Sperrstelle Weiach

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Infanteriebunker «Fisibach-Bleiche» A 5401

Die Sperrstelle Weiach war eine Grenzbefestigung der Grenzbrigade 6 der Schweizer Armee. Sie erstreckt sich auf dem linken Rheinufer von Kaiserstuhl über Weiach, Zweidlen bis Rheinsfelden/Glattfelden. Ihre Werke sicherten das Rheinufer und die Strassenachsen Richtung Zürcher Unterland. Sie gilt als militärhistorisches Denkmal von regionaler Bedeutung.[1]

Frühere Befestigungen

In prähistorischer Zeit suchten die Bewohner dieses Grenzgebietes Schutz auf den Höhen, wie die archäologischen Fundstellen der Fluchtburg und Wallanlagen auf der Ebnet/Fasnachtflue und dem Wörndel/«Leuenkopf» bei Weiach bezeugen. Auf dem «Leuechopf» gab es vermutlich einen mittelalterlichen Rundturm.[2][3]

Um 370 n. Chr. lösten germanische Vorstösse den Bau einer Reihe von römischen Befestigungen am Rhein aus. Auf dem Gebiet der Sperrstelle befanden sich römische Wachtürme und Rheinbefestigungen bei Leebern/Heidenbuck, im Hardwald und bei Zweidlen-Schlossbuck mit bis zu 2,5 m dicken Mauerfundamenten.[4]

Der Festungsbaumeister Hans Caspar Werdmüller erstellte 1706 die reformierte Kirche Weiach als Wehrkirche. Sie sollte zusammen mit der Pfarrscheune, dem Pfarrhaus und der Friedhofsmauer als militärischer Stützpunkt gegen die überwiegend katholisch geprägte Gemeine Herrschaft Grafschaft Baden dienen. Im Zweiten Villmergerkrieg bezog zürcherische Artillerie den befestigten Kirchhof, ohne dass es zu Kriegshandlungen kam. Das an der Grenze des Stadt Zürcher Herrschaftsgebietes gelegene Weiach diente als Korpssammelplatz für einen Teil der Zürcher Unterländer Truppen.

  • Römischer Wachtturm Hardwald
    Römischer Wachtturm Hardwald
  • Römischer Wachturm Zweidlen-Schlossbuck
    Römischer Wachturm Zweidlen-Schlossbuck
  • Wehrkirche Weiach um 1716
    Wehrkirche Weiach um 1716
  • Wehrkirche Weiach: Pfarrscheune
    Wehrkirche Weiach: Pfarrscheune

Geschichte

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Rhein eine befestigte Grenze. Glattfelden-Aarüti und Weiach-Raat gehörten zu den Schlüsselräumen der Grenzbrigade 6 im linken Abschnitt südlich des Rheins. Im Abschnitt zwischen Weiach und Rheinsfelden (Gemeinde Glattfelden) wurden zwei Verteidigungslinien mit zahlreichen Anlagen gebaut, wobei die zweite Verteidigungslinie nur noch teilweise erhalten ist.

Hinter dem Rhein als erste Verteidigungslinie erstreckten sich von Fisibach (AG) über Weiach bis Letten (Gemeinde Glattfelden) die Tankmauer und Bunker der zweiten Verteidigungslinie, von der noch alle grösseren MG Bunker erhalten sind. Die Tankmauer (T 2708), die sich über die gesamte Verteidigungslinie erstreckte, wurde zum grossen Teil rückgebaut.

Das Kraftwerk Rheinsfelden galt als Brücke, für die besondere Verteidigungsmassnahmen getroffen wurden. Stauwehr und der Stauwehrbrücke wurden zur Sprengung vorbereitet (Sprengobjekte SprO M0682 und M1907). Gegen einen Handstreich, wurde die Stauwehrbrücke in der Mitte mit Stacheldraht und einem Tor gesichert. Im Dach des Kraftwerksgebäudes (oberhalb des ehemaligen Zollhäuschens) wurde ein Maschinengewehrstand (A 5412) mit je einem Mg-Stand an beiden Ecken sowie mit kleineren Schiessscharten für Karabiner errichtet. Im Stollen des Stauwehr wurde eine zweite Waffenstellung errichtet. Bei zwei Bombenangriffen auf das Kraftwerk durch amerikanische Flugzeuge kamen am 9. November 1944 drei Zivilisten ums Leben.[5]

Während der Armee 61 wurden die Verteidigungslinien verstärkt. Die zweite Verteidigungslinie erhielt in den 1960er-Jahren VOBAG-Unterstände, Kugelbunker und Pak-Garagen. Vier Pak-Garagen für die mobile Panzerabwehr sind erhalten geblieben. Bei Weiach und Glattfelden bilden diese Anlagen eine dritte Verteidigungslinie hinter dem Rhein.

Mit Einführung der Armee 95 wurde die Grenzbrigade 6 zusammen mit allen anderen Grenzbrigaden und den drei Reduitbrigaden aufgelöst. 2012 wurden die letzten Sperrstellen und permanenten Befestigungen aufgegeben und entklassifiziert.

Sperrstelle Weiach

Mehrere Bunker der Sperrstelle Weiach (Armeebezeichnung Nr. 672) am Rheinufer und bei Zweidlen-Lätten liegen direkt an Wanderwegen.

  • Infanteriebunker «Weiach West» A 5371: MG 47.559068.43199
  • Infanteriebunker «Weiach Ost» A 5372 47.558868.4412
  • Infanteriebunker «Fisibach» A 5400: Mg 47.566438.40609
  • Infanteriebunker «Fisibach-Bleiche» A 5401: 2 Mg 47.574668.40606
  • Unterstand «Fisibach-Blöhliboden» A 5402 47.571228.41187
  • Infanteriebunker «Kaiserstuhl-Pumpenhaus» A 5403: 2 Mg 47.569948.41678
  • Unterstand «Weiach-Griesgraben» A 5404: 47.566178.42925
  • Infanteriebunker «Weiach-Griesgraben» A 5405 : Mg 47.566178.42925
  • Infanteriebunker «Weiach-Sädelbach A 5406»: 2 Mg 47.565978.43409
  • Unterstand «Weiach-Sädelbach A 5407»
  • Beobachterkaverne Hardwald 47.5697958.449185
  • Unterstand «Weiach-Griesgraben» F 6010: 47.565428.42904
  • Unterstand F 6022 47.549048.4463
  • Unterstand, Kommandoposten Kompanie F 6024 47.551528.44718
  • Unterstand F 6025 47.551018.4484
  • Unterstand, Kommandoposten F 6027 47.550228.45571
  • Pak-Garage F 6028 47.550168.45786
  • Geländepanzersperre T 2708 47.559338.44083
  • Strassenbarrikade, Permanente Minensperre PMS T 2719/21 47.551458.44566
  • Infanteriebunker «Weiach West» A 5371
    Infanteriebunker «Weiach West» A 5371
  • Infanteriebunker «Weiach Ost» A 5372
    Infanteriebunker «Weiach Ost» A 5372
  • Infanteriebunker «Ofen Ost» A 5374
    Infanteriebunker «Ofen Ost» A 5374
  • Pak-Garage Typ 22 «Ofen» F 6101
    Pak-Garage Typ 22 «Ofen» F 6101

Sperrestelle Zweidlen-Lätten

Die Sperrstelle Zweidlen–Lätten ZH (Armeebezeichnung Nr. 665) umfasste die Grenzbefestigung am Rhein östlich von Kaiserstuhl bis östlich Rheinsfelden sowie die zweite Verteidigungslinie von Zweidlen bis Laubberg-Dachsberg. Am Rhein und auf dem Laubberg wurden während des Aktivdienstes von 1939 bis 1941 vier Mg-Bunker und 17 Unterstände erstellt. Mitte der Sechzigerjahre wurden 40 moderne Anlagen und sieben Sprengobjekte gebaut.

  • Infanteriebunker «Ofen West» A 5373 47.562388.46156
  • Infanteriebunker «Ofen Ost» A 5374 47.563328.46491
  • Infanteriebunker «Zweidlen Hörnli» A 5375 47.564548.46913
  • Infanteriebunker «Letten» A 5376 47.569758.48164
  • Unterstand «Häuligraben» A 5379 47.5701628.489574
  • Infanteriebunker «Flüenen-Fisiloch» A 5386 47.57518.49999
  • Unterstand «Weiach-Rütern Gnepf A 5408»
  • Infanteriebunker «Hardwald» A 5410 47.572028.45651
  • Infanteriebunker «Zweidlen Station» A 5411 47.571968.46522
  • Infanteriebunker «EW Rheinsfelden» A 5412 (rückgebaut, von aussen nicht mehr sichtbar) 47.575148.47294
  • Unterstand U12 «Weissengraben» A 5413 47.575458.48111
  • Infanteriebunker «Lohwag West» A 5414 47.576518.48574
  • Infanteriebunker «Lohwag Ost» A 5415 47.576798.48732
  • Infanteriebunker «Zweidlen Hörnli» A 5375
    Infanteriebunker «Zweidlen Hörnli» A 5375
  • rückgebauter Infanteriebunker «EW Rheinsfelden» A 5412 unter der Dachecke (über dem ehemaligen Zollhäuschen)
    rückgebauter Infanteriebunker «EW Rheinsfelden» A 5412 unter der Dachecke (über dem ehemaligen Zollhäuschen)
  • Kubu Rheinsfelden
    Kubu Rheinsfelden
  • Infanteriebunker «Eglisau Bahnbrücke» A 5418
    Infanteriebunker «Eglisau Bahnbrücke» A 5418
  • Pak-Garage F 6082 47.556138.47296
  • Unterstand F 6083 47.556928.47334
  • Unterstand F 6085 47.554838.48716
  • Pak-Garage F 6086 47.555218.48712
  • Pak-Garage Typ 22 «Ofen» F 6101 47.562398.46323
  • Unterstand F 6103 47.559358.46467
  • Unterstand F 6104 47.559528.4657
  • Permanente Minensperre PMS T 2674 47.558458.47403
  • Permanente Minensperre PMS T 2734/35 47.55798.48437[6][7]
  • Geländepanzerhindernis Weiach T 2708
    Geländepanzerhindernis Weiach T 2708
  • GPH Ofen T 2708
    GPH Ofen T 2708
  • GPH Letten T 2708
    GPH Letten T 2708
  • Barrikadendepot Ofen
    Barrikadendepot Ofen

Sperrstelle Eglisau-Seglingen und Tössriedern-Wagenbrechi

Die Sperre Eglisau (Armeebezeichnung Nr. 659) mit den Rheinübergängen (Brückenkopf Eglisau) war wegen der strategischen Bedeutung der Bahnbrücke ein wichtiger Teil des Verteidigungsdispositivs. Zwischen 1935 und 1937 wurden Panzersperren und ein Infanteriewerk (A 5420) oberhalb der Strassenbrücke erstellt sowie vor dem Weltkrieg zwei Mg-Stände, als Fortsetzung der linksrheinischen Bunkerkette von Basel bis Stein am Rhein. Während den 1960er Jahren wurde die Sperre mit Unterständen und einer Pak Garage ergänzt. Sie gilt als militärhistorisches Denkmal von nationaler Bedeutung.[8]

Die Sperre Seglingen (Armeebezeichnung Nr. 660) ist die zweite Abwehrlinie hinter dem Rhein. Sie wurde 1941 bei der Seglinger Senke zwischen Hilten- und Rhinsberg (ca. 1 km südlich von Eglisau) mit drei Infanteriebunkern, einer Tankmauer und einem Höckerhindernis samt acht Durchlässen befestigt, um die Bahn- und Strassenverbindung Eglisau-Bülach sperren zu können. Im Kalten Krieg kamen über ein Dutzend moderne Unterstände hinzu. Die Sperre Wagenbrechi-Tössriedern (Armeebezeichnung Nr. 656) umfasst Anlagen der ersten Verteidigungslinie am Rhein und der zweiten bei der sogenannten «Wagenbrechi».[9]

  • Infanteriebunker «Chaibwies» A 5390 47.5712078.51393
  • Unterstand U12 Seglingen Birchstud A 5392 47.5667428.523979
  • Infanteriebunker Wölflishalde Nord A 5393 47.5645168.519655
  • Infanteriebunker Wölflishalde Süd A 5394 47.562468.519307
  • Unterstand U12 Wölflishalden Oberholz A 5395 47.5613968.517665
  • Unterstand U12 Lindirain alte Kiesgrube A 5396 47.5596118.522904
  • Infanteriebunker Eglisgrund A 5397 47.5614778.531021
  • Infanteriebunker «Chaibwies» A 5390
    Infanteriebunker «Chaibwies» A 5390
  • Infanteriebunker Wölflishalde Nord A 5393
    Infanteriebunker Wölflishalde Nord A 5393
  • Infanteriebunker Wölflishalde Süd A 5394
    Infanteriebunker Wölflishalde Süd A 5394
  • Infanteriebunker Eglisgrund A 5397
    Infanteriebunker Eglisgrund A 5397
  • Unterstand «Grossäcker» A 5416 47.579718.50027
  • Unterstand «Einsiedler» A 5417
  • Infanteriebunker «Eglisau Bahnbrücke» A 5418 47.577138.51016
  • Unterstand/ZMS «Seglingen Rheinbrücke» A 5419 47.5746728.521456
  • Infanteriebunker «Seglingen Rheinbrücke» A 5420 47.573878.521666
  • Infanteriebunker «Seglingen Widerlager» A 5421 47.5742188.524863
  • Infanteriebunker «Eglisau Bahnbrücke» A 5418
    Infanteriebunker «Eglisau Bahnbrücke» A 5418
  • Infanteriebunker Seglingen Rheinbrücke A 5420
    Infanteriebunker Seglingen Rheinbrücke A 5420
  • Infanteriebunker Seglingen «Widerlager» A 5421
    Infanteriebunker Seglingen «Widerlager» A 5421
  • Barrikade Strasse Eglisau Brücke T 2752 (oder T 2750)
    Barrikade Strasse Eglisau Brücke T 2752 (oder T 2750)
  • Infanteriebunker «Lochmühle» A 5422 47.5732898.525083
  • Unterstand U12 Lindirain N A 5423 47.5603358.526227
  • Infanteriebunker «Fuchsbach» Buchberg A 5424 47.5670898.54719
  • Lmg Bunker «Kanarienvogel» A 5425 Tössriedern 47.5670198.544185
  • Lmg Bunker «Bächlistellung» A 5426 Tössriedern 47.5611558.548847
  • Mg Bunker Tössriedern A 5427 Tössriedern 47.5563358.549637
  • Unterstand U12 Wagenbrechi Zieglen A 5428 47.5497978.54958
  • Infanteriebunker Wagenbreche Heimgarten A 5429 47.5487558.549465
  • Infanteriebunker Tössegg A 5431 47.5516438.556793
  • Pak-Garage Typ 22 Eglisau Bertlen F 6189 47.5824288.519262
  • Pak-Garage Typ 22 Galgenbuck F 6191 47.5789768.52294
  • Pak-Garage Typ 22 Wölflishalden Löchli F 6211 47.5641668.518651
  • Unterstand Wagenbrechi F 6239 47.5504578.547309
  • Pak-Garage U22 Wagenbrechi N F 6240 47.550358.548223
  • Geländepanzerhindernis GPH Seglingen Senke T 2748 47.5600558.525411
  • Barrikade Rheinbrücke Strasse Eglisau T 2752 47.5758818.522026
  • Sprengobjekt SprO Rheinbrücke Bahn Eglisau M0683 47.5774028.510293
  • SprO Rheinbrücke Strasse Eglisau M0684 47.5752178.521813
  • Infanteriebunker Wagenbrechi Heimgarten A 5429
    Infanteriebunker Wagenbrechi Heimgarten A 5429
  • Pak-Garage U22 Wagenbrechi F 6240
    Pak-Garage U22 Wagenbrechi F 6240
  • GPH Seglingen Senke T 2748 Ostende
    GPH Seglingen Senke T 2748 Ostende
  • GPH Seglingen Senke T 2748 Westende
    GPH Seglingen Senke T 2748 Westende

Literatur

  • Silvio Keller, Maurice Lovisa, Patrick Geiger: Militärische Denkmäler im Kanton Zürich, VBS 2004.
  • Robert Gubler: Grenzbrigade 6 1938-1994. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1994.
Commons: Sperrstelle Weiach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Sperrstelle Eglisau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Kommandant und Stab der Grenzbrigade 6: Die Auflösung von Traditionsverbänden. ASMZ Nr. 12/1994, doi:10.5169/seals-63266
  • Flickr: Sperrstelle Weiach
  • Bunkerfreunde: Anlagen Zweidlen
  • Bunkerfreunde: Anlagen Laubberg
  • Anlagen in der Region Sp Stel 656 Wagenbrechi-Tössriedern

Einzelnachweise

  1. Silvio Keller, Maurice Lovisa, Patrick Geiger: Militärhistorische Denkmäler im Kanton Aargau. VBS 2006
  2. Ulrich Brandenberger: Die Helvetier-Hypothese. Wie alt sind die Wallanlagen im Ebnet und auf dem Wörndel? Weiacher Geschichte(n) Nr. 76, Teil 1. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, März 2006, S. 14–19
  3. Ulrich Brandenberger: «Unbekannte Zeitstellung». Wie alt sind die Wallanlagen im Ebnet und auf dem Wörndel? Weiacher Geschichte(n) Nr. 76, Teil 2. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, April 2006, S. 15–22.
  4. Ulrich Brandenberger: «Verfluchter Platz». Liess ein römischer Wachtturm ihn bei den Weyachern in Verruf geraten? Weiacher Geschichte(n) Nr. 108. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 2008, S. 10–14.
  5. Ulrich Brandenberger: «Wie wenn Spaghetti vom Himmel fallen würden». WeiachBlog Nr. 1617 vom 1. Januar 2021.
  6. Festung Oberland: Sperrstelle 672 Weiach-Raat
  7. Festung Oberland: Sperrstelle 665 Zweidlen-Lätten
  8. Kleines Stachelschwein: Sperre Eglisau ZH
  9. Festung Oberland: Sperre Nr. 656 Wagenbrechi-Tössriedern ZH