehraufträgen für Metallskulptur in Salzburg, Frankfurt am Main und Gießen.

Sie war Teilnehmerin der documenta II (1959) und der documenta III im Jahr 1964 in Kassel. Sie hatte und hat zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen mit ihren vielseitigen Werken, zum Beispiel 2006 im Aktiven Museum Spiegelgasse in Wiesbaden. E. R. Neles Skulpturen sind in zahlreichen Museen wie der Neuen Pinakothek in München, in einigen renommierten Privatsammlungen und im öffentlichen Raum zu finden. Zu ihren Arbeiten zählen sowohl monumentale Stahlplastiken als auch filigran gefertigte Broschen und Schmuckstücke.

Eine ihrer wichtigsten Arbeiten ist die Installation Die Rampe auf dem Gelände der Universität in Kassel (siehe Einleitungsbild). Die Rampe ist ein Mahnmal für die Deportierten und Opfer des Holocaust und des nationalsozialistischen Regimes der Jahre 1933 bis 1945. Die Rampe besteht aus einem dunkelbraun gestrichenen, originalen Reichsbahn-Frachtwaggon aus Holz ohne Fenster mit einer breiten Rampe, auf der sich drei Gestalten als leere, unheimliche Mäntel befinden. In dieser Installation hat E. R. Nele auch traumatische Kindheitserlebnisse verarbeitet, da sie von der Wohnung ihrer Großeltern in der Kasseler Fiedlerstraße täglich den Transport von Zwangsarbeitern beobachten musste, die zusammengepfercht in Viehwaggons auf das Gelände der ehemaligen Henschelwerke in Kassel antransportiert wurden. Die Rampe wurde am 8. Mai 1985 eingeweiht, dem 40. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus.

Objekte

Im Mittelpunkt von E. R. Neles künstlerischer Arbeit steht seit mehr als vierzig Jahren der Mensch. Sie entwirft kein ideologisch fixiertes Bild vom Menschen; es geht ihr vielmehr darum, durch Konzentration auf die Grundformen des menschlichen Körpers Emotionen, innere Haltungen und soziale Zusammenhänge sichtbar zu machen. E.R. Nele versteht sich als politische Künstlerin. Sie lässt sich auf das Wagnis ein, den Holocaust künstlerisch zu reflektieren, etwa mit Die Rampe oder mit ihren Brandbildern der Holocaust-Serie. Sie setzt sich immer wieder mit aktuellen politischen Themen auseinander. Und selbst Objekte von spielerischer Leichtigkeit wie ihre filigranen Stabfiguren Europeans sind der Versuch einer künstlerischen Antwort auf gesellschaftliche Entwicklungen: Individualisierung und Solidarität.

Auszeichnungen

Literatur

  • Ausstellungskatalog zur documenta II (1959) in Kassel: II.documenta’59. Kunst nach 1945. Katalog: Band 1: Malerei; Band 2: Skulptur; Band 3: Druckgrafik; Textband. Kassel/Köln 1959.
  • Ausstellungskatalog: documenta III. Internationale Ausstellung. Katalog: Band 1: Malerei und Skulptur; Band 2: Handzeichnungen; Industrial Design, Graphik. Kassel/Köln 1964.
  • Arnold Bode: Autobiographische Notizen. Sonderdruck zum Tode Bodes. Kassel 1977.
  • Shtil, di Nacht iz oysgeshternt. Kunst aus Sternenbrettern. Katalog Synagoge Vöhl, Vöhl 2005.
  • E.R. Nele Yesterday & Tomorrow - Skulpturen und Installationen, 2013 - KERBER Verlag
  • Great Book of Jewels. Heiniger & Heininger, New York Graphic Society, 1974, ISBN 0-8212-0627-3.
  • J. Morschel: Deutsche Kunst der 60er Jahre.
  • G. Hughes: Modern Jewelry. ISBN 0-289-27709-4.
  • K. Thomas, G. de Vries: Künstlerlexikon. Du Mont, 1977.
  • J. Kirchbaum: Künstlerinnen.
  • Knaurs Lexikon der modernen Plastik.
  • H. Read: Modern Sculpture.

Weblinks

Commons: E.R. Nele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über E. R. Nele im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Website von E. R. Nele
  • Erhard Metz: Hommage an E. R. Nele: Im Zentrum der Mensch (1) und (2), FeuilletonFrankfurt.de, 3/2012 (zur Jubiläumsausstellung E. R. Nele. Yesterday & Tomorrow, Skulpturen und Installationen im Institut für Stadtgeschichte / Karmeliterkloster, Frankfurt am Main, anlässlich des 80. Geburtstag der Künstlerin 2012)
  • „Je öfter ich hochspringe, desto höher komme ich!“ (YouTube). Rede von Eva-Maria Magel und von Claus K. Netuschil auf der Eröffnung der Ausstellung E. R. NELE | Daphne, Europeans und Blauer Kopf. Sieben Jahrzehnte Bildhauerei in der Galerie Netuschil, Darmstadt, 8. Mai 2022
  • Materialien von und über E.R. Nele im documenta-Archiv

Thomas Mann, Albert Schweitzer, Julius Petersen (1932) | William Butler Yeats (1934) | Georg Kolbe (1937) | Leo Frobenius (1938) | Anton Kippenberg (1939) | Hans Pfitzner (1940) | Friedrich Bethge (1941) | Wilhelm Schäfer (1943) | Otto Hahn (1944) | Franz Volhard, Gustav Mori, Franz Schultz (1947) | Georg Hartmann (1948) | André Gide, Adolf Grimme, José Ortega y Gasset, Gerhard Marcks, Friedrich Meinecke, Robert Maynard Hutchins, Victor Gollancz, Carl Jacob Burckhardt (1949) | Friedrich Dessauer, Friedrich Witz, Richard Merton, Alexander Rudolf Hohlfeld, Boris Rajewsky, Ernst Robert Curtius, Jean Angelloz, Leonard Ashley Willoughby (1951) | Bernhard Guttmann, Ludwig Seitz, John Jay McCloy (1952) | Max Horkheimer, Fritz Strich (1953) | August de Bary, Karl Kleist, Richard Scheibe, Rudolf Alexander Schröder (1954) | Andreas Bruno Wachsmuth, Fritz von Unruh, Ferdinand Blum, Paul Hindemith, Hanns Wilhelm Eppelsheimer (1955) | Peter Suhrkamp, Carl Mennicke, Josef Hellauer, Paul Tillich (1956) | Helmut Walcha, Kasimir Edschmid, Benno Reifenberg, Gottfried Bermann Fischer, Rudolf Pechel (1957) | Otto Bartning, Friedrich Lehmann, Werner Bock, Martin Buber, Helmut Coing (1958) | Cicely Veronica Wedgwood, Thornton Wilder, Herman Nohl, Jean Schlumberger, Sir Sarvepalli Radhakrishnan, Yasunari Kawabata (1959) | Alfred Petersen, Arthur Hübscher, Franz Böhm (1960) | Vittorio Klostermann (1961) | Edgar Salin (1962) | Theodor W. Adorno, Fried Lübbecke, Karl Winnacker (1963) | Harry Buckwitz (1964) | Carl Orff (1965) | Marie Luise Kaschnitz, Heinrich Troeger, Ferdinand Hoff (1966) | Carl Tesch, Werner Bockelmann, Wilhelm Schöndube, Wilhelm Schäfer (1967) | Kurt Hessenberg (1973) | Ljubomir Romansky, Waldemar Kramer (1974) | Albert Richard Mohr (1976) | Siegfried Unseld, Oswald von Nell-Breuning SJ (1977) | Paul Arnsberg (1978) | Wulf Emmo Ankel, Christoph von Dohnányi, Erich Fromm (postum verliehen 1979) (1981) | Horst Krüger, Walter Hesselbach, Rudolf Hirsch, Fuat Sezgin (1980) | Wilhelm Kempf, Sir Georg Solti (1981) | Leo Löwenthal, Bruno Vondenhoff (1982) | Harald Keller (1983) | Marcel Reich-Ranicki (1984) | Alfred Grosser (1986) | Joachim Fest (1987) | Jörgen Schmidt-Voigt (1988) | Dorothea Loehr, Alfred Schmidt, Dolf Sternberger (1989) | Eva Demski, Hilmar Hoffmann (1990) | Albert Mangelsdorff (1991) | Iring Fetscher, Willi Ziegler (1992) | Liesel Christ, Walter Weisbecker, Ludwig von Friedeburg (1994) | Heinrich Schirmbeck, Emil Mangelsdorff, Wolfram Schütte (1995) | Christiane Nüsslein-Volhard, Walter Boehlich (1996) | Walter H. Pehle, Hans-Dieter Resch (1997) | Anja Lundholm, Christoph Vitali, Peter Weiermair (1998) | Arno Lustiger, Johann Philipp von Bethmann (1999) | Karl Dedecius, Michael Gotthelf (2000) | Ernst Klee, Hans-Wolfgang Pfeifer (2001) | Horst-Eberhard Richter, Peter Eschberg, Heiner Goebbels, Oswald Mathias Ungers (2002) | Christa von Schnitzler, Albert Speer junior, Chlodwig Poth, Jean-Christophe Ammann, Franz Mon (2003) | Ferry Ahrlé, Monika Schoeller (2004) | Henriette Kramer, Gerhard R. Koch (2005) | Eliahu Inbal, Peter Iden (2006) | Thomas Bayrle, Carmen-Renate Köper (2007) | Frank Wolff, E. R. Nele (2008) | Peter Kurzeck, Rosemarie Fendel (2009) | Klaus Reichert (2010) | Hans-Klaus Jungheinrich, Dieter Buroch (2011) | Felix Mussil, Mischka Popp, Thomas Bergmann (2012) | Paulus Böhmer, Peter Cahn (2013) | Hans Traxler, Thomas Gebauer, Wilhelm Genazino (2014) | Martin Mosebach, Sven Väth (2015) | Tobias Rehberger, Bettina von Bethmann (2016) | Claus Helmer, Moses Pelham (2017) | Max Weinberg (posthum) (2018) | Bodo Kirchhoff, Effi B. Rolfs, Max Hollein (2019) | Silke Scheuermann, Burkard Schliessmann (2020) | Hans Zimmer, Sandra Mann (2021) | Sabine Fischmann, Volker Mosbrugger (2022) | Anne Imhof, Michel Friedman (2023) | Margareta Dillinger, Bernd Loebe (2024)

Normdaten (Person): GND: 128987197 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2012122295 | VIAF: 13376020 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Nele, E. R.
ALTERNATIVNAMEN Nele Bode, Eva Renée (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutsche Bildhauerin
GEBURTSDATUM 17. März 1932
GEBURTSORT Berlin