Kathy Kirby

Kathy Kirby beim ESC 1965 in Neapel, 20. März 1965.

Kathy Kirby (eigentlich Catherine Ethel O’Rourke[1]; * 20. Oktober 1938 in Ilford, Essex, England; † 19. Mai 2011 in London, England[2]) war eine britische Sängerin. Bekannt wurde sie in den 1960er Jahren in ihrem Heimatland mit verschiedenen Titeln sowie der Teilnahme am Eurovision Song Contest.

Leben

Früher Erfolg

Als ihre Sopranstimme in frühen Jahren erkennbar wurde, fasste Kathy Kirby den Entschluss, Opernsängerin zu werden. Nachdem sie 1956 im Ilford Palais den britischen Bandleader Bert Ambrose getroffen hatte, war der Grundstein für ihre Karriere gelegt. Sie schloss sich seiner Band an und sollte dort auch drei Jahre lang bleiben. Auch später noch war Ambrose Kirbys Manager und Mentor, bis er 1971 starb.

Im Laufe der Jahre wurde ihr Aussehen eines ihrer Markenzeichen; wegen ihrer blondierten Haare und knallrot geschminkten Lippen wurde sie oft mit Marilyn Monroe verglichen, was ihr den Spitznamen „Blonde Bombshell“ einbrachte. Dass sie 1963 und 1964 vier Top 20 Hits in den britischen Charts hatte, verhalf ihr zu einem weiteren Spitznamen: „The Golden Girl of Pop“.

Kirby war zunächst bei Pye Records unter Vertrag, wo zwei erfolglose Singles erschienen, Love Can Be (1960) und Danny (1961). Danach wechselte sie zu Decca Records, wo sie bis 1967 blieb. Im Juli 1961 nahm sie an der dritten Ausgabe des Songfestivals von Knokke teil. Das britische Team gewann in diesem Jahr. Kirbys erste Decca-Single Big Man (1962) kam nicht in die Charts. Erst mit ihrer Neuauflage des Stücks Dance On! der Instrumentalband The Shadows gelang ihr im Herbst 1963 der Durchbruch. Die Single erreichte im September 1963 Platz 11 der britischen Single-Charts. Im gleichen Jahr trat Kirby regelmäßig in der Musik-Varietéshow Stars and Garters des britischen Fernsehsenders ATV auf, was sie einem größeren Publikum vorstellte (die Leser der britischen Zeitung Weekend wählten Stars and Garters zur besten TV-Show des Jahres 1963).

Dieser Erfolg führte zu ihrer eigenen BBC-Show, The Kathy Kirby Show (1964–1966), in der unter anderem Adam Faith, Tom Jones, Billy Fury und andere populäre britische Sänger der 1960er Jahre Gastauftritte hatten. Für jede Ausgabe erhielt Kirby 1000 Pfund Sterling, was sie zur damals bestbezahlten britischen Sängerin machte.

Im November 1963 erschien Kirbys erfolgreichste Single, eine Coverversion des Lieds Secret Love, das zehn Jahre zuvor ein Nr. 1-Hit für Doris Day gewesen war. Kirbys Version erreichte Platz 4 der britischen Single-Charts und Platz 1 in Australien. Ende 1963 erschien zudem ihr Debütalbum 16 Hits from Stars and Garters. Im Februar 1964 erreichte sie mit Let Me Go, Lover, das 1955 ein Hit für Ruby Murray gewesen war, Platz 10. Im Mai 1964 gewann Kirby in der Kategorie „Top British Female Singer of 1963“ der Musikzeitschrift New Musical Express; eine Auszeichnung, die im Jahr zuvor an Helen Shapiro gegangen war und die im nächsten Jahr an Dusty Springfield gehen würde. Im November desselben Jahres trat Kirby neben Cilla Black, Brenda Lee und den Bachelors bei der jährlichen Royal Variety Performance im London Palladium auf.

Teilnahme am Eurovision Song Contest

1965 wurde Kathy Kirby von der BBC ausgewählt, Großbritannien beim Eurovision Song Contest zu vertreten. Wie in den 1960er und 1970er Jahren üblich, stellte die ausgewählte Kandidatin sechs Titel in einer Fernsehsendung namens A Song for Europe vor; anschließend wurden die Zuschauer aufgefordert, per Postkarte über den Sieger abzustimmen. Alle sechs Titel wurden zudem von Kathy Kirby im Londoner Decca-Studio aufgenommen und am 27. Februar 1965 zusammen auf einer EP unter dem Titel „A Song for Europe“ veröffentlicht (die EP erreichte Platz 9 der UK EP Top 20 Charts). I Belong (komponiert von Daniel Boone unter dem Alias Peter Lee Sterling, getextet von Phil Peters) war der klare Sieger der Vorentscheidung.

Alle Titel mit Ergebnis

Nr. Titel Postkarten Platz
1. I’ll Try Not to Cry 96.252 2
2. Sometimes ? 6
3. My Only Love 61.993 3
4. I Won’t Let You Go ? 5
5. One Day ? 4
6. I Belong 110.945 1

[3]

Beim Contest in Neapel am 20. März 1965 erreichte Kathy Kirby einen zweiten Platz hinter der Vertreterin für Luxemburg France Gall mit 26 Punkten. Bemerkenswerterweise war dies die beste Platzierung, die je ein Teilnehmer von der Startnummer zwei aus erreichen konnte. Außerdem nahm sie im Gedenken an das Gastgeberland Italien eine italienische Fassung ihres Beitrages mit dem Titel Tu sei con me auf. I Belong war Kirbys letzte Single, die die britischen Verkaufscharts erreichte (Nr. 36).

Das viertplatzierte Stück One Day, komponiert von Chris Andrews, wurde im gleichen Jahr von Andrews’ Schützling Sandie Shaw für ihr zweites Album Me aufgenommen (Shaw war 1967 die erste britische ESC-Gewinnerin). My Only Love stammte aus der Feder von Tom Springfield, I Won't Let You Go war eine Komposition von Tony Hatch, Sometimes war ein Beitrag von Leslie Bricusse und I'll Try Not to Cry stammte von Les Reed und Barry Mason.

Spätere Jahre

Im Mai 1965 trat Kathy Kirby in den USA in der The Ed Sullivan Show auf, eine seltene Ehre für eine britische Sängerin. Im Sommer desselben Jahres hatte sie mit The Way of Love den einzigen Charterfolg ihrer Karriere in den amerikanischen Billboard-Charts. Es handelte sich um eine Komposition von Jacques Diéval, die ursprünglich mit dem Titel J'ai le mal de toi für die französische Teilnahme am Eurovision Song Contest 1960 gedacht gewesen und von Al Stillman mit einem neuen, englischen Text versehen worden war. Das Stück wurde 1966 von Dalida, 1968 von Françoise Hardy und 1971 von Cher für ihr Album Gypsys, Tramps & Thieves gecovert.

1966 sang Kirby die Titelmelodie für die britische Abenteuerserie Adam Adamant Lives!. 1967 wechselte sie nach fünf erfolgreichen Jahren bei Decca zu Columbia Records, wo 1968 ihr drittes Studioalbum My Thanks to You erschien. Zwischen 1967 und 1973 nahm sie zwölf weitere Singles auf, darunter Coverversionen von Frank Sinatras My Way, Rod McKuens I'll Catch the Sun und Peggy Lees Is That All There Is?, die jedoch nicht an frühere Erfolge anknüpfen konnten. In den 1970er Jahren hatte sie noch diverse Fernsehauftritte.

1971 starb Kirby Förderer Bert Ambrose, was sich negativ auf ihre Karriere auswirkte. In den 1970er Jahren wurden finanzielle und gesundheitliche Probleme, ein Selbstmordversuch und ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik bekannt, was sie jedoch nicht von Auftritten im Fernsehen und zwei weiteren Singles bei unterschiedlichen Labels abhielt. Eine Ehe mit einem ehemaligen Londoner Polizisten endete früh in einer Scheidung. In den frühen 1980er Jahren trat sie noch einmal mit einer Coverversion des Charles-Aznavour-Songs She und damit einhergehenden Interviews und Fernsehauftritten in Erscheinung. Danach gab sie ihren Rückzug aus dem Showgeschäft bekannt und lebte bis zu ihrem Tod 2011 zurückgezogen in London. Mehrere lukrative Comeback-Angebote lehnte sie ab. Kirby war kinderlos. Ihre Nichte Sarah Jane Clemence ist seit 2008 mit Mark Thatcher verheiratet.

2005 kam Kathy Kirby nochmals öffentlich ins Gespräch, als ihre Biografie Secrets, Loves and Lip Gloss zusammen mit ihrer offiziellen Website, die unter dem Motto My Thanks to You steht,[4] veröffentlicht wurde.

Diskografie

Studioalben

Jahr Titel
1963 16 Hits from Stars and Garters
1965 Make Someone Happy
1968 My Thanks to You

Alle drei Studioalben wurden von Peter Sullivan produziert. Das Album Secret Love erschien 1963 nur in Südafrika. Des Weiteren sind diverse EPs, CDs und Compilations erschienen.

Singles

Jahr Titel B-Seite UK-Charts
1960 Love Can Be Crush Me
1961 Danny Now You’re Crying
1962 Big Man Slowly
1963 Dance On Playboy 11
1963 Secret Love You Have to Want to Love Him 4
1964 Let Me Go, Lover The Sweetest Sounds 10
1964 You’re the One Love Me Baby 17
1964 Don’t Walk Away No Regrets
1965 I Belong I’ll Try Not to Cry 36
1965 The Way of Love Oh Darling, How I Miss You
1965 Where in the World That Wonderful Feeling of Love -
1966 Spanish Flea Till the End of Time
1966 Adam Adamant Theme Will I Never Learn
1967 No One’s Gonna Hurt You My Yiddishe Momme -
1967 In All the World Time -
1967 Turn Around Golden Days
1968 I Almost Called Your Name Let the Music Start
1968 Come Back Here with My Heart Antonio
1969 I’ll Catch the Sun Please Help me, I’m Falling
1969 Is That All There Is? Knowing When to Leave
1970 My Way Little Green Apples
1970 Wheel of Fortune Lucky
1971 So Here I Go Yes – I’ve Got
1972 Do You Really Have a Heart Dream on, Dreamer
1973 Here, There and Everywhere Little Song for You
1973 Singer With the Band Hello Morning
1976 My Prayer Nobody Loves Me Like You Do
1981 He Nobody Loves Me Like You Do

Weblinks

Commons: Kathy Kirby – Sammlung von Bildern
  • Offizielle Website
  • Englische Fanseite
  • Literatur von und über Kathy Kirby im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Kathy Kirby bei IMDb
  • Zusammenfassung von Kathy Kirbys Karriere

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. Singer Kathy Kirby dies aged 72. Abgerufen am 20. Mai 2011 (englisch). 
  3. geocities.ws
  4. kathykirby.me.uk (Memento des Originals vom 29. Oktober 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kathykirby.me.uk

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Gewinner: Luxemburg France Gall
2. Platz: Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Kathy Kirby • 3. Platz: FrankreichFrankreich Guy Mardel

Belgien Lize Marke • Danemark Birgit Brüel • Deutschland Bundesrepublik Ulla Wiesner • Finnland Viktor Klimenko • Irland Butch Moore • Italien Bobby Solo • Jugoslawien Vice Vukov • Monaco Marjorie Noël • NiederlandeNiederlande Conny Vandenbos • Norwegen Kirsti Sparboe • OsterreichÖsterreich Udo Jürgens • Portugal Simone de Oliveira • SchwedenSchweden Ingvar Wixell • Schweiz Yovanna • Spanien 1945 Conchita Bautista

Normdaten (Person): GND: 134637895 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2006056797 | VIAF: 267149196300274791008 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Kirby, Kathy
ALTERNATIVNAMEN O’Rourke, Catherine Ethel (wirklicher Name)
KURZBESCHREIBUNG britische Sängerin
GEBURTSDATUM 20. Oktober 1938
GEBURTSORT Ilford, Essex, England, Vereinigtes Königreich
STERBEDATUM 19. Mai 2011
STERBEORT London, England