Rudolf Güngerich

Rudolf Güngerich (* 20. April 1900 in Darmstadt; † 25. Juli 1975 in Würzburg) war ein deutscher Klassischer Philologe.

Leben

Rudolf Güngerich, der Sohn des Richters Gustav Güngerich (1872–nach 1942), nahm nach der Reifeprüfung am Ersten Weltkrieg teil und studierte anschließend Klassische Philologie an den Universitäten zu Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau, München und Berlin. Nach der Promotion in Freiburg (1927) arbeitete er als Assistent an der Universität Gießen. 1929 wechselte er an die Berliner Universität, wo seine Arbeit durch häufige Krankheit beeinträchtigt war. In der Zeit des Nationalsozialismus lehnte er die herrschende Ideologie ab. So verkehrte er mit dem Latinisten Eduard Norden, für den er ab 1938 Bücher aus der Bibliothek besorgte. Bei einem Dozentenlager im Februar 1938 wurde Güngerich von den Lagerkommandanten mit der Note 3b („unbrauchbar“) bewertet. Dennoch erreichte Güngerich 1939 die Habilitation. Kurz darauf wurde er zum Zweiten Weltkrieg eingezogen.

Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft (1946) arbeitete Güngerich für kurze Zeit als Dozent an der Universität Hamburg. Noch im selben Jahr wechselte er an die Universität Münster, wo er seine Habilitation erneuerte und 1951 zum beamteten außerordentlichen Professor ernannt wurde. 1953 wechselte er als ordentlicher Professor an die Universität Würzburg, wo er bis zu seiner Emeritierung (1968) in Lehre und Forschung aktiv war. Seit 1963 wirkte er als Fahnenleser für den Thesaurus Linguae Latinae.

Güngerich beschäftigte sich seit seinem Studium mit antiken Küstenbeschreibungen. Seine Dissertation war eine kritische Edition des lateinisch-griechischen Anaplus Bospori des Dionysios von Byzanz. Daneben veröffentlichte Güngerich einige Rezensionen und Aufsätze sowie den Band Die Küstenbeschreibung in der griechischen Literatur (Orbis antiquus, Heft 4). Sein Alterswerk war ein Kommentar zum Dialogus de oratoribus des Tacitus, der 1980 postum von Heinz Heubner herausgegeben wurde.

Schriften (Auswahl)

  • Dionysii Byzantii Anaplus Bospori. Berlin 1927 (Dissertation). Nachdruck 1958
  • Die Küstenbeschreibung in der griechischen Literatur. Münster 1950. 2., unveränderte Auflage 1975
  • Kommentar zum Dialogus des Tacitus. Göttingen 1980

Literatur

  • Eckart Mensching: Nugae zur Philologie-Geschichte IX. Berlin 1996, S. 68–71
  • Eckart Mensching: Nugae zur Philologie-Geschichte X. Berlin 2000, S. 103
  • Anne Chr. Nagel: Die Universität im Dritten Reich. In: Geschichte der Universität Unter den Linden. Biographie einer Institution. Band 2: Die Berliner Universität zwischen den Weltkriegen 1918-1945. Berlin 2012, S. 405–464 (zu Güngerich besonders S. 446)

Weblinks

Erster Lehrstuhl: Hermann Ludwig Nadermann (1821–1853) | Ferdinand Deycks (1843–1867) | Peter Langen (1868–1897) | Peter Sonnenburg (1898–1928) | Franz Beckmann (1931–1963) | Hermann Tränkle (1963–1972) | Christian Gnilka (1972–2002) | Christine Schmitz (seit 2002)

Zweiter Lehrstuhl: Franz Winiewski (1838–1874) | Johann Matthias Stahl (1874–1906) | Wilhelm Kroll (1906–1913) | Richard Wünsch (1913–1915) | Hermann Schöne (1916–1935) | Walter Eberhardt (1937–1946) | Friedrich Mehmel (1947–1951) | Richard Harder (1952–1957) | Gerhard Müller (1958–1962) | Martin Sicherl (1963–1982) | Wolfgang Hübner (1986–2004) | Alexander Arweiler (seit 2004)

Dritter Lehrstuhl (bis 1918 Extraordinariat): Franz Ignaz Schwerdt (1861–1868) | Adalbert Parmet (1869–1898) | Carl Hosius (1897–1906) | Ludwig Radermacher (1906–1909) | Karl Münscher (1909–1936) | Rudolf Güngerich (1951–1953) | Hermann Kleinknecht (1953–1960) | Heinrich Dörrie (1961–1980) | Hermann Wankel (1981–1991) | Adolf Köhnken (1992–2002) | Christian Pietsch (seit 2003)

Vierter Lehrstuhl: Otto Hiltbrunner (1962–1979)

Inhaber der Lehrstühle für Klassische Philologie an der Universität Würzburg

Erster Lehrstuhl: Bonaventura Andres (1783–1809) | Ferdinand Blümm (1809–1821) | Peter von Richarz (1821–1835; zuvor seit 1817 ao. Prof.) | Ernst von Lasaulx (1837–1844; zuvor seit 1835 ao. Prof.) | Franz Josef Hermann Reuter (1844–1867) | Wilhelm Studemund (1869–1870; zuvor seit 1868 a.o. Prof.) | Martin Schanz (1874–1912; zuvor seit 1870 ao. Prof.) | Carl Hosius (1913–1933) | Josef Martin (1933–1952) | Rudolf Güngerich (1953–1968) | Carl Joachim Classen (1969–1973) | Udo W. Scholz (1974–2007) | Thomas Baier (seit 2008)

Zweiter Lehrstuhl (bis 1899 auch für klassische Archäologie, 1900–1919 außerordentliche Professur): Ludwig von Urlichs (1855–1889) | Karl Sittl (1889–1899) | Thomas Stangl (1900–1921)

Dritter Lehrstuhl: Franz Boll (1903–1908) | Otto Stählin (1908–1913) | Engelbert Drerup (1913–1923) | Friedrich Pfister (1924–1951) | Franz Dirlmeier (1951–1959) | Ernst Siegmann (1960–1981) | Thomas A. Szlezák (1983–1990) | Michael Erler (1991–2019) | Jan Stenger (seit 2020)

Professur für Klassische Philologie: Bernd Manuwald (1981–1983) | Ludwig Braun (1985–2008) | Christian Tornau (seit 2009)

Normdaten (Person): GND: 117757470 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2003120943 | VIAF: 15229571 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Güngerich, Rudolf
KURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Philologe
GEBURTSDATUM 20. April 1900
GEBURTSORT Darmstadt
STERBEDATUM 25. Juli 1975
STERBEORT Würzburg