Stern-Primzahl

In der Zahlentheorie ist eine Stern-Primzahl (vom englischen stern prime) eine Primzahl p {\displaystyle p} , welche sich nicht als Summe einer kleineren Primzahl und dem Doppelten eines Quadrats einer ganzen Zahl b 0 {\displaystyle b\not =0} darstellen lässt.[1][2][3]

Mit anderen Worten: Gibt es für eine Primzahl p {\displaystyle p} keine kleinere Primzahl q {\displaystyle q} und keine ganze Zahl b 0 {\displaystyle b\not =0} , so dass p = q + 2 b 2 {\displaystyle p=q+2b^{2}} gilt, dann nennt man p {\displaystyle p} Stern-Primzahl.

Etwas umformuliert erhält man: Eine Primzahl p {\displaystyle p} nennt man Stern-Primzahl, wenn p 2 b 2 P {\displaystyle p-2b^{2}\not \in \mathbb {P} } keine Primzahl ergibt für alle ganzzahligen b 0 {\displaystyle b\not =0} .

Diese Zahlen wurden erstmals am 18. November 1752 von Christian Goldbach in einem Brief an Leonhard Euler erwähnt (er vermutete damals, dass jede ungerade ganze Zahl die Form q + 2 b 2 {\displaystyle q+2b^{2}} mit ganzzahligem b {\displaystyle b} und primen q {\displaystyle q} hat) und etwa ein Jahrhundert später, im Jahr 1856, vom deutschen Mathematiker Moritz Stern genauer untersucht, nach dem diese Zahlen auch benannt wurden.[2]

Beispiele

  • Sei p = 137 {\displaystyle p=137} . Dann kann man von dieser Primzahl p {\displaystyle p} die ersten doppelten Quadratzahlen 2 b 2 {\displaystyle 2b^{2}} subtrahieren und kontrollieren, ob man eine Primzahl q {\displaystyle q} erhält:
137 2 1 2 = 135 = 3 3 5 P {\displaystyle 137-2\cdot 1^{2}=135=3^{3}\cdot 5\not \in \mathbb {P} } ist keine Primzahl.
137 2 2 2 = 129 = 3 43 P {\displaystyle 137-2\cdot 2^{2}=129=3\cdot 43\not \in \mathbb {P} } ist keine Primzahl.
137 2 3 2 = 119 = 7 17 P {\displaystyle 137-2\cdot 3^{2}=119=7\cdot 17\not \in \mathbb {P} } ist keine Primzahl.
137 2 4 2 = 105 = 3 5 7 P {\displaystyle 137-2\cdot 4^{2}=105=3\cdot 5\cdot 7\not \in \mathbb {P} } ist keine Primzahl.
137 2 5 2 = 87 = 3 29 P {\displaystyle 137-2\cdot 5^{2}=87=3\cdot 29\not \in \mathbb {P} } ist keine Primzahl.
137 2 6 2 = 65 = 5 13 P {\displaystyle 137-2\cdot 6^{2}=65=5\cdot 13\not \in \mathbb {P} } ist keine Primzahl.
137 2 7 2 = 39 = 3 13 P {\displaystyle 137-2\cdot 7^{2}=39=3\cdot 13\not \in \mathbb {P} } ist keine Primzahl.
137 2 8 2 = 9 = 3 2 P {\displaystyle 137-2\cdot 8^{2}=9=3^{2}\not \in \mathbb {P} } ist keine Primzahl.
137 2 9 2 = 25 < 0 {\displaystyle 137-2\cdot 9^{2}=-25<0}
Offensichtlich gibt es kein b > 0 {\displaystyle b>0} , sodass 137 2 b 2 P {\displaystyle 137-2\cdot b^{2}\in \mathbb {P} } eine Primzahl ist. Somit ist p = 137 {\displaystyle p=137} eine Stern-Primzahl.
  • Sei p = 97 {\displaystyle p=97} . Wieder kontrolliert man, ob man mit obigem Verfahren eine Primzahl q {\displaystyle q} erhält:
97 2 1 2 = 95 = 5 19 P {\displaystyle 97-2\cdot 1^{2}=95=5\cdot 19\not \in \mathbb {P} } ist keine Primzahl.
97 2 2 2 = 89 P {\displaystyle 97-2\cdot 2^{2}=89\in \mathbb {P} } ist eine Primzahl.
Man kann die Berechnung unterbrechen, weil man eine Primzahl q = 89 {\displaystyle q=89} und ein b = 2 0 {\displaystyle b=2\not =0} gefunden hat, sodass 97 2 b 2 = q P {\displaystyle 97-2\cdot b^{2}=q\in \mathbb {P} } eine Primzahl ist. Somit ist p = 97 {\displaystyle p=97} keine Stern-Primzahl. Diese so errechnete Primzahl q = 89 {\displaystyle q=89} ist in diesem Fall nicht die einzige Primzahl, die man auf diese Art erhalten kann. Ebenso ergibt auch 97 2 3 2 = 79 P {\displaystyle 97-2\cdot 3^{2}=79\in \mathbb {P} } und 97 2 5 2 = 47 P {\displaystyle 97-2\cdot 5^{2}=47\in \mathbb {P} } eine Primzahl. Es gibt für p = 97 {\displaystyle p=97} also drei Möglichkeiten, dass man mit p 2 b 2 {\displaystyle p-2\cdot b^{2}} eine Primzahl erhalten kann. Diese Darstellungen nennt man Goldbach-Darstellungen von p = 97 {\displaystyle p=97} .
  • Die einzigen bekannten Stern-Primzahlen sind die folgenden:
2, 3, 17, 137, 227, 977, 1187, 1493 (Folge A042978 in OEIS)
Es gibt bis 2 10 13 {\displaystyle 2\cdot 10^{13}} keine weiteren Stern-Primzahlen. Es ist unbekannt, ob es größere gibt.[1]
  • Die folgende Liste gibt alle bekannten ungeraden Zahlen n {\displaystyle n} an, nicht notwendigerweise Primzahlen, welche keine Goldbach-Darstellungen haben, welche also nicht von der Form n = q + 2 b 2 {\displaystyle n=q+2b^{2}} mit primen q {\displaystyle q} sind:
1, 3, 17, 137, 227, 977, 1187, 1493, 5777, 5993 (Folge A060003 in OEIS)
Diese Zahlen nennt man Stern-Zahlen. Nur zwei dieser Zahlen sind keine Primzahlen, nämlich 5777 und 5993.
  • Wie oben schon erwähnt, hat eine Zahl Zahl n {\displaystyle n} oft mehrere Goldbach-Darstellungen. Die folgende Liste gibt die kleinste Zahl n {\displaystyle n} an, die k {\displaystyle k} Goldbach-Darstellungen hat (mit aufsteigendem k = 1 , 2 , 3 , {\displaystyle k=1,2,3,\ldots } , wobei auch p = 1 {\displaystyle p=1} und b = 0 {\displaystyle b=0} erlaubt ist):
1, 3, 13, 19, 55, 61, 139, 139, 181, 181, 391, 439, 559, 619, 619, 829, 859, 1069, 1081, 1459, 1489, 1609, 1741, 1951, 2029, 2341, 2341, 3331, 3331, 3331, 3961, 4189, 4189, 4261, 4801, 4801, 5911, 5911, 5911, 6319, 6319, 6319, 8251, 8251, 8251, 8251, 8251 (Folge A007697 in OEIS)
Beispiel:
An der siebenten und achten Stelle der obigen Liste steht die Zahl n = 139 {\displaystyle n=139} . Tatsächlich gibt es für diese Zahl (in diesem Fall eine Primzahl) acht verschiedene (und somit auch sieben verschiedene) Goldbach-Darstellungen, so viel, wie keine andere kleinere Zahl vorher (bis zu dieser Zahl hatte n = 61 {\displaystyle n=61} den Rekord mit sechs Goldbach-Darstellungen):
139 = 139 + 2 0 2 {\displaystyle 139=139+2\cdot 0^{2}} mit 139 P {\displaystyle 139\in \mathbb {P} } , ist aber genau genommen laut der Definition von Stern-Primzahlen nicht erlaubt, weil b = 0 {\displaystyle b=0}
139 = 137 + 2 1 2 {\displaystyle 139=137+2\cdot 1^{2}} mit 137 P {\displaystyle 137\in \mathbb {P} }
139 = 131 + 2 2 2 {\displaystyle 139=131+2\cdot 2^{2}} mit 131 P {\displaystyle 131\in \mathbb {P} }
139 = 121 + 2 3 2 {\displaystyle 139=121+2\cdot 3^{2}} mit 121 = 11 2 P {\displaystyle 121=11^{2}\not \in \mathbb {P} } , also keine Goldbach-Darstellung
139 = 107 + 2 4 2 {\displaystyle 139=107+2\cdot 4^{2}} mit 107 P {\displaystyle 107\in \mathbb {P} }
139 = 89 + 2 5 2 {\displaystyle 139=89+2\cdot 5^{2}} mit 89 P {\displaystyle 89\in \mathbb {P} }
139 = 67 + 2 6 2 {\displaystyle 139=67+2\cdot 6^{2}} mit 67 P {\displaystyle 67\in \mathbb {P} }
139 = 41 + 2 7 2 {\displaystyle 139=41+2\cdot 7^{2}} mit 41 P {\displaystyle 41\in \mathbb {P} }
139 = 11 + 2 8 2 {\displaystyle 139=11+2\cdot 8^{2}} mit 11 P {\displaystyle 11\in \mathbb {P} }

Wissenswertes

  • Bei Primzahlzwillingen ( p , p + 2 ) {\displaystyle (p,p+2)} hat die größere der beiden Primzahlen die Goldbach-Darstellung p + 2 = p + 2 1 2 {\displaystyle p+2=p+2\cdot 1^{2}} .
  • Bei Primzahlvierlingen ( p , p + 2 , p + 6 , p + 8 ) {\displaystyle (p,p+2,p+6,p+8)} hat die größte dieser vier Primzahlen die Goldbach-Darstellung p + 8 = p + 2 2 2 {\displaystyle p+8=p+2\cdot 2^{2}} .
  • Schon Leonhard Euler vermutete, dass je größer eine Primzahl p {\displaystyle p} ist, desto mehr (Goldbach-)Darstellungen der Form p = q + 2 b 2 {\displaystyle p=q+2b^{2}} gibt es für diese Zahl. Deswegen war schon er der Meinung, dass die obige (kurze) Liste der 8 Stern-Primzahlen alle Stern-Primzahlen sind, die existieren.
  • Goldbach vermutete in seinem Brief an Leonhard Euler, dass jede ungerade ganze Zahl n {\displaystyle n} in der Form n = q + 2 b 2 {\displaystyle n=q+2b^{2}} mit primen q P {\displaystyle q\in \mathbb {P} } oder q = 1 {\displaystyle q=1} und a 0 {\displaystyle a\geq 0} geschrieben werden kann und führte als Beispiel unter anderem auch für die Stern-Primzahl p = 17 {\displaystyle p=17} eine Darstellung der Form 17 = 17 + 2 0 2 {\displaystyle 17=17+2\cdot 0^{2}} an.[2] Damit hat er auch für alle anderen Primzahlen Darstellungen der Form p = p + 2 0 2 {\displaystyle p=p+2\cdot 0^{2}} gefunden, die allerdings nicht der heutigen Definition von Stern-Primzahlen entsprechen, weil mittlerweile b 0 {\displaystyle b\not =0} verlangt wird. Insofern behauptete er, dass alle Stern-Zahlen (mit der heutigen Definition) Primzahlen sind. Mittlerweile sind aber zwei (ungerade) Stern-Zahlen bekannt, die keine Primzahlen sind, nämlich 5777 = 53 109 {\displaystyle 5777=53\cdot 109} und 5993 = 13 461 {\displaystyle 5993=13\cdot 461} , welche definitiv keine Darstellung der Form q + 2 b 2 {\displaystyle q+2b^{2}} besitzen. Somit irrte sich Goldbach.
  • Moritz Stern untersuchte ab 1856 mit seinen Studenten alle ungeraden Zahlen bis 9000 {\displaystyle 9000} und fand auch die beiden Stern-Zahlen 5777 {\displaystyle 5777} und 5993 {\displaystyle 5993} , welche keine Primzahlen sind. Allerdings führte er die Primzahl p = 17 {\displaystyle p=17} als kleinste Stern-Primzahl an und nicht die tatsächlich kleinste ungerade Stern-Primzahl p = 3 {\displaystyle p=3} . Der Grund dafür ist der, dass damals viele Mathematiker die Zahl 1 {\displaystyle 1} noch als Primzahl betrachteten,[4] weswegen p = 3 {\displaystyle p=3} nicht als Stern-Primzahl gegolten hat, weil diese Zahl die Darstellung 3 = 1 + 2 1 2 {\displaystyle 3=1+2\cdot 1^{2}} hat.[2]

Weblinks

  • Stern prime. In: PlanetMath. (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b Comments und Links zu OEIS A042978
  2. a b c d Laurent Hodges: A lesser-known Goldbach conjecture
  3. Toying with a lesser known Goldbach Conjecture…
  4. Chris K. Caldwell, Angela Reddick, Yeng Xiong: The History of the Primality of One: A Selection of Sources. Journal of Integer Sequences 15, Article 12.9.8, 2012, S. 1–40, abgerufen am 10. Februar 2020. 
VD
Primzahl­mengen
formelbasiert

Carol ((2n − 1)2 − 2) | Doppelte Mersenne (22p − 1 − 1) | Fakultät (n! ± 1) | Fermat (22n + 1) | Kubisch (x3 − y3)/(x − y) | Kynea ((2n + 1)2 − 2) | Leyland (xy + yx) | Mersenne (2p − 1) | Mills (A3n) | Pierpont (2u⋅3v + 1) | Primorial (pn# ± 1) | Proth (k⋅2n + 1) | Pythagoreisch (4n + 1) | Quartisch (x4 + y4) | Thabit (3⋅2n − 1) | Wagstaff ((2p + 1)/3) | Williams ((b-1)⋅bn − 1) | Woodall (n⋅2n − 1)

Primzahlfolgen

Bell | Fibonacci | Lucas | Motzkin | Pell | Perrin

eigenschaftsbasiert

Elitär | Fortunate | Gut | Glücklich | Higgs | Hochkototient | Isoliert | Pillai | Ramanujan | Regulär | Stark | Stern | Wall–Sun–Sun | Wieferich | Wilson

basis­abhängig

Belphegor | Champernowne | Dihedral | Einzigartig | Fröhlich | Keith | Lange | Minimal | Mirp | Permutierbar | Primeval | Palindrom | Repunit-Primzahl ((10n − 1)/9) | Schwach | Smarandache–Wellin | Strobogrammatisch | Tetradisch | Trunkierbar | Zirkular

basierend auf Tupel

Ausbalanciert (p − n, p, p + n) | Chen | Cousin (p, p + 4) | Cunningham (p, 2p ± 1, …) | Drilling (p, p + 2 oder p + 4, p + 6) | Konstellation | Sexy (p, p + 6) | Sichere (p, (p − 1)/2) | Sophie Germain (p, 2p + 1) | Vierling (p, p + 2, p + 6, p + 8) | Zwilling (p, p + 2) | Zwillings-Bi-Kette (n ± 1, 2n ± 1, …)

nach Größe

Titanisch (1.000+ Stellen) | Gigantisch (10.000+ Stellen) | Mega (1.000.000+ Stellen) | Beva (1.000.000.000+ Stellen)