Kortumpark

Kortumpark
Grabmal von Carl Arnold Kortum
Grab von Jacob Mayer
Familiengruft Baare, „Trauernde“ von Bildhauer Albert Moritz Wolff

Der Kortumpark ist ein aufgelassener Friedhof südlich der Innenstadt von Bochum, der als öffentlicher Park dient.

Lage

Gerahmt von der nördlich bogenförmig verlaufenden Bahntrasse Essen-Dortmund erstreckt er sich am Fuße des Lohbergs im Westen von der Wittener Straße, der Sackgasse Am Hain bis zur Akademiestraße. Das BP/Aral-Haus grenzt direkt an das südwestliche Parkgelände zwischen Wittener Straße und Am Hain. Nordöstlich auf dem Lohberg befinden sich übergangslos Schrebergärten, im Tal am Nordrand des Parks ein kleines Heizkraftwerk aus den 1950er Jahren.

Geschichte

Die älteste Begräbnisstätte befand sich um die Propsteikirche St. Peter und Paul in der Altstadt und wurde bis 1819 genutzt. Da der Platz für die stetig wachsende Stadt nicht mehr ausreichte, wurde für alle Gemeinden ein neuer Begräbnisplatz außerhalb der Stadtwälle gesucht.

An der Chaussee nach Witten wurde am 21. November 1819 der Neue Friedhof seiner Bestimmung übergeben. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden hier auch zwei jüdische Begräbnisplätze angelegt. Einige der Gräber wurden vom alten jüdischen Friedhof an der Buddenbergstraße hierhin verlegt.[1] Der Friedhof wurde bis 1872 erweitert.[2] Im Jahr 1873 wurde an der zum Friedhof führende Straße das städtische Reserve-Lazaret angelegt. Es sollte im Falle eine Seuche als Hilfskrankenhaus dienen, und ganz praktisch den Zweck erfüllen, dass man die Todesfälle direkt beerdigen konnte. Es wurde 1882 bei der Pockenepidemie kurzfristig genutzt.[3] Als die Aufnahmefähigkeit des Friedhofs absehbar erschöpft, wurde ein neuer Friedhof für die Stadt geplant. Bereits 1876 wurde der heutige Kortumpark als „Alter Begräbnisplatz“ am Lohberg bezeichnet.[4] Ab 1884 fanden die Bestattungen auf dem Blumenfriedhof statt. Nur die Erbgruften wurden und werden weiter als Begräbnisstätten genutzt. Im Jahr 1912 fanden nur 22 Bestattungen in Erbbegräbnisstätten statt. Auf den jüdischen Teil wurden weitere 13 Personen beerdigt.[5]

Ab 1913 wurde der noch kaum genutzte Friedhof in einen Park umgewandelt.[6][7] Von 1913 bis 1924 fanden hier im Mittel um die 28 Bestattungen pro Jahr statt.[8] Im Jahre 1954 wurden Teile des Friedhofs wegen des Neubaus des Bochumer Hauptbahnhofs und der Erweiterung der Bahngleise aufgelassen und die Parkanlage verändert. Die jüdischen Gräber wurden auf dem Jüdischen Friedhof an der Wasserstraße umgebettet.[2] Ebenso verschwand die Friedhofsstraße unter dem Bahndamm.[9] Von der ehemaligen Bebauung steht nur noch ein einzelnes Wohnhaus neben dem Heizkraftwerk. Mitte der 1960er Jahre ging man dazu über, den bisher als Alten Friedhof bezeichneten Park, nach dem hier bestatteten Arzt und Aufklärer Carl Arnold Kortum zu benennen. Der markante Brunnen im Eingangsbereich wurde in den frühen 1970er angelegt.[10]

Heute übernimmt der Kortumpark eine wichtige Nah- und Kurzzeiterholungsfunktion. Mit seinem alten Baumbestand und den kulturgeschichtlich wertvollen Gräbern zählt der Kortumpark zu den Bochumer Sehenswürdigkeiten.

Die Stadt Bochum ist, da es sich um öffentliches Grün handelt, für die Pflege der Anlagen zuständig. Da jedoch einige Familiengruften bis in die Gegenwart gelegentlich belegt werden, ist in diesen Fällen die jeweilige Familie für die Grabpflege verantwortlich. Einige Gruften wurden während des Orkan Kyrill durch umstürzende Bäume beschädigt.

Grabstätten und Denkmäler

Auf dem ganzen Parkgelände verteilt finden sich Grabmale aus allen Zeiten nach 1819, von kleinen Platten bis hin zu monumentalen Grabstätten. Da das Gelände zum Lohberg aufsteigt, befinden sich die meisten noch genutzten Grüfte um den höchsten Punkt. 1991 wurden einige Grabsteine bzw. Skulpturen in die Denkmalliste der Stadt Bochum eingetragen.

Zu den bekannten Bochumer Persönlichkeiten, die hier begraben liegen, zählen:

  • Carl Arnold Kortum (1745–1824), Arzt, Schriftsteller; Zu seinem 125. Todestag am 15. August 1949 wurde das Grabmal an seinen heutigen, erhöhten und umfriedeten Standort an der Wittener Straße umgesetzt. Der historische Grabstein trägt ein Relief mit Symbolen des Todes und der Wiederauferstehung, die Vorderseite ist mit Leier und Äskulapstab versehen.
  • Jacob Mayer (1813–1875), Unternehmer
  • Max Greve (1815–1873), 1842–1873 Bürgermeister der Stadt
  • Louis Baare (1821–1897), Unternehmer und Ehrenbürger der Stadt
  • Johann Joachim Schlegel (1821–1880), Braumeister, Gründer der Schlegel-Brauerei AG in Bochum
  • Heinrich Grimberg (1833–1907), Bergbauunternehmer
  • Fritz Baare (1855–1917), Unternehmer
  • Wilhelm Baare (1857–1938), Unternehmer
  • Franz Fromme (1875–1961), Heimatdichter
  • Johann Christian Leye (1830–1880), Chemiker und Unternehmer
  • Gebrüder Scharpenseel, Inhaber der Scharpenseel-Brauerei AG in Bochum
  • Heinrich Schmiedeknecht (1880–1962), Architekt
  • Carl (1845–1908) und Robert (1849–1904) Eickhoff, Unternehmer in Gebr. Eickhoff Maschinenfabrik und Eisengießerei in Bochum
  • Wilhelm Seippel (1832–1906), Unternehmer, Inhaber der Firma Wilhelm Seippel, Grubensicherheitslampen und Maschinenfabrik in Bochum

Literatur

  • Beitrag zu den Friedhöfen des 19. Jahrhunderts in Bochum in: Gisela Wilbertz: Stadtgeschichte über Gräbern. Historische Friedhöfe in Bochum. Hrsg.: Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt. 3000. Auflage. Bochum Dezember 1991 (Scan der Broschüre [abgerufen am 5. Februar 2022]). 
  • Stadt Bochum, Technischer Betrieb (Hrsg.): Bochumer Erinnerungsorte - Verzeichnis der Anlagen auf städtischen Friedhöfen, Bestandserfassung und Bewertung. Eigenverlag, Bochum 2022 (Online [PDF; abgerufen am 19. September 2023]). 

Weblinks

Commons: Kortumpark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Bilder von Grabdenkmälern (PDF; 198 kB) auf www.bochum.de
  • Beschreibung dieses Ortes als Teil der Route der Industriekultur in Dietmar Bleidick: Bochum: Industriekultur im Herzen des Reviers. In: route.industriekultur. Regionalverband Ruhrgebiet, 2021, abgerufen am 12. April 2023. 

Einzelnachweise

  1. Gisela Wilbertz: Jüdische Friedhöfe im heutigen Bochumer Stadtgebiet. Brockmeyer Bochum, 1988
  2. a b Gisela Wilbertz: Stadtgeschichte über Gräbern. Historische Friedhöfe in Bochum. Hrsg.: Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt. 3000. Auflage. Broschüre im Eigenverlag, Bochum Dezember 1991, S. 20, 22 (Scan der Broschüre [abgerufen am 24. Juli 2023]). 
  3. Festschrift dem 20. Westfälischen Städtetage gewidmet von der Stadt Bochum, S. 84 f
  4. Stadtplan Bochum von 1876
  5. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1912 - S. 179
  6. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1913 bis 1924 - S. 121
  7. Bochumer Anzeiger, 12. März 1943
  8. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1913–1924, S. 121
  9. Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster: Bochumer Straßennamen - Herkunft und Deutung. Hrsg.: Stadt Bochum, Die Oberbürgermeisterin. Eigenverlag, Bochum 2014 (Ausgabe auf einer CD-Rom). 
  10. Stadtgeschichtliche Karten auf dem Geoportal der Stadt Bochum

51.4793817.229922Koordinaten: 51° 28′ 45,8″ N, 7° 13′ 47,7″ O

Route der Industriekultur – Besucherzentren, Ankerpunkte, Themenrouten ! ! !

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