Sperrstelle Villigen

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Bunker Villiger Buck «Schwobeblick» A 3847 mit drei Beobachterluken

Die Sperrstelle Villigen war eine Verteidigungsstellung der Schweizer Armee. Sie erstreckt sich vom Bürerhorn zum Bürersteig und über den Geissberg und dem Schmittenbach bei Villigen entlang bis zur Aare. Das Sperrsystem wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1940 unter der Leitung der 5. Division gebaut. Die Sperrstelle gilt als militärhistorisches Denkmal von nationaler Bedeutung. Die beiden Artilleriewerke sind im Besitz der Gemeinde Villigen.

Sperrstelle Villigen

Die langgezogene Sperrstelle umfasst insgesamt 33 Anlagen. Schwerpunkte bilden die gedeckten und ungedeckten Anlagen der Artillerie auf dem Rücken des Geissbergs, der vierte Sperrriegel im unteren Aaretal zwischen Geissberg/Schlossberg (Villigen) und Aareufer und der Bataillonsstützpunkt «Bürerhorn» mit über einem Dutzend Mannschaftsunterständen, der erst in der Nachkriegszeit errichtet wurde.

Die zentrale Sperrstelle der Limmatstellung im unteren Aaretal war ein wichtiger Bestandteil des Dispositivs der nördlichen Verteidigungslinie der Einfallsachse Aaretal Richtung Mittelland. Sie weist eine Vielfalt von Truppenbauten und eine grosse Dichte an Artilleriewerken (Artilleriewerke Besserstein, Geissberg und Rein) auf. Das AW Rein war taktisch unterstellt und administrativ getrennt.

Der Auftrag der zur Grenzbrigade 5 gehörenden Sperrstelle lautete wie bei allen Grenzbrigaden:

«Halten bis zur letzten Patrone»

Mit allen Mitteln hätte damals die Grenzbrigade nach der Rheinüberquerung eines Feindes die weiterführenden Achsen zu sperren, einen Stoss des Angreifers ins Wasserschloss zu verhindern und einen Durchbruch durch ihren Raum zu verhindern.

Die Sperre bei Villigen bestand aus diesen Anlagen:

  • Infanteriebunker «Villigen-Schlossberg» mit einem Maschinengewehr A 3848 47.524368.21411
  • Infanteriebunker Rebberg A 3849 47.522958.214
  • Infanteriekanoneschild «Aare Fiord» A 3850 47.5263268.227467
  • Unterstände «Niderhard» A 3851 47.526498.22657 und A 3852 47.525448.22208
  • Infanteriebunker «Kometbach» mit einer Panzerabwehrkanone (Ik) A 3853 47.523898.21799
  • Infanteriebunker «Bessersteinstrasse» mit einer Pak A 3854 47.523088.21196.
  • Unterstand KP Füs Kp I/104 A 3855, ob Bessersteinstrasse 47.523638.209674
  • Munitionsmagazin Nollen KBV 213, 1937 47.5343588.204637
  • Strassenbarrikade Dorf 47.523988.21537
  • Infanteriebunker «Schlossberg» A 3848
    Infanteriebunker «Schlossberg» A 3848
  • Infanteriebunker A 3849
    Infanteriebunker A 3849
  • Unterstand «Niderhard» A 3852
    Unterstand «Niderhard» A 3852
  • Pak-Infanteriebunker «Bessersteinstrasse» A 3854
    Pak-Infanteriebunker «Bessersteinstrasse» A 3854

Sperrstellen Bürerloch, Bürersteig und Hottwilerhöhe

Inschrift beim Bunker über der Passhöhe am Bürersteig

Diese Anlagen befinden sich westlich des Geissbergs zwischen Hottwil, Gansingen und Remigen:

  • Infanteriebunker «Hottwilerhöhe-Ost» A 3900: Mg, 2 Lmg 47.5321398.159266
  • Infanteriebunker «Hottwilerhöhe-West» A 3901: Pak, Mg, Lmg 47.5318338.157867
  • Infanteriebunker «Bürersteig» A 3902: Pak, Lmg 47.5280918.15941
  • Unterstand/KP «Bürersteig Tschuepis» A 3903 47.5258778.153803
  • Hottwilerhöhe-Ost A 9300
    Hottwilerhöhe-Ost A 9300
  • Hottwilerhöhe-West A 3901
    Hottwilerhöhe-West A 3901
  • Hottwilerhöhe-West
    Hottwilerhöhe-West
  • Bürersteig A 3902, Passhöhe
    Bürersteig A 3902, Passhöhe
  • Infanteriebunker «Bürerloch-Nord» A 3904: Lmg 47.5291328.151058
  • Infanteriebunker «Bürerloch-Süd» A 3905: Pak, Mg, Lmg 47.5284588.151049
  • Unterstand «Bürerloch Hornhalde» A 3906 47.5292358.148935
  • Bataillonskommandoposten (Bat KP) «Bürerhorn» mit Artilleriebeobachter A 3907 47.5327888.14885
  • Unterkunft (mit Stollen verbunden) A 3907 47.5323318.150039
  • Sanitätshilfsstelle Ampferenhöhe AG A 3908 47.5196338.12285
  • Nische «Bürerhalde» - Unterstand 47.5325668.148515
  • Unterstand «Bürerhorn Wald» - unvollendet, als Zugang Schützengraben 47.5334938.15125
  • Barrikade Strasse «Bürersteig» T 2085 47.5285438.159151
  • GPH Hottwilerhöhe T 2086 47.5329618.157351
  • Barrikade Strasse «Bürerloch» T 2087 47.5281698.146796
  • Sprengobjekt «Bürersteig» M XXXX 47.5276518.157811
  • Artilleriebeobachter Cheisacher-Ost 47.5283518.114889
  • Artilleriebeobachter Cheisacher-West 47.5283088.114556
  • Bürerloch-Nord A 3904
    Bürerloch-Nord A 3904
  • Bürerloch-Süd A 3905
    Bürerloch-Süd A 3905
  • Artilleriebeobachter Bürerhorn A 3907
    Artilleriebeobachter Bürerhorn A 3907
  • Bürerhorn Aussenverteidigung A 3907 Bürerhalde
    Bürerhorn Aussenverteidigung A 3907 Bürerhalde

Artilleriewerk Besserstein

Das Artilleriewerk Besserstein (Armeebezeichnung A 3856) befindet sich am östlichen Ende des Geissberggrates oberhalb von Villigen, bei der Ruine Besserstein. Es gehört taktisch zur Sperrstelle Villigen und wurde ab Oktober 1939 (OG) und ab Frühjahr 1940 (UG) erbaut. Im zweigeschossigen Werk befinden sich zwei Beobachtungsposten und eine Lmg-Stellung im Obergeschoss und das Artilleriewerk (Kampfbau) im Untergeschoss. Im Untergeschoss befinden sich Scharten für zwei 7,5 cm Feldkanonen 03/22 und einem Maschinengewehr 11 sowie ein Blinkerstand und eine Funkernische samt Notausgang. Das Artilleriewerk Besserstein wurde bis anfangs 1960er Jahre durch den Artillerieverband der Grenzbrigade 5 betrieben.

  • Artilleriewerk Besserstein A 3856: zwei 7,5 cm Bunkerkanonen, Mg, Lmg 47.5241618.211009 47.524178.21067
  • Artilleriewerk Besserstein A 3856: Beobachtungsbunker, obere Etage 47.524228.21145

Zur Aussenverteidigung gehörten drei Anlagen:

  • Infanteriebunker Besserstein Mitte: zwei Lmg A 3857 47.5243388.21141
  • Infanteriebunker Besserstein West: zwei Lmg A 3858 47.524488.211
  • Unterstand Besserstein Nord A 3859 47.5247028.210885
  • ASU KP Kompanie F54xx 47.5246158.210352
  • Infanteriekanonenschild

Hilfsbauten:

  • Wasserversorgung Cholrüti für die beiden Werke Geissberg und Besserstein 47.5273949388.183301192
  • AW Besserstein: Festungskanone West mit Beobachterscharten
    AW Besserstein: Festungskanone West mit Beobachterscharten
  • AW Besserstein: oberer Zugang und Aussenverteidigung Mitte A 3857
    AW Besserstein: oberer Zugang und Aussenverteidigung Mitte A 3857
  • AW Besserstein: Scharten Festungskanone Ost und Beobachter Ost
    AW Besserstein: Scharten Festungskanone Ost und Beobachter Ost
  • AW Besserstein: Aussenverteidigung Nord A 3859
    AW Besserstein: Aussenverteidigung Nord A 3859

Artilleriewerk Geissberg

Das Artilleriewerk Geissberg (Armeebezeichnung A 3863) befindet sich am westlichen Ende des Geissbergplateaus auf dessen höchstem Punkt, auf rund 700 m ü. M. 47.529028.16711. Auf Grund seiner Lage im 200 Meter hohen Chamerfels wurde es auch als Artilleriewerk «Chameren» bezeichnet. Die zum Bürersteig gerichteten Scharten waren teilweise als Felsimitationen getarnt. Es war mit zwei 7,5 cm Bunkerkanonen auf Ständer- und Hebellafette, einem Maschinengewehr auf Feldlafette bewaffnet. In den 1970er Jahren wurde das Werk desarmiert. Die Feuerkraft vom Artilleriewerk Geissberg wurde durch ein neu errichteter Monoblock mit einem 12 cm Festungsminenwerfer 1959 (A 3899) kompensiert.

  • Artilleriewerk Geissberg A 3863: Bunkerkanonen, Mg 47.529178.1663 47.528988.16656
  • Minenwerfer-Beobachter und -Unterstand Geissberg A 3860 47.5299448.168014
  • Unterstand «Buchenhalde» A 3862 («Zürcherstube») und einen Atomschutzunterstand (ASU)
  • Beobachtungsstand mit Leichtmaschinengewehr A 3864
  • Sanitätshilfsstelle «Lochgraben» Remigen A 3865 47.5231698.186802

Hilfsbauten:

  • Wasserversorgung Cholrüti für die beiden Werke Geissberg und Besserstein 47.5273949388.183301192
  • AW Geissberg
    AW Geissberg
  • AW Geissberg Eingang
    AW Geissberg Eingang
  • Chamerenscharte
    Chamerenscharte
  • Sanitätshilfsstelle «Lochgraben» A 3865
    Sanitätshilfsstelle «Lochgraben» A 3865

Artilleriebunker Villiger-Buck

Beim «Villiger Buck» befinden sich ein Artillerie- und ein Infanteriebunker (Armeebezeichnung Villiger-Buck A 3846), die unterirdisch zu einem Werk verbunden sind, sowie der Artilleriebeobachtungsbunker «Schwobeblick» A 3847. Die Bunker wurden 1939 durch die Zürcher Sappeurkompanie II/5 und die Mitrailleurkompanie IV/104 (ZH-Wappen auf dem Mg-Bunker), der Beobachtungsbunker 1940 erstellt.

Die Bewaffnung bestand aus einer 7,5 cm Kanone 03/22 L30 auf Hebellafette und zwei Maschinengewehren auf Pivotsupport und diente primär zur Panzerabwehr im Direktschuss.

Der Artilleriebunker schützte die Sperrstelle Rein-Roost, die aus einem durchgehenden Geländepanzerhindernis bestand und vom Villiger-Buck durchs Villigerfeld bis an die Aare beim Artilleriewerk Rein führte.[1]

  • Artilleriebunker Villiger-Buck A 3846 47.519248.21213
  • Infanteriebunker Villiger-Buck A 3846 47.519118.21222
  • Artilleriebeobachtungsbunker «Schwobeblick» A 3847 47.5187628.211329
  • IK-Schild Villiger Buck A xxxx 47.518378.21157
  • Infanteriewerk Villiger-Buck A 3846
    Infanteriewerk Villiger-Buck A 3846
  • Zürcher Sappeurkompanie II/5 und Mitrailleurkompanie IV/104
    Zürcher Sappeurkompanie II/5 und Mitrailleurkompanie IV/104
  • Artilleriewerk Villiger-Buck A 3846
    Artilleriewerk Villiger-Buck A 3846
  • Beobachterwerk Villiger-Buck «Schwobeblick» A 3847
    Beobachterwerk Villiger-Buck «Schwobeblick» A 3847

Aktueller Zustand

Durch die Initiativen des Vereins Festungsmuseum Reuenthal und der Gemeinde Villigen wurden die von der Schweizer Armee nicht mehr benötigten Befestigungsbauten erworben, um sie zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.[2]

Literatur

  • Silvio Keller, Maurice Lovisa, Patrick Geiger: Militärhistorische Denkmäler im Kanton Aargau, VBS 2006

Weblinks

Commons: Sperrstelle Villigen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Schweizer Fernsehen vom 2. April 2015: Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal wächst: 30 neue Objekte
  • Kleines Stachelschwein: Grenzbrigade 5
  • Spurensuche Aktivdienst 1940: Sappeurkompanie II/5

Einzelnachweise

  1. Festung Oberland: Sperrstelle Villigen
  2. Originals vom 4. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.militaer-museum.ch

47.5242898.211675Koordinaten: 47° 31′ 27,4″ N, 8° 12′ 42″ O; CH1903: 658220 / 264014