Sperrstelle Stammheim-Schlattingen

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8,1-cm-Festungsminenwerfer Hohbühl A 5575

Die Sperrstelle Stammheim-Schlattingen (Armeebezeichnung Nr. 611, 614, 617, 618) war eine Grenzbefestigung der Grenzbrigade 6 der Schweizer Armee. Sie gilt als militärhistorisches Denkmal von regionaler Bedeutung.[1]

Geschichte

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Rhein eine befestigte Grenze. Die für den Angreifer günstigen Übersetzmöglichkeiten bei Stein am Rhein und Diessenhofen wurden von der Grenzbrigade 6 als gefährlich eingestuft, weil von dort aus über die Senke bei Unterstammheim in die Räume Winterthur und Frauenfeld vorgestossen werden konnte.

Die Schlüsselräume im Abschnitt rechts (südlich des Rheins) des Infanterieregimentes (Inf Rgt) 52 waren: Herdern, Stammerberg, Schlattingen-Stammheim-Rodenberg, Dickihof-Wildensbuch-Trüllikon und Ossingen-Gisenhard.

Die Sperranlage zieht sich in west- östlicher Richtung quer durch die drei Kilometer von der Landesgrenze (Rhein) entfernte Senke an der Grenze der Kantone Thurgau und Zürich zwischen Schlattingen und Unterstammheim. Sie ist die letzte modernisierte Sperre der Schweiz. 1994/95 wurden hier die drei letzten Centi Bunker der Schweiz gebaut. Die natürlichen Hindernisse, wie der Rhein, mussten durch künstliche Mittel ergänzt und mit Feuerschutz (Rheinbunker, Festungsminenwerfer, mobile Artillerie, Flieger) verstärkt werden.

Während des Zweiten Weltkrieges gab es in der Stammheimer Senke keine zweite Verteidigungslinie. Im Kalten Krieg schätzte die Schweizer Armee die Gefahr so hoch ein, dass dort die stärkste Sperrstelle im gesamten Brigaderaum erstellt wurde. Um diese Achse nachhaltig zu sperren, wurden drei Sperrstellen errichtet (614, 617, 618).

Die Sperrstelle 611 (Oberstammheim) gehörte zum Füsilierbataillon (Füs Bat) 160 des Inf Rgt 52.[2]

Die östliche Sperrstelle 614 (östlich Schlattingen) sperrte als Vorsperre die Strasse von Stein am Rhein zwischen Rodebärg und Stammerberg (zwei Pak-Garagen für mobile Panzerabwehrkanonen usw.). Beide 8,1-cm-Festungsminenwerfer 1956/60 (A5575 Hohbühl und A5576 Junkerenboden) konnten auf diese Sperre wirken.[3]

Die Hauptsperre 617 (nördlich Unterstammheim) sperrte die Stammheimer Senke auf einer Breite von rund zwei Kilometern. Sie wurde von den 1970er bis in die 1990er Jahre ausgebaut (drei Centurion-Panzerabwehr-Bunker, ein 8,1-cm-Festungsminenwerfer Monoblock Typ 50, eine Pak-Garage). Alle Sperrstellen wurden mit vielen Unterständen (U4, U12, ASU) ausgerüstet. Die letzte Modernisierung erfolgte durch verstärkte Panzersperren (GPH66) und mehrere 12-cm-Festungsminenwerfer 1959 (mit moderner Kanistermunition, intelligente Panzerabwehr-Geschosse Strix).

Die westliche Sperrstelle 618 (Schlattingen und Schlattingen Süd, Raum Füs Bat 152) hatte die westliche Einfallachse bei Schlattingen (zwischen Rodebärg und Joosebuck) zu sperren (vier Pak-Garagen, ein 8,1-cm-Festungsminenwerfer Monoblock Typ 50). Die ersten Sperrelemente wurden ab 1937 verbaut. Der in den 1960er Jahren erstellte Minenwerfer konnte die Sperrstelle und den Brückenkopf bei Diessenhofen mit seinem Feuer bestreichen.[4]

Die Grenzbrigade 6 wurde 1994 aufgelöst. Die Sperrstellen wurden grösstenteils mit der Armeereform 1995, die übrigen um 2004 ausser Dienst gestellt. Die Gemeinden Ober-, Unterstammheim und Waltalingen wollen Teile der Sperre samt Geschützbunker vom Bund übernehmen, um sie der Öffentlichkeit auf einem «historischen Bunkerweg» zugänglich zu machen.[5][6]

Anlagen

  • Unterstand Rodenberg West A 5510 47.6702678.777569
  • Unterstand Rodenberg Ost A 5511 47.6672398.79435
  • Unterstand Bleuelhausen A 5526
  • 8,1-cm-Festungsminenwerfer 50 Hohbühl A 5575 47.6491098.766
  • 8,1-cm-Festungsminenwerfer 50 Junkerenboden A 5576 47.6673958.779374
  • 10,5-cm-Centi-Bunker Furtmüli Nord A 5577 Geissbühl Nord 47.6520448.792298
  • 10,5-cm-Centi-Bunker Furtmüli Süd A 5578 Geissbühl Süd 47.6510588.792006
  • 10,5-cm-Centi-Bunker Steigbüel A 5579 47.6502278.782228
  • 8.1 cm Festungsminenwerfer 56 Kyburgerstein F 6525 Unterschlatt TG 47.6754488.669309
  • Pak-Garage Halden (VOBAG) F 6638 47.6695488.769654
  • Unterstand U12 Rotlenbuch (VOBAG) F 6647 47.6609458.770024
  • Pak-Garage Fisterbuck (VOBAG) F 6653 47.6645018.761912
  • Pak-Garage Guggerihalden (VOBAG) F 6657 47.657378.756156
  • Pak-Garage Vorhegi (VOBAG) F 6661 47.656658.757016
  • Pak-Garage Schlosserbuck (VOBAG) F 6700 47.6460678.781071
  • 8,1-cm-Festungsminenwerfer Junkerenboden A 5576
    8,1-cm-Festungsminenwerfer Junkerenboden A 5576
  • Centi Bunker Furtmüli Süd A 5578
    Centi Bunker Furtmüli Süd A 5578
  • Unterstand VOBAG Pak-Garage Vorhegi F 6661
    Unterstand VOBAG Pak-Garage Vorhegi F 6661
  • Pak-Garage Schlosserbuck F 6700
    Pak-Garage Schlosserbuck F 6700
  • Unterstand Mooshölzli Kompanie KP (VOBAG) F 6709 47.6597218.796501
  • Pak-Garage Mooshölzli (VOBAG) F 6711 47.6596788.796367
  • Pak-Garage Ungrien (VOBAG) F 6719 47.6641318.802459
  • Pak-Garage Weiher (VOBAG) F 6722 47.66438.796432
  • Kugelbunker U4 Bleuelhausen A 6755
  • Unterstand U12 Späckhofwald (VOBAG) A 6763
  • Vorhegi ASU 6S, 30 Mann F 6796 47.6568198.756435
  • ASU-Kommandoposten Kompanie F 6912 47.6478878.773743
  • Munitionsmagazin Typ 22 Hohbühl F 6955 47.6488878.765782
  • GPH66 und Strassenbarrikaden T 2660 47.6505328.764266
  • GPH und Strassenbarrikaden T 2661 47.6496128.767624
  • Tankmauer GPH66 T 2663 47.6498628.772542
  • GPH66 und Strassenbarrikaden T 2667 47.6523678.788499
  • Geländepanzerhindernis GPH66 T 2660
    Geländepanzerhindernis GPH66 T 2660
  • GPH T 2661
    GPH T 2661
  • Tankmauer und Strassenbarrikade T 2663
    Tankmauer und Strassenbarrikade T 2663
  • Tankmauer T 2663
    Tankmauer T 2663

Sperrstelle Trüllikon

Der Raum Trüllikon ZH wurde in den 1950er und 1960er Jahren als Infanteriestützpunkt ausgebaut. Die damals erstellten Anlagen sind grösstenteils abgebaut.[7]

Barrikade Trüllikon Ost
  • ASU 6S Trüllikon F 6441
  • Unterstand U12 Langenmoos (VOBAG) F6446
  • Kugelbunker U4 Husemersee F 6450
  • Kugelbunker U4 Berghof F 6457
  • Kugelbunker U4 Hirnital F 6458
  • 8.1 cm Festungsminenwerfer Türni F 6597 Unterschlatt TG 47.6619098.723582
  • Barrikade Trüllikon Ost T 2959 47.6469178.694333
  • GPH Trüllikon Ost T 2959 47.6470288.693111
  • Barrikadenelemente Trüllikon Ost T 2959 47.6470838.691806
  • GPH Wald Trüllikon Ost T 2959 47.6468658.694441

Literatur

  • Silvio Keller, Maurice Lovisa, Patrick Geiger: Militärische Denkmäler im Kanton Zürich. VBS 2004 ar.admin.ch (PDF; 2,64 MB).
  • Robert Gubler: Grenzbrigade 6 1938–1994. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1994.

Weblinks

Commons: Sperrstelle Stammheim-Schlattingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Silvio Keller, Maurice Lovisa, Patrick Geiger: Militärhistorische Denkmäler im Kanton Zürich. VBS, 2004.
  2. Festung Oberland: Sperre Nr. 611 Oberstammheim ZH.
  3. Festung Oberland: Sperre Nr. 614 Unterstammheim ZH.
  4. Festung Oberland: Sperre Nr. 618 Schlattingen/Schlattingen Süd ZH.
  5. Kommandant und Stab der Grenzbrigade 6: Die Auflösung von Traditionsverbänden. In: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift. Nr. 12/1994, doi:10.5169/seals-63266, S. 24.
  6. Martin Huber: Zürichs verborgene «Russen-Sperre». Es ist ein Relikt aus dem Kalten Krieg: Die Panzersperre der Schweizer Armee, die sich durchs ganze Stammertal im Norden des Kantons zieht. In: Tages-Anzeiger. 24. Mai 2018.
  7. Festung Oberland: Sperrstelle Trüllikon