BMW R 52

BMW R 52, Bj. 1928 in der Pinakothek der Moderne, München

Die BMW R 52 ist ein Tourenmotorrad in der 500-cm³-Klasse des deutschen Motorradherstellers BMW.

In der Bauzeit von 1928 bis 1929 wurden 4377 R 52 produziert.

Geschichte

Entwicklung

Ab Juli 1928 produzierte BMW die R 52 für die 500-cm³-Klasse; zusammen mit der ebenfalls neuen und weitgehend baugleichen R 62 für die 750-cm³-Klasse.[1]

BMW führte mit diesem Motorrad das Baukastenprinzip weiter. Fahrwerk und Getriebe mit Grundmotor sind weitgehend baugleich; die Differenzierung für die Hubraumklassen mit 500 cm³ und 750 cm³ und nach Sport- und Tourenmodellen wird durch zwei Kurbelwellen mit um 10 mm unterschiedlichen Hüben, dafür passenden Zylindern mit gleicher Bohrung und kopf- oder seitengesteuerte Zylinderköpfen und Zylindern umgesetzt.

Die R 52 ist das letzte Motorrad von BMW in dieser Hubraumklasse mit SV-Ventilsteuerung.

Vermarktung

Die Produkteinführung – zunächst die beiden Tourenmotorräder R 52 und R 62 und kurz darauf die beiden Sportmodelle R 57 und R 63 – erfolgte im bescheidenen Rahmen, denn auf der Deutschen Automobil-Ausstellung im November 1928 in Berlin wurden bereits die neuen Modelle mit Pressstahlrahmen vorgestellt.[1]

Sie ist als Tourenmodell mit seitengesteuertem Motor das Schwestermodell der R 57, die als Sportmodell ausgelegt war. Die R 52 ist zusammen mit den weiteren Rohrrahmentypen R 57, R 62 und R 63 noch im Jahr 1931 in den Verkaufsprospekten aufgeführt.

Vorgängerversion

Der Vorgänger der R 52 ist das Modell BMW R 42 mit 9 kW/12 PS und dem im Wesentlichen gleichen Rohrrahmen mit Kardanwellenantrieb. Von dieser unterscheidet sich die R 52 durch die auf 200 mm vergrößerte Vorderradbremse und durch den neu konstruierten Motor, der mit einer Bohrung von 63 mm und einem Hub von 78 mm als Langhuber konzipiert ist.

Technik

Der Rahmen ist aus Stahlrohr geschweißt und wegen seiner großen Stabilität für den Beiwagenbetrieb geeignet.

Motor

Der Motor mit der Bezeichnung M 57 ist als längs eingebauter Zweizylinder-Boxer-Viertaktmotor mit SV-Ventilsteuerung ausgelegt. Ab der Motornummer 50761 wurde die Einscheibentrockenkupplung durch eine Zweischeibentrockenkupplung ersetzt.[2]

Antrieb

Die R 52 hat ein handgeschaltetes Getriebe mit Antriebswelle auf der rechten Seite des ungefederten Hinterrades.

BMW bezeichnete die Kraftübertragung vom Getriebe zum Hinterrad als „Kardanantrieb“, die Antriebswelle als „Kardanwelle“ und das Getriebegehäuse am Hinterrad als „Kardangehäuse“ – technisch richtig handelt es sich lediglich ein Wellenantrieb des Hinterrades, da es keine Kardangelenke gab.[3]

Das horizontal teilbare Getriebegehäuse ist direkt an das Motorgehäuse angeflanscht. Die Eingangswelle mit 3 Gängen wird direkt von der Einscheiben-Trockenkupplung im Schwungrad der Kurbelwelle angetrieben. Die Ausgangswelle treibt über eine Hardyscheibe in direkter Verlängerung die Antriebswelle an.

Das Gehäuse des Kegelradantriebs an der Hinterachse hat eine Ölfüllung. Das Getriebe ist erstmals mit Öl gefüllt – bei der R 42 wurde dort noch mit Fett geschmiert.[3]

Der Kickstarter wird rechtwinklig zur Fahrzeuglängsachse betätigt; die aufwändige Kegelradumlenkung im Getriebegehäuse entfällt nun.[4]

Technische Daten

Kenngröße Daten der R 52[3]
Bohrung 63 mm
Hub 78 mm
Hubraum 482 cm³
Leistung 12 PS (9 kW) bei 3400 min−1
Höchstgeschwindigkeit 95 km/h
Leergewicht 152 kg (mit Beiwagen 230 kg)
Zuladung 210 kg
Tankinhalt 12,5 Liter

Siehe auch

Literatur

  • Tragatsch: Alle Motorräder. ISBN 3-87943-410-7.
  • Udo Stünkel: BMW-Motorräder Typenkunde : Alle Serienmodelle ab 1923. Delius Klasing, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7688-2451-4. 

Weblinks

Commons: BMW R 52 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • BMW R 52. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 2. Juli 2020 (Dossier des BMW Group Archivs). 

Einzelnachweise

  1. a b Produktionsbeginn der Motorradmodelle R 52, R 62, R 57 und R 63. In: BMW Geschichte. BMW AG, Juli 1928, abgerufen am 2. Juli 2020 (Dokument im BMW Group Archiv). 
  2. Motor und Getriebe der BMW R 52. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1928, abgerufen am 2. Juli 2020 (Dokument im BMW Group Archiv). 
  3. a b c Handbuch für BMW-Räder Type R 52 und R 62. In: BMW Geschichte. BMW AG, Juni 1928, abgerufen am 2. Juli 2020 (Dokument im BMW Group Archiv). 
  4. Ersatzteil-Liste und Tafeln für die BMW Zweizylinder Krafträder Typ R 52 und R 62. In: BMW Geschichte. BMW AG, Juli 1930, abgerufen am 2. Juli 2020 (Dokument im BMW Group Archiv). 


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Nachkriegszeit

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1955–1969

R 26R 27R 50RS 54 (Rennmotorrad)R 60R 69R 50/2R 60/2R 50 SR 69 S

„Strich-Fünfer“
1969–1973

R 50/5R 60/5R 75/5

„Strich-Sechser“
1973–1976

R 60/6R 75/6R 90/6R 90 S

„Strich-Siebener“
1976–1985

R 60/7R 75/7R 80/7R 100/7R 100 SR 100 RSR 100 RTR 100 CS

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Vierventil-Boxer (2. Generation)
2004–2013

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Wasser-Boxer (1. Generation)
2013–2019

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