Karolos Papoulias

Karolos Papoulias (2009)
Die Unterschrift von Papoulias
Die Unterschrift von Papoulias

Karolos Papoulias (griechisch Κάρολος Παπούλιας, * 4. Juni 1929 in Molyvdoskepastos damals Präfektur Ioannina; † 26. Dezember 2021) war ein griechischer Jurist und Politiker. Er war vom 13. März 2005 bis zum 13. März 2015 griechischer Präsident.

Leben

Jugend und Ausbildung

Papoulias wurde in Molyvdoskepastos geboren.[1] Als Vierzehnjähriger schloss er sich 1943 den Partisanen der Griechischen Volksbefreiungsarmee an, die in seiner nordgriechischen Heimat Epirus, nahe der Grenze zu Albanien, gegen das italienische Besatzungsregime und die deutsche Wehrmacht kämpften. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Athen. Während der Diktatur in Griechenland (1967–1974) fand Papoulias Asyl in Deutschland, von wo aus er sich als Mitarbeiter des griechischen Programms der Deutschen Welle gegen das Militärregime in seiner Heimat engagierte. Hier setzte er sein Studium an der Universität zu Köln fort und wurde anschließend unter dem Namen Karl Papulias[2] bei Gerhard Kegel promoviert; das Thema seiner Dissertation lautet Erwerb und Verlust des unmittelbaren Besitzes im griechischen und deutschen Recht.[3]

Politiker

Nach dem Sturz der Diktatur war er einer der Begründer der PASOK (Panhellenische Sozialistische Bewegung). Mit deren langjährigem Vorsitzenden Andreas Papandreou pflegte er eine enge Freundschaft. Seit 1977 wurde er immer wieder in seinem Wahlkreis Ioannina ins Parlament gewählt (außer bei den Wahlen im Jahr 2004, bei denen ihm genau 17 Stimmen fehlten). Von 1981 bis 1984 war er Staatssekretär im Außenministerium, von 1984 bis 1985 stellvertretender Außenminister. 1985 bis 1989 und 1993 bis 1996 bekleidete er selbst das Amt des Außenministers. Dazwischen, 1989 bis 1990, war er stellvertretender Verteidigungsminister.

Während seiner letzten Amtszeit als Außenminister schloss Papoulias den „Freundschaftsvertrag über Zusammenarbeit, gute Nachbarschaft und Sicherheit“ (21.–22. März 1996) mit Albanien.

Staatspräsident

2005 wurde er von Ministerpräsident Kostas Karamanlis (Nea Dimokratia) in Abstimmung mit der größten Oppositionspartei PASOK für das Amt des Staatspräsidenten vorgeschlagen. Mit der größten Mehrheit in der Geschichte der Staatspräsidentenwahlen Griechenlands, mit 279 von insgesamt 296 Stimmen des griechischen Parlaments, wurde der damals 76-jährige Politiker, der allerdings der einzige Kandidat bei der Wahl war, zum sechsten Präsidenten des Landes gewählt. Er trat damit die Nachfolge von Konstantinos Stefanopoulos an. Papoulias erhielt die Stimmen beider großen Parteien des Parlaments.

Der scheidende Staatspräsident Stefanopoulos bezeichnete seinen Nachfolger als „ausgezeichneten Politiker“. Papoulias wurde am 12. März 2005, einen Tag nach dem Ende der Amtszeit von Stefanopoulos, im Parlament vereidigt.

Mit der Wahl Papoulias’ wurde erstmals seit 1974, als das Amt des Staatspräsidenten nach dem Ende der Diktatur geschaffen wurde, ein Sozialist ins höchste Amt Griechenlands gewählt. Nach der offiziellen Verkündung durch die Parlamentspräsidentin Anna Benaki-Psarouda nahm Papoulias mit „dem Empfinden großer Verantwortung“ das Resultat der Abstimmung an und bedankte sich herzlich für die „große Ehre“. „Ehrlichkeit, politische Reife, Mäßigkeit und Einsicht“ hob er als die wichtigsten und notwendigsten Tugenden für das öffentliche Leben hervor, um eine gerechtere und weniger egoistische griechische Gesellschaft zu errichten.

Am 3. Februar 2010 wurde Papoulias – wieder mit großer Mehrheit (266 von 300 Stimmen) – für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[4] Die Vereidigung fand abermals am 12. März statt.

Nachdem die griechische Staatsschuldenkrise bekannt wurde (Herbst 2009) und die europäische Agenda maßgeblich bestimmte (Euro-Rettungsschirm 2010, EFSF ab Juni 2010), stand Papoulias mehr im Rampenlicht als zuvor. Angesichts der dramatischen Finanzlage kündigte er an, auf unbestimmte Zeit auf sein Gehalt zu verzichten (nach Angaben des griechischen Finanzministeriums jährlich etwa 85.000 Euro).[5] Selbst über die Höhe des Präsidentengehaltes gab es keine verlässlichen Angaben: „Papoulias erhält nach Berechnungen von Bloomberg, die auf Grundlage von Regierungsdokumenten erfolgten, 300.000 Euro im Jahr.“[6]; An anderer Stelle hieß es, dass der „griechische Präsident auf sein Gehalt in Höhe von 283.000 Euro“ verzichtete, um die griechischen Sparbemühungen im Rahmen des EU-Rettungsschirms zu unterstützen.[7]

Papoulias war mit May Panou Papoulia verheiratet, die nach einem Psychologiestudium an der Universität zu Köln von 1987 bis zu ihrem Ruhestand 2001 an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität arbeitete.[8] Die drei Töchter des Paares sind in Deutschland geboren und leben auch dort.[9]

Mit dem Amtsantritt des neuen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos am 13. März 2015 endete Papoulias’ Amtszeit.

Weblinks

Commons: Karolos Papoulias – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Πέθανε ο Κάρολος Παπούλιας. In: Η ΚΑΘΗΜΕΡΙΝΗ (kathimerini.gr). 26. Dezember 2021, abgerufen am 27. Juni 2022 (hebräisch). 
  2. Karl Papulias: Erwerb und Verlust des unmittelbaren Besitzes im griechischen und deutschen Recht. Köln 1968 (dnb.de [abgerufen am 27. Juni 2022]). 
  3. Website der Griechischen Botschaft (Memento vom 8. Mai 2012 im Internet Archive)
  4. Papoulias als Staatspräsident wiedergewählt. In: Der Standard, 3. Februar 2010.
  5. Griechischer Staatspräsident: „Herr Schäuble beleidigt mein Land“. In: Spiegel Online. 16. Februar 2012, abgerufen am 27. Juni 2022. 
  6. Eleni Chrepa: Greek President Slams German ‘Insults’ as Bailout Talks Stall. In: Bloomberg.com. 15. Februar 2012, abgerufen am 27. Juni 2022. 
  7. Nicholas Edmondson: President of Greece to Give up €283,000 Salary. In: ibtimes.co.uk. 15. Februar 2012, abgerufen am 27. Juni 2022 (englisch). 
  8. May Panou Papoulia. In: www1.presidency.gr. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Februar 2010; abgerufen am 27. Juni 2022 (französisch). 
  9. Panagiotis Kouparanis: Griechenlands Ex-Staatschef Karolos Papoulias ist tot. Deutsche Welle, 26. Dezember 2021, abgerufen am 27. Juni 2022. 

Ministerpräsident: Andreas Papandreou
Stellvertretender Ministerpräsident: Ioannis Charalambopoulos (26. Juli 1985 – 18. November 1988), Agamemnon Koutsogiorgas (23. September 1987 – 18. November 1988)
Minister:
Außenminister: Ioannis Charalambopoulos ab 26. Juli 1985: Karolos Papoulias | Verteidigungsminister: Andreas Papandreou ab 25. April 1986: Ioannis Charalambopoulos
Minister beim Ministerpräsidenten: Apostolos Lazaris ab 26. Juli 1985: Apostolos-Athanasios Tsochatzopoulos ab 5. Februar 1987: Apostolos Kaklamanis ab 18. November 1988: Menios Koutsogiorgas ab 17. März 1989: Anastasios Peponis
Wirtschaftsminister: Gerasimos Arsenis ab 26. Juli 1985: Konstantinos Simitis ab 27. November 1987: Panagiotis Roumeliotis
Finanzminister: Gerasimos Arsenis ab 26. Juli 1985: Dimitrios Tsovolas
Innenminister: Menios Koutsogiorgas ab 5. Februar 1987: Emmanouil Papastefanakis ab 23. September 1987: Apostolos-Athanasios Tsochatzopoulos ab 2. Juni 1989: Panagiotis Markopoulos | Minister für Öffentliche Ordnung: Anastasios Tsouras ab 25. April 1986: Andonis Drosogiannis ab 22. Juni 1988: Anastasios Sechiotis ab 18. November 1988: Georgios Petsos ab 17. März 1989: Apostolos-Athanasios Tsochatzopoulos ab 2. Juni 1989: Panagiotis Markopoulos
Kulturministerin: Melina Mercouri | Landwirtschaftsminister: Konstantinos Simitis ab 26. Juli 1985: Ioannis Pottakis
Justizminister: Miltiadis Papaioannou ab 26. Juli 1985: Georgios Mangakis ab 25. April 1986: Apostolos Kaklamanis ab 5. Februar 1987: Eleftherios Verivakis ab 23. September 1987: Menios Koutsogiorgas ab 18. November 1988: Vasilios Rotis ab 17. März 1989: Ioannis Skoularikis ab 2. Juni 1989: Konstantinos Stamatis
Minister für Nationale Bildung und Religiöse Angelegenheiten: Apostolos Kaklamanis ab 25. April 1986: Andonis Tritsis ab 9. Mai 1988: Apostolos Kaklamanis ab 22. Juni 1988: Giorgos A. Papandreou ab 9. September 1988: Charis Kastanidis
Minister für Arbeit: ab 26. Juli 1985: Evangelos Giannopoulos ab 31. Oktober 1986: Konstantinos Papanagiotou ab 23. September 1987: Georgios Gennimatas
Industrieminister: ab 26. Juli 1985: Eleftherios Verivakis ab 25. April 1986: Markos Natsinas ab 31. Oktober 1986: Anastasios Peponis
Minister für Forschung und Technologie: Apostolos Kaklamanis; ab 26. Juli 1985: Eleftherios Verivakis ab 25. April 1986: Markos Natsinas ab 31. Oktober 1986: Anastasios Peponis | Minister für Energie und natürliche Ressourcen: Eleftherios Verivakis ab 25. April 1986: Markos Natsinas ab 31. Oktober 1986: Anastasios Peponis
Handelsminister: Nikolaos Akritidis ab 31. Oktober 1986: Vasilis Saranditis ab 5. Februar 1987: Panagiotis Roumeliotis ab 27. November 1987: Nikolaos Akritidis ab 17. März 1989: Giannos Papantoniou
Minister für Gesundheit und Soziale Sicherheit: Georgios Gennimatas ab 5. Februar 1987: Georgios Mangakis ab 23. September 1987: Ioannis Floros ab 18. November 1988: Apostolos Kaklamanis
Minister für Verkehr und Kommunikation: ab 26. Juli 1985: Georgios Papadimitriou ab 31. Oktober 1986: Konstantinos Bandouvas ab 22. Juni 1988: Georgios Patsos ab 18. November 1988: Ioannis Charalambis
Handelsmarineminister: Gerasimos Arsenis ab 26. Juli 1985: Efstathios Alexandris ab 23. September 1987: Evangelos Giannopoulos ab 18. November 1988: Vasilios Saranditis ab 17. März 1989: Antonios Dendinakis

Ägäisminister ab 26. Juli 1985: Kosmas Sfyrios ab 5. Februar 1987: Petros Valvis ab 18. November 1988: Evangelos Giannopoulos

Minister für öffentliche Arbeiten: Evangelos Kouloumbis ab 26. Juli 1985: Menios Koutsogiorgas ab 18. November 1988: Vasilios Kedikoglou ab 17. März 1989: Emmanouil Papastefanakis

bis 26. Juli 1985 Raumordnung, Wohnungswesen und Umwelt: Evangelos Kouloumbis ab 18. November 1988: Vasilios Kedikoglou ab 17. März 1989: Emmanouil Papastefanakis

Minister für Nordgriechenland: Andreas Papandreou, ab 26. Juli 1985: Ioannis Papadopoulos ab 5. Februar 1987: Stykianos-Angelos Papathemelis

Tourismusminister ab 17. März 1989: Nikolaos Skoulas

Minister ohne Geschäftsbereich: ab 5. Februar 1987: Anastasios Filippopoulos

Ministerpräsident: Andreas Papandreou
Minister:
Außenminister: Karolos Papoulias | Verteidigungsminister: Gerasimos Arsenis
Minister beim Ministerpräsidenten: Anastasios Peponis ab 28. Dezember 1994: Georgios Mangakis
Wirtschaftsminister: Georgios Gennimatas († 25. April 1994), ab 6. Mai 1994: Giannos Papantoniou
Finanzminister: Georgios Gennimatas ab 25. Februar 1994: Alexandros Papadopoulos
Innenminister: Apostolos-Athanasios Tsochatzopoulos ab 8. Juli 1994: Konstantinos Skandalidis ab 15. September 1995: Apostolos-Athanasios Tsochatzopoulos
Minister für Öffentliche Ordnung: Stylianos-Angelos Papathemelis ab 4. April 1995: Iosif Valirakis
Kulturministerin: Melina Mercouri († 6. März 1994), ab 16. März 1994: Athanasios Mikroutsikos
Landwirtschaftsminister: Georgios Moraitis ab 15. September 1995: Theodoros Stathis
Justizminister: Georgios Kouvelakis ab 10. Februar 1995: Anastasios Peponis ab 15. September 1995: Giannis Pottakis
Minister für Nationale Bildung und Religiöse Angelegenheiten: Dimitris Fatouros ab 8. Juli 1994: Giorgos A. Papandreou
Minister für Arbeit: Evangelos Giannopoulos ab 8. Juli 1994: Ioannis Skoularikis ab 15. September 1995: Stefanos Tzoumakas
Minister für Industrie, Energie und Technologie: Konstantinos Simitis ab 15. September 1995: Anastasios Peponis
Handelsminister: Konstantinos Simitis ab 15. September 1995: Nikolaos Akritidis
Minister für Gesundheit und Soziale Sicherheit: Dimitrios Kremastinos ab 15. September 1995: Dimitrios Kremastinos
Minister für Transport und Kommunikation: Ioannis Charalambis ab 8. Juli 1994: Theodoros Pangalos ab 15. September 1994: Athanasios Tsouras ab 15. September 1995: Evangelos Venizelos
Handelsmarineminister: Georgios Katsifaras | Ägäisminister: Konstantinos Skandalidis ab 8. Juli 1994: Antonios Kotsakas
Minister für Umwelt, Raumordnung und öffentliche Arbeiten:: Konstantinos Laliotis
Minister für Makedonien und Thrakien: Konstantinos Triaridis | Tourismusminister Dionysios Livanos ab 23. Juni 1995: Nikolaos Sifounakis
Minister für Presse und Massenmedien: ab 8. Juli 1994: Evangelos Venizelos ab 15. September 1995: Tilemachos Chytiris | Staatsminister: Antonios Livanis

Normdaten (Person): GND: 1145491960 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 120198610 | Wikipedia-Personensuche | | Anmerkung: VIAF für GND ist VIAF:110151170861939090251
Personendaten
NAME Papoulias, Karolos
ALTERNATIVNAMEN Παπούλιας, Κάρολος (griechisch)
KURZBESCHREIBUNG griechischer Staatspräsident
GEBURTSDATUM 4. Juni 1929
GEBURTSORT Molyvdoskepastos, Griechenland
STERBEDATUM 26. Dezember 2021