Tibetaufstand 1959

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Tibetaufstand

Tibet innerhalb Chinas
Datum 10.21. März 1959
Ort Tibet
Ausgang Sieg der Volksbefreiungsarmee und Verbleib Tibets bei China
Konfliktparteien

Chushi Gangdruk

Volksbefreiungsarmee

Verluste
ca. 86.000 Tibeter und 2000 Chinesen

Der Tibetaufstand, der am 10. März 1959 in Lhasa, der Hauptstadt von Tibet, ausbrach, richtete sich gegen die kommunistische Regierung der Volksrepublik China. Obgleich eine tibetische Regierung bis 1959 bestand, war Tibet seit der Invasion durch die Volksbefreiungsarmee 1950 de facto unter chinesischer Herrschaft.[1] Der Jahrestag des Aufstands wird von vielen Tibet-Unabhängigkeitsgruppen als „Tag des Tibetaufstands“ begangen. Einige betrachten den Xunhua-Zwischenfall von 1958 als Vorläufer des tibetischen Aufstands.[2][3]

Geschichte

Vorgeschichte

Nachdem China das de-facto unabhängige Tibet gewaltsam annektiert hatte, einigten sich beide Parteien im Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets im Mai 1951. Obwohl im Rahmen dieses Abkommens Tibet Autonomierechte zugestanden wurden und das politische System und die freie Religionsausübung bewahrt werden sollen, verhielt sich China zunehmend repressiv gegenüber der tibetischen Bevölkerung. Es verordnete etwa Zwangsarbeiten an und schränkte die für Tibeter wichtige Religionsausübung ein.[4]

Die östlichen Provinzen Kham und Amdo wurden nicht der neuen chinesischen Verwaltungseinheit des Autonomen Gebiet Tibets zugeschlagen. Sie waren deshalb einer der ersten Gebiete, die von kommunistischen Reformen wie die Kollektivierung von Landflächen bzw. Güterproduktionen und die Zurückdrängung der Religion betroffen waren. Anfängliche bewaffnete Widerstände einiger Tibeter begannen dort schon 1956. Unterschiedliche Sichtweisen betonen einerseits, dass privilegierte Grundherren mit Widerstand auf Beendigung des Feudalsystems reagierten, andererseits, dass die Rotchinesen die kulturellen und sozialen Strukturen der Tibeter grundlegend missachteten. Jedenfalls hatten die roten Han-Chinesen erhebliche Schwierigkeiten sich in Tibet zu etablieren und geachtet zu werden, da sie kaum mit der lokalen Elite kooperierten, sie übergingen kulturelle Gepflogenheiten, konnten kein Tibetisch und grenzten sich durch eine gefühlte Überlegenheit gegenüber den Tibetern ab.[5]

Die Volksbefreiungsarmee reagierte schließlich mit der Stationierung zusätzlicher Truppen im östlichen Tibet. Die Angriffe von Widerstandskämpfern und die Repressalien der Volksbefreiungsarmee gegen Khampa-Widerstandsgruppen wie die Chushi Gangdruk wurden immer brutaler.[6] Die chinesische Regierung führte Strafaktionen gegen tibetische Dörfer und Klöster durch. Tibetische Exilanten behaupten außerdem, dass chinesische Offiziere drohten, die Residenz des Dalai Lama, den Potala-Palast, zu zerstören und den Dalai Lama selbst umzubringen, um die Aufständischen einzuschüchtern.[7] Im Laufe der Zeit wurden die Widerständler von der CIA ausgebildet und mit Waffen versorgt[8][9][10] und stießen auf weite Zustimmung in der Bevölkerung.[11] Die Rotchinesen sahen in den Widerstandsbewegungen einerseits eine erhebliche Gefahr für ihre Souveränitätsansprüche, andererseits sahen sie darin auch eine willkommene Steilvorlage, den Aufstand endgültig niederzuschlagen und einschneidende kommunistische Reformen per Zwang durchzuführen.[12] Sie schüchterten den Dalai Lama und die Lokalregierung ein und verlangten die Verurteilung der Aufstände, die tibetische Regierung hielt sich jedoch zurück.[11]

Aufstand in Lhasa 1959

Am 1. März wurde der 14. Dalai Lama Tendzin Gyatsho ungewöhnlicherweise dazu eingeladen, einer Theateraufführung beim Hauptquartier der Volksbefreiungsarmee außerhalb von Lhasa beizuwohnen. Der Dalai Lama, der sich gerade für seinen Lhrarampa-Geshe-Abschluss vorbereitete, verschob zunächst die Einladung, sodass der Termin auf den 10. März gelegt wurde. Am Vortag besuchten chinesische Armeeoffiziere den Chef der Leibwache des 14. Dalai Lamas. Dabei bestanden sie darauf, dass der 14. Dalai Lama ohne seine Leibwache zur Theateraufführung kommen und dass es entgegen aller Tradition keine öffentliche Zeremonie für seine Prozession von seiner Residenz zum Hauptquartier geben sollte.

Als die Nachricht von dieser Einladung in Lhasa verbreitet wurde, befürchteten Teile der tibetischen Bevölkerung, dass der Dalai Lama entführt werden sollte. Am 10. März versammelten sich etwa 30.000 Tibeter an der Residenz des Dalai Lama, um ihn an dem Besuch der Theateraufführung zu hindern. Allgemein wird dieses Ereignis als Beginn des Tibetaufstands gesehen, obwohl das chinesische Militär sich bereits im Dezember des Vorjahres Kämpfe mit Guerillaeinheiten außerhalb Lhasas geliefert hatte.

Am 12. März gingen erste Protestierende auf die Straßen Lhasas, um die Unabhängigkeit Tibets und damit die Befreiung von der chinesischen Herrschaft auszurufen. Daraufhin wurden erste Barrikaden in den Straßen der tibetischen Hauptstadt errichtet, sowohl chinesische als auch tibetische Militärkräfte verstärkten ihre Stellungen in Vorbereitung auf eine Auseinandersetzung innerhalb und außerhalb Lhasas. Die Tibeter sandten gleichzeitig einen Hilferuf an den indischen Gesandten.

Die chinesischen und tibetischen Truppenstellungen wurden in den darauffolgenden Tagen kontinuierlich verstärkt. Zusätzlich positionierte das chinesische Militär Teile seiner Artillerie außerhalb der Sommerresidenz der Dalai Lamas, des Norbulingka. Am 15. März bereitete das tibetische Militär eine Flucht des 14. Dalai Lama aus der Stadt vor, das Militär sollte dafür einen Fluchtkorridor freihalten. Diese Flucht war bereits länger geplant. Bis zu diesem Zeitplan hatte der Dalai Lama Kunstschätze und Goldstaub im Wert von 42 Millionen US-Dollar aus den Klöstern an die tibetanisch-indische Grenze schaffen lassen.[13] Am 17. März schlugen zwei chinesische Artilleriegeschosse in der Nähe der Residenz ein, was den Dalai Lama dazu veranlasste, sich ins Exil zu begeben.

Der offene Konflikt brach am Abend des 19. März mit der Bombardierung des Norbulingka und der Hauptklöster in Lhasa aus. Die Kampfhandlungen dauerten nur zwei Tage, da die tibetischen Kräfte zahlenmäßig weit unterlegen und schlechter bewaffnet waren.

Auswirkungen

Es wird geschätzt, dass es insgesamt während des Aufstandes etwa 89.000 Tote gab. Der Norbulingka wurde in etwa 800 Mal getroffen, eine unbekannte Anzahl an Tibetern starb in den Trümmern des Palastes. Lhasas drei Hauptklöster – Sera, Ganden und Drepung – wurden ebenso stark in Mitleidenschaft gezogen. Das chinesische Militär entwaffnete die restlichen Mitglieder der Leibwache des 14. Dalai Lamas, die in Lhasa geblieben waren, und richtete diese öffentlich hin. Zusätzlich fanden noch Hinrichtungen anderer Tibeter statt, die Waffen versteckt hatten. Unzählige Mönche wurden hingerichtet oder festgenommen, Klöster und Tempel wurden geplündert oder zerstört.

Siehe auch

Weblinks

Commons: 1959 Tibetan uprising – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Martina Meissner: 19.03.1959 – Bewaffneter Aufstand in Tibet. WDR ZeitZeichen vom 19. März 2014 (Podcast).

Einzelnachweise

  1. Chen Jian: The Tibetan Rebellion of 1959 and China’s Changing Relations with India and the Soviet Union. In: Journal of Cold War Studies. Band 8, Nr. 3, Sommer 2006, S. 54–101, doi:10.1162/jcws.2006.8.3.54 (englisch, Originals vom 29. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sites.fas.harvard.edu [PDF; 214 kB; abgerufen am 4. Juni 2022]).
  2. Siling Luo: 西藏的秘密战争,究竟发生了什么?(下). In: The New York Times. 22. Juni 2016, abgerufen am 1. Juli 2020 (chinesisch). 
  3. Jianglin Li: Tibet in Agony. Harvard University Press, 2016, ISBN 978-0-674-08889-4 (englisch, google.com). 
  4. Bundeszentrale für politische Bildung: Vor 70 Jahren: 17-Punkte-Abkommen zwischen China und Tibet. 20. Mai 2021, abgerufen am 18. Mai 2024. 
  5. A. Tom Grunfeld: The making of modern Tibet. 2nd Rev. ed Auflage. M.E. Sharpe, Armonk, N.Y 1996, ISBN 978-1-56324-714-9, S. 123 ff. Fehler in Vorlage:Literatur*** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
  6. John Kenneth Knaus: Orphans of the Cold War: America and the Tibetan struggle for survival. 1st ed Auflage. PublicAffairs, New York 1999, ISBN 978-1-891620-18-8, S. 134. Fehler in Vorlage:Literatur*** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
  7. Tibet Online - Why Tibet? - HISTORY LEADING UP TO MARCH 10TH 1959. In: Official Website of the Tibetan Government in Exile. 7. September 1998, archiviert vom Original; abgerufen am 18. Mai 2024. 
  8. Chicago Tribune | Chicago Tribune: THE CIA’S SECRET WAR IN TIBET. In: Chicago Tribune. 26. Januar 1997, abgerufen am 18. Mai 2024 (amerikanisches Englisch). 
  9. 342. Memorandum for the 303 Committee. Office of the Historian, 26. Januar 1968, abgerufen am 18. Mai 2024. 
  10. John B. Roberts II: Inside Story of CIA's Black Hands in Tibet. The American Spectator, Dezember 1997 (archive.org). 
  11. a b Sam Van Schaik: Tibet: a history. Yale Univ. Press, New Haven, Conn. 2011, ISBN 978-0-300-15404-7, S. 232. Fehler in Vorlage:Literatur*** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
  12. Chen Jian: The Tibetan Rebellion of 1959 and China’s Changing Relations with India and the Soviet Union. In: Journal of Cold War Studies. 2006, S. 69, archiviert vom Original; abgerufen am 18. Mai 2024. 
  13. Colin Goldner: Hinter dem Lächeln des Dalai Lama. (Vortrag Uni Wien am 18. Mai 2012).