Gabriele Leupold

Gabriele Leupold (* 11. März 1954 in Niederlahnstein) ist eine deutsche Übersetzerin.

Leben

Die Eltern von Gabriele Leupold waren Heimatvertriebene: Der Vater, promovierter Mathematiklehrer, stammte aus Oberschlesien, die Mutter aus Ostpreußen.[1] Sie studierte in Mainz, Göttingen und Konstanz Slawistik (u. a. bei Renate Lachmann) und Germanistik. 1981/82 folgte ein Graduiertenstipendium des DAAD für die Lomonossow-Universität Moskau. Anschließend war sie an der Universität Konstanz tätig. Ab 1985 hielt sie sich ein Jahr lang in Japan auf, wo sie an der Fukui-Universität Deutsch als Fremdsprache unterrichtete. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland war sie Mitarbeiterin einer Berliner Galerie.

Mitte der 1980er Jahre begann sie mit dem Übersetzen literarischer, philosophischer und künstlerischer Texte aus dem Russischen und Polnischen. Sie ist Mitglied im Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke. 2018/19 war sie Gastprofessorin für Poetik der Übersetzung an der Freien Universität Berlin.[2] Sie leitet Workshops und organisiert Veranstaltungen für Übersetzer und Studenten.[3]

Sie ist die Schwester der Schriftstellerin Dagmar Leupold.

Ehrungen

Als Herausgeberin

  • Nach danach, Bremerhaven 2004 (zusammen mit Georg Witte)
  • In Ketten tanzen. Übersetzen als interpretierende Kunst. Wallstein, Göttingen 2008 (zusammen mit Katharina Raabe)[5]
  • Im Bergwerk der Sprache. Eine Geschichte des Deutschen in Episoden. Wallstein, Göttingen 2012 (Hg. zusammen mit Eveline Passet). Beiträger András F. Balogh, Katharina Mayr, Kerstin Paul, Kathleen Schumann, Renate Birkenhauer, Manfred Michael Glauninger, Anja Voeste, Dieter Cherubim, Hermann Scheuringer u. a. (Inhaltsverzeichnis bei: Deutsche Nationalbibliothek)
    • Rezension: Kein Ey gleicht dem anderen. Vera Viehöver über „Im Bergwerk der Sprache“ online in ReLÜ, Rezensionen online, 17. März 2013

Als Übersetzerin

  • Abel G. Aganbegjan: Ökonomie und Perestroika, Hamburg 1989 (zusammen mit Renate Janssen-Tavhelidse)
  • Michail M. Bachtin: Rabelais und seine Welt, Frankfurt am Main 1987
  • Andrej Belyj: Kotik Letajew, Frankfurt am Main 1993
  • Andrej Belyj: Petersburg, Frankfurt am Main 2001[6]
  • Binokel und Monokel, Zug 1998
  • Evgenij V. Charitonov: Unter Hausarrest, Berlin 1996
  • Valentina N. Cholopova: Der Weg im Zentrum, Mainz 2002
  • Dmitri A. Prigov, Installationen für eine Putzfrau und einen Klempner, Berlin 1991
  • Leonid I. Dobyčin: Die Stadt N, Frankfurt am Main 1989
  • Sergej D. Dovlatov: Die Unsren, Frankfurt am Main 1990
  • Boris Grojs: Gesamtkunstwerk Stalin, München 1988
  • Ilya Kabakov, Boris Groys, Pavel Pepperstein, Zug 2001
  • Ilya Kabakov, 1964–1983, Leipzig 1998
  • Il’ja I. Kabakov: Die Kunst des Fliehens, München 1991
  • Ilja Kabakow: Über die „totale“ Installation", Ostfildern 1995
  • Wojciech Kuczok: Dreckskerl, Frankfurt, M. 2007 (übersetzt zusammen mit Dorota Stroińska)
  • Wojciech Kuczok: Höllisches Kino, Frankfurt 2008 (zusammen mit Dorota Stroińska)
  • Jurij M. Lotman: Die Innenwelt des Denkens, Berlin 2010 (zusammen mit Olga Radetzkaja)
  • Jurij V. Mamleev: Die irrlichternde Zeit, Frankfurt am Main 2003
  • Osip Ė. Mandel‘štam: Gespräche über Dante, Berlin 1984 (zusammen mit Wolfgang Beilenhoff)
  • Ossip Mandelstam: „Ich muß nun leben, war schon zweifach tot“. Berlin 1993
  • Ossip Mandelstam: Moskau – Berlin. Berlin 2001
  • Boris L. Pasternak: Eine Brücke aus Papier, Frankfurt am Main 2000
  • Andrei Platonow: Die Baugrube, Berlin 2016
  • Michail Ryklin: Mit dem Recht des Stärkeren, Frankfurt am Main 2006.
  • Michail Ryklin: Buch über Anna. Suhrkamp, Berlin 2014 ISBN 978-3-518-42434-6
  • Varlam T. Šalamov: Werkausgabe, hg. von Franziska Thun-Hohenstein. Matthes & Seitz, Berlin
  1. Bd. 1: Durch den Schnee. Erzählungen aus Kolyma 1, 2007, ISBN 978-3-88221-600-4[6]
  2. Bd. 2: Linkes Ufer. Erzählungen aus Kolyma 2, 2008, ISBN 978-3-88221-601-1
  3. Bd. 3: Künstler der Schaufel. Erzählungen aus Kolyma 3, 2010, ISBN 978-3-88221-600-4
  4. Bd. 4: Die Auferweckung der Lärche. Erzählungen aus Kolyma 4, 2011, ISBN 978-3-88221-502-1
  5. Bd. 5: Das vierte Wologda und Erinnerungen, 2014, ISBN 978-3-88221-053-8
  6. Bd. 6: Wischera. Antiroman, 2016, ISBN 978-3-95757-256-1
  7. Bd. 7: Über die Kolyma. Erinnerungen, 2018, ISBN 978-3-95757-540-1
  8. Bd. 8: Ich kann keine Briefe schreiben. Korrespondenz 1952–1978, 2022, ISBN 978-3-7518-0075-4

Film

  • Spurwechsel. Ein Film vom Übersetzen. Встречное движение. 2003. Zweisprachiger Film von Gabriele Leupold, Eveline Passet, Olga Radetzkaja, Anna Shibarova, Andreas Tretner; russische Untertitel von Studierenden des Instituts für Slawistik der LMU München angefertigt, im Übersetzerseminar von Shibarova. Weitere Mitwirkende sind Sergej Romaško, Swetlana Geier, Michail Rudnizkij, Marina Koreneva, Dorothea Trottenberg, Ilma Rakusa, Tat’jana Baskakova, Solomon Apt, Thomas Reschke. Film, Dauer 1 h 34 m. Seit 2018 auch auf Youtube.
  • Es galt als unübersetzbar. – Gabriele Leupold (Übersetzerin) über Platonows »Die Baugrube«, youtube.com

Weblinks

  • Literatur von und über Gabriele Leupold im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Im Gespräch: Gabriele Leupold „Graben für eine glorreiche Zukunft. Die Sowjetunion um 1930: Von der einstigen Revolutionsbegeisterung ist nicht mehr viel übrig geblieben.“ Eine Zeit, die Andrei Platonow in seinem Werk „Die Baugrube“ festhält. Leupold hat die 80 Jahre alte Erzählung neu übersetzt. Gesprächspartner: Heinrich Jakunin. Leipziger Buchmesse, Rotes Sofa. 24. März 2017, Mephisto 97.6, Text und Audiodatei 9 min.
  • Leupold beim VdÜ (via Suchmaschine auf der Site, „Lupe“ oben rechts)
  • Leupold in der Übersetzer-Datenbank des VdÜ, 2019
  • Gabriele Leupold: Anatomie einer Zurückhaltung. Varlam Šalamov übersetzen, in Übersetzen, 1, 2007, S. 6–8 (auch in Osteuropa: Das Lager schreiben. Varlam Šalamov und die Aufarbeitung des GULAG. 6. Juni 2007)
  • Laudatio zum Johann-Heinrich-Voß-Preis an Leupold, von Ralph Dutli, Übersetzen 2, 2012, S. 4, im Dossier Russische Literatur
  • Laudatio zum „Hieronymusring“, gehalten von Miriam Mandelkow, online: vollständige Version; Print: Zs. Übersetzen, 2, 2017, gekürzt
  • „Altersarmut ist programmiert“, Interview von Thomas Urban, sueddeutsche.de, 2. April 2020.
  • Zwischen den Zeilen Von Josef Wirnshofer (Text) und Regina Schmeken (Fotos), sueddeutsche.de, 20. Oktober 2022.

Einzelnachweise

  1. Biographische Angaben laut: „Altersarmut ist programmiert“. Interview von Thomas Urban. In: Süddeutsche Zeitung, 3. April 2020, S. 19.
  2. Gabriele Leupold wird August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessorin für Poetik der Übersetzung an der Freien Universität Berlin, Freie Universität Berlin - Presse und Kommunikation, 24. April 2018.
  3. „Altersarmut ist programmiert“. Interview von Thomas Urban. In: Süddeutsche Zeitung, 3. April 2020, S. 19.
  4. Bundesverdienstkreuz für Gabriele Leupold. Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, 16. Dezember 2022, abgerufen am 26. Dezember 2022. 
  5. Inhaltsangabe (incl. CD), Presse-Newsletter des VdÜ, Ausgabe 2, 2009
  6. a b von Leupold im Rahmen der „jungen weltlesebühne“, Berlin, für schulische Lesungen oder Workshops ab der 11./12. Klasse, sowie in Bibliotheken, angeboten. Inhalt (Memento vom 28. November 2019 im Internet Archive) Stand 2019
Normdaten (Person): GND: 122493796 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: nr2002019687 | VIAF: 32879793 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Leupold, Gabriele
KURZBESCHREIBUNG deutsche Übersetzerin
GEBURTSDATUM 11. März 1954
GEBURTSORT Niederlahnstein